Brief eines Lehrers - von Karl Gugler, Lehrer an der AHS-Theodor Kramerstraße
Und wieder einmal wurde uns vorgeführt, wie man erfolgreich Löhne senkt! Wer hätte das in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gedacht, dass das so einfach geht?
Man nehme dazu das Wort Reform. Landläufig versteht man darunter so etwas wie Neuordnung und Aktualisierung – und schon begeht man einen massiven Fehler: man denkt ans Positive, ans Verbessernde. Die Kapitalisten und ihre Büttel, die Politiker, denken da anders: sie denken ans Billigere. So haben sie es ja auch an ihren Wirtschaftsuniversitäten gelernt. Wenn du eine Produktionskette am Laufen hast und Profite scheffelst, dann lege deine Hände nicht in den Schoß, sondern senke deine Kosten für Material und Löhne, kontrolliere, ob dein Absatz gleich bleibt – und schon hast du noch mehr Profit. Da freuen sich die Büttel dann und nennen es „gesunde Wirtschaft“. Neuerdings sei da etwas Sand ins Getriebe geraten. Schwarze Schafe hätten sich eingeschlichen. Die seien zu gierig gewesen, verdienten gar nicht, was sie verdienen, seien eine Plage (Heuschrecken!) und neuerdings sogar kriminell (Bankster!). Und damit „wir“ und „unsere Wirtschaft“ nicht den Bach runtergehen, müssten wir jetzt solidarisch sein.