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Ganztagsschule und Nachmittags“betreuung“!

  • Sonntag, 20. Juni 2010 @ 12:09
Briefe eines Lehrers - von Karl Gugler

Es ist ja schon eine tolle Idee, die Infrastruktur eines Schulgebäudes nicht nur für Unterricht, sondern auch für Freizeitgestaltung benützen zu dürfen. Und dabei müsste es nicht immer nur ums Fußballspielen gehen. So ein Haus könnte noch viel mehr anbieten als Ping-Pong-Tische, Wutzler und die obligate Kinderbuch- und Brettspielesammlung. Da träume ich dann gerne vom gemeinsamen Musik machen auf schuleigenen Musikinstrumenten oder dem freien Experimentieren in den Physik-, Chemie- oder Biologieräumen. Oder es gäbe einen Schulteich mit einem geräumigen Steg, auf dem man mit den schuleigenen Mikroskopen die Flora und Fauna dieses Süßwasserbiotops untersuchen und bewundern könnte. In den Räumen für Technisches Werken wäre wahrscheinlich ganz schön Betrieb, ginge es darum, einen Unterstand oder eine wetterfeste Hütte für diesen Teich zu planen und zu bauen. Und säße ich jetzt nicht alleine beim Ideen sammeln, käme wahrscheinlich ein noch viel umfangreicherer Katalog an Möglichkeiten dabei heraus.

Und dann läutet der Wecker und du bist aufgewacht aus deinen pädagogischen Träumen. Das kostet doch alles viel zu viel. Schließlich herrscht Krise! Der ganze Schulbetrieb ist sowieso schon viel zu teuer. Da würde man ja einen ganzen Stab von Betreuer/inne/n brauchen. Und es leuchtet ja den gelernten Staatsbürger/inne/n auch ein, dass das alles leider nicht geht, wenn die Wirtschaft nonstop von Krise zu Krise eilt, eine Reform nach der anderen als oberstes Ziel immer nur die Senkung der Kosten verfolgt. Da müssen wir dann schon realistisch sein.

Und dieser Realismus zeigt dann, wie viel „Betreuung“ wir uns leisten können. Da stehen dann Sitzmöbel, Tische und Regale herum, die irgendwelche Eltern spendiert haben, weil sie für die Verwendung in der privaten Wohnung bereits als zu schäbig empfunden werden. Einladend gestaltete und professionell ausgestattete Räume z.B. mit funktioneller Tischbeleuchtung? Dass ich nicht lache! Experimentieren und Mikroskopieren? Da könnte ja etwas zu Bruch gehen. Und wer bezahlt das dann? Wo ist das Personal, das die vielen Dinge in Schuss hält oder wieder in Ordnung bringt? Die heldenmütigen Betreuer/innen der Lehrmittelsammlungen sind doch mit der Pflegearbeit für den normalen Unterrichtsbetrieb schon völlig überfordert.

Wenn in einer Küche nichts schmutzig werden und nichts kaputt gehen darf, weil niemand da ist, der reinigt, sortiert und den ursprünglichen sauberen Zustand wieder herstellt, dann darf dort erst gar nicht gekocht werden. Dann werden die Leute, für die dort gekocht werden sollte, aber auch verhungern. Bei diesem Verhungern zusehen zu müssen, ist aber alles andere als lustig.

Die Frau BM Schmied fährt in der Zwischenzeit ja geradezu einen Schmusekurs mit den Lehrer/inne/n. Ihre Mitarbeiter haben ihr nämlich geflüstert, dass in den nächsten 10 Jahren sehr viele alte – ist gleich: teure – Lehrer/innen in Pension gehen werden. Na dann! Da bleiben dann ja vielleicht ein paar Euros übrig für ein paar neue Tische .....

Aber Banken und Spekulanten zocken bereits wieder mit Milliarden – mit dem Geld, das WIR erarbeiten. Und wenn sie dann wieder einmal gerettet werden müssen, werden das wieder WIR ihnen bezahlen (müssen).