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Herzlichen Dank, Frau Präsidentin!

  • Dienstag, 8. April 2008 @ 07:01
Brief eines Lehrers - von Karl Gugler, AHS Theodor Kramerstraße

Aufrichtig! Ich habe mich wirklich gefreut über Ihre Entscheidung, dass jede/r Schüler/in der Donaustadt, der/die einen AHS-Platz braucht, den jetzt auch innerhalb des Wohnbezirkes erhalten wird. Diese Kosten werden jetzt nicht mehr gescheut. Vielleicht hat das auch ein bisschen mit dem Wiener Wahltermin in 2 Jahren zu tun. Das aber relativiert das Faktum nicht. Danke!

Voll werden sie sein - unsere zusätzlichen ersten Klassen in der AHS Theodor Kramer Straße. Übervoll schon wird unser Haus sein. Statt 32 - dem Hauskonzept entsprechenden - Klassen werden jetzt schon 37 geführt; nächstes Schuljahr werden es 39 sein, danach 41! Und NACH den Wahlen?

Aber Sie können sich darauf verlassen: wir haben Erfahrung mit dem Zusammenrücken, mit den Reibereien, die Wanderklassen nach sich ziehen, mit den nicht mehr existierenden Teilungsräumen und den entschwundenen Nachmittags"betreuungs"räumen, mit den bereits besetzten Sonderunterrichtsräumen für Chemie, Werken oder Zeichnen. Wir gehen zum Sportunterricht in Nachbarschulen - 10 Minuten hin, 10 Minuten zurück, macht 30 Minuten Sport netto. Wir bringen im 80-Platz-Lehrerzimmer 114 unter! Wir wickeln den Alltag mit 1,5 Sekretär/inn/en ab, obwohl uns schon 2,0 zu stünden. Wir überschreiten lächelnd die 25er Klassengröße und erhöhen pflichtgemäß auf 30. Einzig und allein die EDV wird mitwachsen, wenigstens die Anzahl der Säle - ob das das Mobiliar und die Computeranzahl auch tun, ist bereits mehr als fraglich.

Das Konzept von PISA war noch nie, festzustellen, unter welchen Bedingungen gute Schüler/innen/leistungen zustande kamen und schon gar nie werden es etwa künstlerische Leistungen oder solche in Geschichte oder gar in Philosophie sein, weil das alles kapitalistisch nicht verwertbar und deshalb also obsolet ist. Hauptsache ist, dass nicht alle, die sich darum bewerben, die positiven Abschlusszeugnisse erhalten. Schließlich muss auch jemand beim BILLA die Regale einräumen und es kann nun einmal nicht jeder Arzt/Ärztin oder Rechtsanwalt/Rechtsanwältin werden. Und wenn es in der Hauptsache doch nur ums Ausgeschieden werden geht oder eben dessen Vermeidung, dann sind die Bedingungen, die sich aus unvorteilhaften Unterrichtssituationen ergeben natürlich zweitrangig bis egal. Nur wir Lehrer/innen glauben unermüdlich ans Wahre, Gute und Schöne und kämpfen um gute Bedingungen.

Angesichts des "Endsieges des Kapitalismus" und seiner Heuschrecken ist dieser Kampf allerdings naiv, aussichts- und hoffnungslos.

Karl GUGLER
schulprobleme@kpoe.at oder oder 0650 - 481 38 33

PS: Die Aufstockung der Schulplätze in den Donaustädter AHS kann nicht über die Notwendigkeit der Einführung der Gesamtschule hinweg täuschen, weil sie leistungsschwache und leistungsstarke Schüler/innen nicht schon im Kindesalter auseinander reißt, sondern erst mit 14. Die Selektion dann, in der Phase der Hochpubertät, zu vollstrecken ist - dieser Einwand sei erlaubt - aber ganz sicher auch nicht der pädagogischen Weisheit letzter Schluss.