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Ansichten eines Schülers zum Thema Gesamtschule

  • Freitag, 21. Dezember 2007 @ 06:30
Georg Sutterlüty, ein ehemaliger Gymnasiallehrer in Wien und Bregenz, derzeit freier Journalist und Historiker, beschrieb die Schule folgendermaßen:

In der Schule herrscht das Enge, das Kleinkarierte Schule versinnbildlicht für mich daher die ständige Herausforderung der bestmöglichen Organisation des Nichtwollens."

Ich finde, dass Sutterlüty mit dieser Aussage über die Schule, zumindest in Österreich, die Realität recht gut getroffen hat. Viele Lehrer bringen einfach ihren Lehrstoff und verlassen danach wieder die Klasse. Auf eventuelle Zusammenhänge mit anderen Gegenständen wird meist nicht eingegangen. Als schwächerer Schüler kann man sich schon gar keine Förderung erwarten. Dadurch entsteht ein Zweiklassensystem bestehend aus Hauptschule bzw. Mittelschule und Gymnasium.

Bei der PISA-Studie, bei der ein Vergleich des Bildungsstandes der teilnehmenden Staaten durchgeführt wird, sieht man die Nachteile dieses Systems. Viele Staaten mit guten Platzierungen in der PISA-Auswertung haben schon vor langer Zeit eine Gesamtschule eingeführt.

Die Gesamtschule bietet den Vorteil, dass schwächere Schüler gemeinsam mit besseren und begabten Schülern in eine gemeinsame Schule gehen. Jeder Schüler soll dabei die Förderung bekommen, die er braucht. Doch eine solche Form der Schule kostet Geld, da selbstverständlich wesentlich mehr Lehrkräfte benötigt würden und die Klassenschülerhöchstzahl, über die ja immer wieder diskutiert wird, stark vermindert werden müsste. Auch daher bleibt der Staat lieber bei unserem bisherigen System. Das kostet weniger und das Geld gibt man für andere Dinge aus.

Statt einer Einführung der Gesamtschule sind Stundenkürzungen und Personaleinsparungen an den Schulen Realität. Der Druck auf die Schüler wird erhöht, die mehr Lehrstoff in weniger Zeit bewältigen müssen. Deshlab wollen viele Schüler nicht gerne in die Schule gehen und sind unmotiviert. Auch immer mehr Lehrer unterrichten ohne jegliche Motivation. Die Kluft zwischen guten und schlechten Schülern wird immer größer, da unmotivierte Lehrer nicht dazu in der Lage sind, zu fördern.

Meiner Meinung nach sollte eine "Bildungsinstitution des Wollens" dieses Zweiklassensystem aufheben. Dies ist auch insofern wichtig, da derzeit über die Noten in der Volksschule bestimmt wird, wer in welche Schulform gehen muss. Auch wenn einige Eltern Bedenken gegen eine Gesamtschule haben, empfinde ich diese Schulform als die Beste.

Ich selber besuchte in der Unterstufe ein Gymnasium, wo ein gesamtschulartiger Schulversuch durchgeführt wurde. Dabei wurde von den Lehrern versucht, jeden Schüler zu fördern. Sobald man gefördert und gefordert wird geht man auch lieber zur Schule. Sind die Schüler motiviert, macht es auch den Lehrern wieder mehr Freude zu unterrichten.

Derzeit ist es auch leider so, dass Migrantenkinder und Kinder aus ärmeren Familien vorwiegend Mittel- bzw. Hauptschulen besuchen. Jeder der es "irgendwie schafft" besucht zumindest in Wien ein Gymnasium. Dabei aber auch nicht vergessen sollte man, dass auch soziale Kompetenzen eine große Rolle spielen. Auch das sollte man in der Schule mitbekommen. Bildung besteht nicht nur aus Fachwissen sondern dazu gehört auch soziale Kompetenz. Mit Fachwissen alleine ohne auch seine unterschiedlichen sozialen Erfahrungen auszutauschen wird man im Leben nicht weit kommen. Gerade für eine spätere Arbeit im Team wäre das besonders wichtig.

Früher oder später wird unser derzeitiges Bildungssystem in sich zusammen brechen, wenn wir nicht bald etwas ändern. Die Gesamtschule als Schulversuch war ein erster Schritt dazu, jetzt wäre es an der Zeit sie flächendeckend einzuführen. Dazu ist aber auch ein Umdenken in der Bevölkerung notwendig, aber dieses Umdenken hat gerade erst begonnen.

Peter Höllisch,

Schüler, besucht derzeit die 3 Klasse einer HTL

Kaktusbericht über eine Diskussion im Stadtschulrat zum Thema Gesamtschule