Willkommen bei KAKTUS - Online / KPÖ-Donaustadt 

Wo ein Wille, ist auch eine Bahnstrecke

  • Donnerstag, 19. September 2024 @ 06:46
Öffis statt noch mehr Töffis
meint Georg Högelsberger

Wien hat wirklich einige Besonderheiten. Manche davon sind allerdings negativer Natur, wie wir nur allzu gut wissen. So ist Wien eine der wenigen großen Hauptstädte Europas, die keinen Bahnring besitzt, auf dem man sich parallel zum Zentrum fortbewegen könnte. Gerade in unserem Bezirk ist dieses Manko deutlich zu spüren, was vielen DonaustädterInnen deutlich bewusst ist. Und keiner versteht so richtig, warum es noch keinen gibt...

Leider nur behelfsmäßig

Diesen Sommer wurde viel an der S-Bahn Stammstrecke gearbeitet, was dazu geführt hat, dass die ÖBB ihren Zugverkehr umstellen mussten. Eine dieser vorübergehenden Behelfsmaßnahmen erwies sich für den 22. Bezirk als praktisch: Der REX1 vom Hauptbahnhof nach Břeclav wurde bis zur Abzweigung bei der Erzherzog-Karl-Straße über die S80 Strecke und weiter über die größtenteils vom Güterverkehr genutzten Schienen nach Süßenbrunn geführt. Von dort aus ging und geht es wieder über die gewohnte Strecke. Das Ergebnis des Provisoriums war, dass man von Stadlau aus bequem, schnell und vor allem direkt nach Süßenbrunn gelangte – eine Linienführung, die auch im gesamten Wiener Verkehrskonzept Sinn ergäbe, bedenkt man die Möglichkeit, von dort aus weiter in den 21. Bezirk fahren zu können.

Sinnvolle Vorschläge gibt es genug

Diese bereits bestehende Verbindung dauerhaft (und häufiger als 1x in der Stunde) für den Personenverkehr zu nutzen, wird von Seiten der KPÖ schon lange vorgeschlagen. Der erste diesbezügliche Plan stammt aus dem Jahr 1954! ( siehe Kaktusbericht vom 5.1.2024) Nur leider tut sich diesbezüglich nichts. Anstatt also gleich aktiv zu werden und die Erweiterung der Öffis um einen sinnvollen S-Bahnring in Wien voranzutreiben, ist die sommerliche Linienführung wieder in der Versenkung verschwunden. Die zahlreichen und sogar kostengünstigen Projektvorschläge, wie etwa der vom KAKTUS bereits vor einigen Jahren vorgestellte „Schmetterling“, der ausschließlich bereits bestehende Gleiskörper nützen würde, werden von den ÖBB geflissentlich ignoriert.

Auf das Bild klicken, dann wird es groß!

Woran hapert's?

Offensichtlich am politischen Willen. Am Geld kann es jedenfalls nicht liegen: Eine neue U-Bahnlinie, die das Zigfache kostet, ist ja gerade in Bau. Die Frage, warum man einen Flächenbezirk, der eine Ausweitung und Verbesserung der Öffis wirklich dringend nötig hat, einfach nicht beachtet, bleibt offen...

Oder doch nicht? Schließlich brauchen wir die Öffis bald gar nicht mehr so dringend, wo wir doch eine schöne neue, teure, laute und stinkende Stadtstraße bekommen, die – so man Bezirksvorsteher Nevrivy glaubt – unsere Verkehrsprobleme lösen wird. Das Motto dabei: Wer es grün haben will in der Donaustadt, der kann sich ja ein grünes Auto kaufen.

Friss oder stirb!

Klar ist, dass diese Art der Politik eindeutig auf eine heimliche Erpressung abzielt. Wie sonst könnte die SPÖ ihre tolle Straße als Segen verkaufen? Wenn die Öffis in der Donaustadt hervorragend wären, würde sich doch jeder fragen: Wozu brauchen wir die Stadtstraße eigentlich? Nur, indem man den öffentlichen Verkehr mangelhaft bleiben lässt, lassen sich solche Projekte in der Stadt noch rechtfertigen.

Schluss damit! Was wir wirklich brauchen, sind bessere Angebote und Konzepte in Sachen Öffis! Anstatt die Donaustadt systematisch zuzubetonieren, brauchen wir vernünftige und zukunftsorientierte Lösungen für die Menschen, die hier leben! In allen Bereichen!