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Streng geschützt - oder doch nicht?

  • Donnerstag, 22. August 2024 @ 12:18
von Margarete Lazar und Bernhard Spuller

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In den letzten Jahren wurden verschiedene Tierarten, die einmal in unseren Breiten ihren Siedlungsraum hatten, wieder angesiedelt, nachdem man mit Verwunderung entdeckt hatte, dass sie auf Grund der Tatsache, dass die Menschen die gleichen oder ähnliche Nahrungsmittel verzehren, rücksichtslos gejagt und beinahe ausgerottet worden waren.

Nun leben wir bekanntlich in einer Überflussgesellschaft, und täglich werden Tonnen von Lebensmitteln entsorgt. Aber wenn sich Tiere erdreisten, uns etwas wegzunehmen, werden wir gnadenlos, wie man bei den Wölfen so schön sehen kann.

Feldhamster fressen keine Schafe, aber sie fressen unter anderem gerne Getreide und Feldfrüchte, und darum wird ihnen der Garaus gemacht.

Inzwischen gibt es den Artenschutz, und so denkt der gutgläubige Mensch, alles sei gut. Allerdings hat er nicht mit der Hinterlist der Menschheit gerechnet, denn es gibt selbst für die „streng geschützten Arten" in den Gesetzen noch die Möglichkeit, die irgendjemand im Wege stehenden Tiere „aus dem Verkehr" zu nehmen, wie wir ja in letzter Zeit sehr häufig erleben dürfen.

Aber worum geht es uns heute?

Um ein kleines, putziges Tier, das Tier des Jahres 2024, das streng geschützt und vom Aussterben bedroht ist, nämlich den Feldhamster. In der letzten Berichtsperiode gemäß Art. 17 der FFH-Richtlinie (2013–2018) ist der Erhaltungszustand des Feldhamsters (Cricetus cricetus) in der kontinentalen biogeographischen Region in Österreich ungünstig-schlecht (U2). Der Feldhamster hat die Angewohnheit - wie der Name schon sagt - sich in Feldern einzubuddeln und da kommt er, sie können es sich vorstellen, den PolitikerInnen, den BauträgerInnen und den Baufirmen in die Quere.

Aber dafür gibt es einen Ausweg, nämlich einen Antrag auf Erteilung einer Ausnahmegenehmigung, dass die Feldhamster gerade in dem Fall, wenn wieder eine Riesensiedlung angelegt werden soll, als offensichtlich nicht so schützenswert zu betrachten wären. Im Zeitraum 2015 bis 2022 wurden alle 31 (!) Anträge auf Erteilung einer derartigen Ausnahme durch den Magistrat der Stadt Wien positiv beschieden.

Aber unser Klimastadtrat Czernohorszky hat wieder die Lösung für die weitläufige Zerstörung gefunden. Er kürte kurzerhand den Kindergarten in der Neilreichgasse zum „Habitat für Feldhamster" und behauptet nun in einer kürzlichen OTS Aussendung, dass

Wien ein Auge auf Lebensräume geschützter Arten

hat. Dem folgt eine ausführliche Beschreibung des Feldhamsters, die irgendwie an „Brehms Tierleben" erinnert. Da Feldhamster sehr scheue Tiere sind, werden sie sich in einem doch beschränkten Kindergarten kaum wohlfühlen, ja, es klingt fast wie Tierquälerei.

Gut gemeint, Herr Stadtrat, aber es erinnert fatal an Ihre Klein-klein Strategien bei den er den „Wäldchen" und das Tomaten züchten auf den Balkonen, das sogenannte „Garteln" . Wenn Sie wirklich ein Auge auf geschützte Arten haben, dann stellen Sie sich mutig gegen die Verbauung der 8,3 ha bei der Süßenbrunner Straße, denn dort haben nicht nur Feldhamster ihr Habitat sondern auch die geschützten Zauneidechsen. Oder dürfen wir die dann in unseren Badezimmern halten?