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Kein Kind zurücklassen - ein gutes Motto

  • Donnerstag, 2. Mai 2024 @ 11:15
Schulprobleme Aber ohne zusätzliche Investitionen ins Personal wird dies nicht gelingen!

Nach der MA 56 und der Bildungsdirektion haben wir nun ein Schreiben vom Büro des Bildungsstadtrats Wiederkehr erhalten. Wir hatten nachgefragt, welche konkreten Pläne für die MS Kagran, Afritschgasse bestehen, die Schüler_innen unterzubringen, die via Familiennachzug nach Wien kommen.

Zur Erinnerung:
Vor einigen Wochen hatte die Schule Schlagzeilen damit gemacht, dass Eltern, Lehrer_innen, Schüler_innen, Direktor und Anrainer_innen gegen die Aufstellung von Containerklassen auf dem Sportplatz der Schule protestierten.

Denn die MS Afritschgasse ist eine jener Schulen, die als geeignet befunden wurden, ab nächstem Schuljahr mehr Schüler_innen unterzubringen. Es stand die Befürchtung im Raum, dass durch die Container zu viel Platz verstellt wird und die bereits jetzt an der Schule befindlichen Schüler_innen – für sie gehört Sport zum Ausbildungsschwerpunkt – nicht mehr ausreichend Platz haben. Auch die Kinder und Jugendlichen der unmittelbaren Nachbarschaft, die den Platz in außerschulischen Zeitfenstern nutzen, würden durch die Container in ihrem Bewegungsbedürfnis eingeschränkt.

Siehe dazu auch Kaktusbericht vom 6.4.2024

Das Konzept

Die Mobilklassen dienen nicht der ausschließlichen Unterbringung von Schüler_innen aus der Familienzusammenführung, stellt das Büro des Bildungsstadtrats klar. Generell wächst aber die Bevölkerung der Bundeshauptstadt, Wien hat viele Schulen neu errichtet, bestehende saniert und ausgebaut, um auf den Bevölkerungszuwachs, speziell auch in Bezirken wie der Donaustadt, dem mittlerweile einwohnerstärksten Wiener Bezirk, zu reagieren. Rund 100 neue Klassen sind pro Jahr im gesamten Stadtgebiet neu zu schaffen, alleine im Pflichtschulbereich.

Laut Schreiben des Büros des Bildungsstadtrats sind die Mobilklassen nur ein erster Schritt und eine vorübergehende Maßnahme, um den für das Schuljahr 2024/25 erwarteten Schülerandrang zu bewältigen. Die Container, die übrigens bestens ausgestattet sind, werden ehestmöglich durch Zubauten ersetzt.

Davon zu unterscheiden sind die „Orientierungsklassen“, die im Rahmen der Familienzusammenführung nötig werden, um Kindern und Jugendlichen, die neu nach Wien kommen, ein gutes Ankommen im Schulsystem zu ermöglichen, heißt es im Schreiben. In diesen Klassen werden je 15 Kinder maximal zwei Monate lang auf den Regelunterricht vorbereitet, auch die Eltern der betroffenen Kinder und Jugendlichen erhalten vielfältige Informationen in deren Muttersprache. Nach zwei Monaten sollen die Schüler_innen einen regulären Schulplatz in einer Stammschule erhalten. Der Unterricht in der Orientierungsklasse wird von zwei Lehrkräften geführt, einer mit Sprachkenntnissen in der Herkunftssprache der Kinder und einer mit Schwerpunkt Deutsch als Zweitsprache.

All dies sind wahrlich enorme Herausforderungen, aber die Stadt signalisiert ihren Willen, das Beste aus der Situation zu machen und das ist sehr begrüßenswert. Angesichts der bewundernswerten Fähigkeit von Kindern, in kürzester Zeit eine Fremdsprache zu lernen, macht es Sinn, die zugewanderten Kinder ehestmöglich mit Kindern mit deutscher Muttersprache in Kontakt zu bringen.

Was sagt die Gewerkschaft?

Da es letztlich die vor Ort tätigen Lehrer_innen sind, auf deren Schultern die Umsetzung der Vorhaben der Stadtverwaltung ruht, soll in diesem Zusammenhang der Vertreter der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft zu Wort kommen. Er verweist auf die Schwachstelle, die sich offenbar am Übergang zwischen Orientierungsklasse und Regelklasse befindet. Einzelne Lehrer_innen würden leider zu oft mit den zu bewältigenden Aufgaben alleine gelassen: Kinder mit noch kaum vorhandenen Deutsch-Kenntnissen, mit traumatisierenden Erfahrungen gleichzeitig mit solchen im Regelschulsystem befindlichen zu unterrichten, werde allzu oft der Normalfall. Die daraus entstehende Überlastung führt zu häufigen Krankenständen, zu Burnout und nicht selten zu Berufsunfähigkeit. Der Kern des Problems liege darin, dass Förderlehrer_innen laufend zweckentfremdet eingesetzt werden, da sie jeden Krankenstand, jede dadurch frei werdende Klasse abdecken müssen. Deshalb braucht es dringend „Support-Teams“ (Unterstützungs-Teams), d.h., eines Pools an Lehrer_innen, der nach Bedarf die ausfallenden Lehrer_innen ersetzt. Die Idee dahinter ist, die regulär unterrichtenden Lehrer_innen insofern zu entlasten, als sie nicht jede freie Stunde mit Supplierungen oder Gruppenenzusammenlegungen konfrontiert sind, die jede pädagogische Arbeit ad absurdum führen, sondern ihnen zu ermöglichen, sich wirklich auf Unterricht, Erziehung und Beziehungsarbeit zu konzentrieren, so der Vertreter der Lehrer-Gewerkschaft.

Diesem wünschen wir an dieser Stelle eine laute Stimme und die Unterstützung von Lehrer_innen und Eltern, damit diese Forderungen auch durchgesetzt werden. Denn mit der Bereitstellung der nötigen Infrastruktur alleine ist die Mammutaufgabe nicht zu bewältigen. Deren Gelingen ist für die Zukunft der einzelnen Betroffenen wie der gesamten Gesellschaft von größter Wichtigkeit. Schließlich sind die Kinder von heute die Erwachsenen von morgen.