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„Wenn du Frieden willst, so rüste zum Krieg"

  • Dienstag, 9. April 2024 @ 15:12
Linker Diskurs zur rechten Zeit
Ein Diskussionsbeitrag von Georg Högelsberger

Manches kommt wohl nie aus der Mode. Dieser für die europäische Militärgeschichte so wichtige Satz ist das beste Beispiel dafür. Schon seit der Antike wird er im Interesse der Mächtigen verwendet, um deren Kriege zu rechtfertigen, und heute wird er wieder einmal abgestaubt und stolz hervorgeholt. In allen Medien Europas geht es seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine immer wieder um diesen Satz, wenn auch unterschiedlich formuliert.

Hier kommt eine kleine Analyse:

Grundlegendes zum Krieg

Oft wird angenommen, Krieg und Frieden seien wie Henne und Ei. Was war zuerst da? Denkt man so darüber nach, wird man auf keine Antwort kommen, denn die Geschichte der Kriege ist endlos lang. Um ihr Wesen zu verstehen, muss man einen etwas anderen Blickwinkel einnehmen, nämlich sie als ein Werkzeug eines Staates zu verstehen, seine Interessen mit Waffengewalt durchzusetzen. Staatsinteressen sind wiederum von den Machtverhältnissen im Inneren abhängig – kurz gesagt von den Parteien, Fraktionen und Lobbyisten. Solche, die nach der Ausweitung ihrer Macht streben, werden dem Krieg eher zugeneigt sein, denn dazu eignet er sich auf verschiedene Weise hervorragend.

Krieg nach außen und nach innen

Scheinbar richtet sich der Krieg nur gegen einen äußeren Gegner. Tatsächlich aber ist er eine gewaltige soziale und wirtschaftliche Unternehmung und wirkt somit auch nach innen, in die Gesellschaft hinein. Es wird ein starkes „Wir-Gefühl" erzeugt, denn „wir" müssen gegen „Die Anderen" unbedingt gewinnen. Krieg ist nichts anderes als der Versuch der möglichst kompletten Vereinnahmung der Gesellschaft durch die Obrigkeit und treibt sowohl die Unterwerfung der „Anderen" als auch die der „eigenen Leute" voran.

Motor des Krieges: Konkurrenz

Staatsinteressen stehen wie alle Interessen anderen gegenüber, gegen die sie sich durchsetzen müssen. Das erzeugt Konkurrenz, die wiederum einen hervorragenden Motor für den Krieg abgibt, da sie, einmal gestartet, sich wie eine Kettenreaktion fortsetzt. Konkurrenz bedeutet, man muss besser, reicher, mächtiger, etc. sein als der Andere. Dieses Streben nach mehr besteht aber nicht nur zu einem bestimmten Moment, sondern setzt sich in der Zukunft fort: Man muss morgen immer noch besser, reicher, etc. sein als der andere, was unternommene Anstrengungen, auf ein Höchstmaß steigen lässt. Genau hier setzt der Krieg an, als ein extremes Mittel zur Durchsetzung der eigenen Interessen gegen einen Konkurrenten. Man kann ihn auch mit dem regelmäßigen Auftreten einer Wirtschaftskrise im Kapitalismus vergleichen. Beide haben –– einen enorm zerstörerischen Effekt, der am Ende eines langen Wettstreits um Macht steht, welchen aber niemand je gewinnen könnte, da ein solcher Wettstreit sich ins Unendliche fortsetzen würde.

Friede…

...wird demnach nicht einfach das Gegenteil von Krieg sein. Da Krieg eine Folge des Konkurrenzkampfs zwischen unterschiedlichsten Interessen ist, wird er immer wieder reproduziert. Friede ist also nur dann zu verstehen, wenn man ihn nicht als Kampfpause betrachtet, sondern als eine Abkehr von dieser Form des Wettkampfes. Friede muss global werden, und vor allem ein Bekenntnis zum friedlichen Miteinander sein und damit ein Abschwören vom Konkurrenzdenken gegenüber anderen Staaten, Völkern und Gemeinschaften.

Daher gilt: „Wenn du Frieden willst, so bereite den Frieden vor!"

Wer mit mir über meinen Beitrag ins Gespräch kommen will, ist herzlich willkommen. Wir können uns bei Veranstaltungen der KPÖ-Donaustadt treffen, oder Sie schreiben mir einfach: donaustaedter@kpoe.at