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Schnellbahnring für Wien – zu wenig, zu spät

  • Dienstag, 2. April 2024 @ 07:00
KAKTUS-Kommentar von Bernhard Gaishofer - Bezirkssprecher der KPÖ-Donaustadt

Ende vergangenen Jahres kündigte die Wiener Stadtregierung im Zuge einer „Machbarkeitsstudie“an, dass ein Schnellbahnring für Wien „möglich und sinnvoll“ sei.

Konkret sieht der Plan vor, Umstiegsmöglichkeiten in Hütteldorf und beim Praterkai für die schon vorhandenen Linien S45 und S80 zu schaffen und so einen „S-Bahnring“, wobei die Bezeichnung „Ring“ genaugenommen nicht zutrifft, zu etablieren. Zu diesem Zweck soll die S45, welche derzeit beim Handelskai endet, über die neuen Stationen Reichsbrücke und Donaumarina bis zum Praterkai verlängert werden. Es sei ein Takt von vier Zügen pro Stunde geplant.

Allzu früh sollte man sich jedoch nicht freuen. Bis es soweit kommt, wird noch einiges an Zeit vergehen: Der früheste Baubeginn ist für 2032 angesetzt, eine mögliche Öffnung der Verbindung wird für 2040 „untersucht“

Eine Verlängerung der S45 wurde eigentlich bereits im „Masterplan Verkehr 2003“ aufgenommen. Warum es nun für eine Machbarkeitsstudie zwanzig Jahre brauchte und für die Umsetzung wiederrum fast zwanzig Jahre veranschlagt werden, wirkt durchaus skurril und ist in Anbetracht der Tatsache, dass sich Wien immer wieder gerne als „Klimamusterstadt“ präsentiert, eigentlich ein Trauerspiel. Spannend ist in diesem Zusammenhang, dass es seitens der KPÖ bereits im Jahr 1953 die Forderung nach einem S-Bahnring für Wien gab!

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Cisdanubien-Ring

Bei aller Kritik in Bezug auf die Meldung dieser neuen Verbindung, sowohl was die lange Umsetzungsdauer, als auch die Tatsache, dass es sich eigentlich um keinen „Ring“, sondern um die Schaffung von Umstiegsmöglichkeiten zweier Linien handelt, betrifft, so ist dieses Projekt, so es denn wirklich umgesetzt wird, grundsätzlich begrüßenswert.

Wie so oft liegt der Teufel aber im Detail. Es zeigt sich, dass es sich keineswegs um einen „S-Bahnring“ für ganz Wien handelt, da wieder einmal die großen, transdanubischen Flächenbezirke Floridsdorf und Donaustadt, für welche leistungsstarke Öffi–Verbindungen absolut notwendig sind, nicht beachtet wurden.

So bedarf es beispielsweise endlich leistungsstarker Öffiverbindungen zwischen Floridsdorf und Donaustadt bzw. auch quer durch Transdanubien. Möglichkeiten vor Jahrzehnten eingestellte Verbindungen wieder für den Personenverkehr zu reaktivieren, gäbe es einige, beispielsweise die Strecke zwischen Erzherzog-Karl-Straße und Leopoldau. Auch das Konzept des „Wiener Schmetterlings“ (eine Art achterförmige S-Bahnführung um und durch Wien), über welches der KAKTUS schon in der Vergangenheit berichtet hat, würde eher an einen wirklichen S-Bahnring herankommen als das aktuell vorgestellte Konzept.

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Neue Hochleistungsverbindungen?

Neuerdings kann in diversen Bezirksmedien gelesen werden, dass es hinsichtlich der viel kritisierten fehlenden Öffi – Schnellverbindungen zwischen Floridsdorf und Donaustadt zu „massiven“ Verbesserungen kommen wird. So wird einerseits die Bim Linie 27, bei der es sich faktisch um die Erweiterung der Linie 26 um sechs Stationen handelt (Siehe Kaktusbeitrag vom 2.12.2021), als neues verbindendes Element zwischen U6 Station Floridsdorf, U1 Station Kagraner Platz und U2 Station Aspern Nord bejubelt. Ebenso wird die Buslinie 28A, welche im Zusammenhang mit dem Linien 29A und 29B neu organisiert wird als neue Verbindung zwischen Eipeldauer Straße und Breitenlee angepriesen.

Nicht dass Missverständnisse entstehen: Jede Verbesserung des öffentlichen Verkehrs ist begrüßenswert, dennoch sind die Jubelmeldungen, dass es sich bei diesen Projekten um die Lösung hinsichtlich von Öffi-Querverbindungen in Transdanubien handelt, ziemlich übertrieben. Letztlich wird nichts daran vorbeiführen, dass für wirklich leistungsstarke Verbindungen die S-Bahn oder Schnellbusse erforderlich sind.

Apropos S80

Als gelernte Donaustädter*in ist man aus den vergangenen Jahren auch Kummer mit der grundsätzlich guten Verbindung S80 gewohnt: Sei dies nun die Schließung von der Haltestellen Hausfeldstraße und Lobau oder der noch immer vorhandene Halbestundentakt, welcher eigentlich bereits vor Jahren hätte verbessert werden sollen.

Dazu kommt ein seit dem 4. März bis 1. Juli (!) andauernder neuerlicher Ausfall der Linie S80 wegen Streckenmodernisierungen und Erhaltungsarbeiten, diesmal zwischen Hauptbahnhof und Aspern Nord. Als Alternative werden die Linien REX8, REX81 und R81angeboten. Ob dies für diesen Zeitraum ein vernünftiger Ersatz sein wird, darf bezweifelt werden, wir hoffen jedoch, dass es zumindest nach Abschluss dieser Infrastrukturarbeiten endlich zu den schon lange versprochenen Verbesserungen der Linie S80 kommen wird.