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Alles Gute zum 70er, liebe Donaustadt!

  • Montag, 16. September 2024 @ 07:54
wünscht KPÖ-Bezirkssprecher Bernhard Gaishofer in der aktuellen KAKTUS-Zeitungsausgabe

Die Donaustadt feiert in diesem Jahr ihren 70. Geburtstag.

1954 wurden die heutigen acht Bezirksteile zum 22. Bezirk zusammengefasst, welcher somit den flächenmäßig (und seit kurzem auch bevölkerungsmäßig) größten Teil Wiens bildet. Grund genug, sich ein paar Entwicklungen des Bezirks genauer anzusehen.

Wohnen & Mobilität

Seit den 1950er Jahren ist die Gegend von einem starken Bevölkerungswachstum gekennzeichnet. Lebten hier 1961 rund 57.137 Menschen, sind es 2024 bereits 220.794. Insofern ist der Wohnbau wichtig, neben der Errichtung von Reihenhaussiedlungen ist der kommunale Wohnbau hervorzuheben, welcher leistbares Wohnen ermöglicht. Ein frühes Beispiel aus der 2. Republik ist hier der Marshallhof in Kaisermühlen. Am bekanntesten sind die Trabrenngründe, vulgo Rennbahnweg. Zwischen 2004 und 2019 wurden keine neuen Gemeindebauten errichtet, daher dominieren heute private und gemeinnützige Bauträger (z.B. Seestadt). Trotz „Gemeindebau Neu“ greift der spekulative Wohnbau um sich.

Lange waren (und sind) fehlende leistungsfähige Öffi-Anbindungen ein Problem. Reisen „in die Stadt“ dauerten ausgesprochen lange. Verbesserungen kamen mit dem Bau der U1 in den 1980er Jahren, sowie der U2, die seit 2013 in die Seestadt fährt. Ein bis heute bestehendes Problem sind jedoch die öffentlichen Verbindungen innerhalb des Bezirks, insbesondere an den Randlagen. Auch fehlt eine ausreichend leistungsfähige Verbindung zwischen Floridsdorf und Donaustadt. In gewissen Bereichen kam es sogar zu Verschlechterungen, wie beispielsweise die Auflösung der S80 Stationen Lobau und Hausfeldstraße.

Arbeit & Erholung

Das Gebiet der heutigen Donaustadt war lange Zeit ein bedeutender Wirtschaftsstandort, insbesondere im Umkreis der Bahnlinien. Von den großen traditionellen Industriebetrieben sind heute nur noch einzelne vorhanden (z.B. STAMAG – Stadlauer Malzfabrik). Waagner-Biro, Elin und andere sind Geschichte.

In den 1970er Jahren begann man mit staatlichen Förderungen, Betriebe anzusiedeln, wobei insbesondere das General Motors Werk in Aspern zu nennen ist. Trotz weiterer öffentlicher Zuschüsse bis in die jüngste Vergangenheit wurde das Werk vor kurzem geschlossen. Aktuell gibt es Versuche, größere Betriebe rund um die Seestadt anzusiedeln. Der Bereich des Handels und Kleingewerbes hat ebenso einen radikalen Wandel hinter sich: Gab es früher lokale Einkaufsstraßen (Wagramer Straße, Stadlauer Straße und traditionelle Ortszentren), so verlagerte sich dieser Bereich vor allem in Einkaufszentren.

Der 22. Bezirk bietet zahlreiche Erholungsgebiete. Angefangen bei den Blumengärten Hirschstetten, über den im Zuge der internationalen Gartenschau 1964 angelegten Donaupark, bis hin zur Donauinsel und anderen Bademöglichkeiten. Das bekannteste Naherholungsgebiet ist die Lobau, welche seit 1996 Teil des Nationalparks Donau-Auen ist und eine der letzten Au-Landschaften Europas bildet. Neben dem Erholungsfaktor durch Spaziergänge oder Badebesuche (Dechantlacke, Panozzalacke) ist sie also auch ein, für eine Stadt, ungewöhnlich großes Naturgebiet. Durch den Bau des Lobautunnels droht es jedoch zerstört zu werden – es ist wenig verwunderlich, dass sich dagegen Widerstand regt.

Und heute?

Sehr viel hat sich in den letzten Jahren im Bezirk verändert. Unbestritten hat sich einiges verbessert, aber bei weitem nicht alles zum Guten entwickelt. So die massive Verbauung, welche aktuell nicht durch sozialen Wohnbau, sondern durch spekulativen Wohnbau mit Anlagewohnungen geprägt ist. Mehrere Zeitungen schreiben in letzter Zeit immer wieder, dass die Donaustadt eine „Goldgrube“ für Immobilienspekulanten sei. Auch infrastrukturell (Stichwort: öffentlicher Verkehr und Nahversorgung) gibt es bis heute noch massive Versäumnisse. Andererseits droht die Umsetzung von neuen Hochleistungsstraßen (Stadtstraße, Lobautunnel), Naturschutzgebiete und landwirtschaftliche Flächen zu zerstören. Und, und, und – leider gibt es im wahrsten Sinne wirklich genug „Baustellen“ im Bezirk, wobei die KPÖ-Donaustadt konsequent versucht, Alternativen aufzuzeigen.

Meiner Meinung nach ist die Donaustadt dennoch ein schöner Bezirk. In diesem Sinne: Alles Gute, schauen wir gemeinsam, dass Du auch in Zukunft ein lebenswerter Bezirk bleibst.

Interessante Lesetipps zur Geschichte der Donaustadt:
  • Dorffner Gabriele, Marschik Matthias: Donaustädter Attraktionen. Der 22. Bezirk Wiener Gemeindebezirk – Bilder aus der Geschichte (Edition Winkler-Hermaden, Schleinbach, 2021)
  • Eichert Robert: Die Lobau. Eine historische Bilderreise durch die Natur- und Kulturlandschaft der Wiener Lobau (Edition Winkler-Hermaden, Schleinbach, 2023)
  • Hofmann, Thomas: Es geschah in Transdanubien. Neuigkeiten und Bilder von damals (Edition Winkler-Hermaden, Schleinbach, 2020)
  • Schubert Franz: Transdanubien. Floridsdorf und Donaustadt. Spuren der Jahrhunderte (Kral Verlag, Berndorf 2020)