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Das Signa-Desaster

  • Mittwoch, 27. März 2024 @ 13:00
Es zieht weite Kreise, sogar in die Donaustadt

Schon als Kind lernt man, dass es geradezu unmöglich ist, den Beweis dafür zu erbringen, dass etwas nicht ist. Das Kind tut sich schwer, seinen Eltern glaubhaft zu machen, nicht heimlich genascht zu haben, die Schülerin wird schwerlich beweisen können, niemals bei einer Arbeit geschwindelt zu haben usw.

Dies wissend, stellen wir guten Mutes folgende Behauptung auf: Für keine Kaktusleserin und keinen Kaktusleser hat jemals ein Gericht eigens aufgemacht, damit außerhalb der Öffnungszeiten eine Eingabe gemacht werden kann. Ganz anders verhält es sich natürlich, wenn man René Benko heißt und allem Anschein nach als „erfolgreicher Unternehmer“ gilt. Da wird von höchster Stelle bewirkt, dass an einem 31. Dezember das Grundbuchsgericht einen Antrag entgegennimmt und den beantragten Beschluss unverzüglich erlässt. George Orwell hat schon Recht: Manche sind eben g l e i c h e r.

Wirtschaftsstandort Mariahilfer Straße

Natürlich ist das nicht unter dem Motto Protektion gelaufen und hat nichts damit zu tun gehabt, dass maßgebliche Politiker wiederholt Gäste bei kostspieligen Festivitäten des Schulabbrechers aus Tirol gewesen sind. Die Intervention ist vielmehr ausschließlich im Interesse des Wirtschaftsstandortes erfolgt. Was wäre passiert, hätten Herr Benko und seine Signa den gewünschten Gerichtsbeschluss nicht in Windeseile erhalten? Wäre dann womöglich das Projekt Lamarr geplatzt und auf der Mariahilfer Straße stünde kein halbfertiger Bau, der nicht nur hässlich ist, sondern auch für die Handelsbetriebe in der Nachbarschaft geschäftsstörend ist?!

Ob diejenigen, welche Herrn Benko selbstlos unter die Arme gegriffen haben, im Interesse unserer Wirtschaft gehandelt haben, bleibt dahingestellt. Dem (Unternehmens-) Standort Mariahilfer Straße ist die Aktion sicher nicht zuträglich gewesen und wäre es das wohl auch nicht, wenn alles wie vorgesehen abgelaufen wäre. Denn die Zweckmäßigkeit des Kaufhauses darf stark angezweifelt werden.

Wie lange bleibt „vienna twentytwo“ Baustelle?

Angefangen hat – zumindest für Außenstehende – das Signa-Desaster mit der Einstellung der Bauarbeiten am Elbtower in Hamburg. Dann ist es Schlag auf Schlag gegangen, eine Insolvenz folgte der anderen. Offene Baustellen im wahrsten Sinne des Wortes!

Eine davon haben wir bei uns in der Donaustadt mit dem „Vienna Twentytwo“ bei der U-Bahn-Station Kagran. Das Projekt ist zu achtzig Prozent fertig und soll dem Vernehmen nach von der schon bisher beteiligten ARE (einer Tochter der Bundesimmobiliengesellschaft) zur Gänze übernommen und vollendet werden. Wann mit der Fertigstellung des Bauwerks gerechnet werden darf, zumindest darüber sollte die Öffentlichkeit nicht im Unklaren gelassen bleiben. Nicht, dass wir auf das fertiggestellte Bauwerk allzu neugierig sein müssten, aber besser als eine Bauruine wird es wohl sein.

Die Bezirksvorstehung ist bereits vor einiger Zeit in das vor dem Straucheln gerade noch bewahrte Signa-Projekt übersiedelt. Die Beweggründe hierfür waren bereits damals zu hinterfragen. Nachdem die zu bezahlende Miete zum Unterschied von Herrn Bezirksvorstehers Nevrivys Kleingarten schwerlich unter die Kategorie „Okkasion“ fällt, ist es nicht abwegig, wenn man annimmt, dass mit der Anmietung ein gutes Geschäft gemacht werden sollte – gut für Herrn Benko.

Signa-Zukunft ungewiss

Wie es mit dem Signa-Imperium, das inzwischen ein Trümmerhaufen ist, weitergehen wird, ist völlig offen. Was wird auf Herrn Benko noch alles zukommen? Unter Altersarmut wird der gute Mann aber wohl schwerlich leiden müssen. Die Trennung von seinem Privatjet sollte ebenso verkraftbar sein, wie der Verlust der „Freunde“, mit denen man Herrn Benko in den Seitenblicken sehen konnte und von den die meisten jetzt wohl nichts mehr von ihm wissen wollen. Eines kann vorhergesagt werden: Die Angelegenheit Signa wird die Gerichte in Österreich, Deutschland und vielleicht auch anderswo noch jahrelang beschäftigen. Fraglich ist lediglich welche.
  • Werden „nur“ Sanierungs- oder auch Konkursverfahren abgewickelt, kommt es zu durch Geschädigte angestrebten Schadenersatzprozessen oder werden Strafgerichte befasst werden?
  • Hat sich René Benko verspekuliert oder hat er mit der Gründung dutzender, unüberschaubar miteinander verflochtener Unternehmen den Zweck eines Pyramidenspieles verfolgt?
  • Was ist damit bezweckt worden, dass jahrelang keine Bilanzen vorgelegt worden sind?
  • Sind Anleger (z.B. Herr Haselsteiner, um den man sich aber keine Sorgen zu machen braucht), Geschäftspartner, der Staat u.a.m. dadurch geschädigt worden, dass nach Bekanntwerden der Zahlungsunfähigkeit von Unternehmen „noch schnell“ Gelder verschoben worden sind?
  • Sind die Politik und die Behörden mit diesem Herrn zu leichtgläubig umgegangen oder ist er wider besseres Wissen „bevorzugt behandelt“ worden?
  • Ist womöglich aufgrund von Versprechungen seitens Herrn Benko unter Begehung des Amtsmissbrauches nachgeholfen worden?

Man braucht kein Schelm zu sein, um Böses zu denken und sich geradezu sicher zu sein, dass die Republik beträchtlichen Schaden erleidet. Restlose Aufklärung wird es wohl – wie bei anderen Finanzskandalen auch – nicht geben.