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Drehen wir durch im Kapitalismus?

  • Freitag, 23. November 2018 @ 15:30
Linker Diskurs zur rechten Zeit - Ein Beitrag von Georg Högelsberger in der letzten Kaktus-Zeitungsausgabe

In diesem Artikel werde ich einmal das, was wir unter Arbeit verstehen, unter die Lupe nehmen. Der Begriff Arbeit hat sich im Lauf der Zeit sehr verändert. Dies hat klarerweise Auswirkungen auf unser Verständnis davon. Was ist heutzutage Arbeit? Wie wird dieser Begriff verwendet?

Beginnen möchte ich mit einer Sichtweise auf Arbeit aus der Antike, genauer mit einer Unterscheidung von Aristoteles: Arbeit ist das Zu-Ende-Bringen, der Akt des Vollendens eines Werkes. Dafür braucht es noch eine weitere Sache, nämlich die Kraft oder das Vermögen, dies zu tun. Heutzutage, im Kapitalismus, werden diese beiden Begriffe umgekehrt verwendet: Arbeit selbst wird als bloße Kraft oder Vermögen betrachtet und gerade nicht mehr als ein Prozess zur Vollendung.

Der Prozess der Vollendung einer Arbeit scheint verschwunden zu sein – zugunsten der Idee eines niemals endenden Produktionsvorgangs.

Arbeit? Das klingt doch nach Marx!

Wer über Kapitalismus spricht, der sollte auch Karl Marx nicht außer Acht lassen. Gerade im marxistischen Denken nimmt Arbeit eine entscheidende Rolle ein: Arbeit ist die Aneignung der Natur durch den Menschen zu einem bestimmten Zweck! Hier haben wir eine Parallele zu Aristoteles: Arbeit hat immer einen Zweck, ein Ziel! Arbeit ohne Zweck gibt es nicht, das wäre dann keine Arbeit. Doch, wie gesagt, scheint sich das im Kapitalismus gerade anders zu verhalten – zumindest, wenn man die Ebene des einzelnen arbeitenden Menschen betrachtet.

Die Arbeit ist heute nicht auf die Vollendung des Zwecks der arbeitenden Menschen ausgerichtet, sondern auf dieser Ebene auf das beständige „immer weitermachen“. Der Zweck, der in der kapitalistischen Arbeit angestrebt wird, ist ein kapitalistischer Zweck und kein individueller oder gesellschaftlicher! Anders gesagt: die Produkte der Arbeit sollen weder einem Individuum, noch einer Gesellschaft zugute kommen. Vielmehr sollen sie in einem ständigen Kreislauf gehalten bleiben, bis – naja, wohl bis zum Ende aller Zeiten. Alles ist auf Profit ausgerichtet, wobei auch der Profit eben kein Endzweck in dem Sinne ist, dass er irgendwann aufzuhören hätte. Eher ist es so, dass es einen „immerwährenden“, „unaufhörlichen“ Profit geben soll! Und irgendein höheres Ziel, das erreicht werden könnte? Das gibt es nicht.

24/7 Capitalism – A never ending story?

Im sogenannten „24/7 Capitalism“ steht die Produktion niemals still. Tag und Nacht wird gearbeitet, fertig ist man nie. Bewerkstelligt wird das ganze durch das erklärte Ziel des Kapitalismus: nämlich Waren zur Profitmaximierung zu produzieren. Und eine Maximierung hat ja bekanntlich keine Grenzen. Doch ein Rad, das sich beständig weiter dreht um des Drehens Willen, das dreht durch! Im wahrsten Sinne des Wortes. Das erkennt man unter anderem auch daran, dass es ein erklärtes Ziel vieler Regierungen ist, die Arbeit solle niemals enden! Auf dass es immer etwas zu tun gebe! Das klingt zwar auf den ersten Blick nicht schlecht, doch ans Fertigwerden denkt keiner. Und Arbeit, die nicht fertig, nicht vollendet wird, klingt doch eher weniger fein. Nebenbei ist sie auch noch sinnlos, weil ohne Ziel – ganz zu schweigen von schädlich, denn dadurch wird der Mensch an seiner Verwirklichung gehindert.

Die Arbeit im Kapitalismus dreht durch wie ein Rad, das in der Luft hängt, unaufhörlich – und wir drehen mit ihr durch.

Wer mit mir über meinen Beitrag ins Gespräch kommen will, ist herzlich willkommen. Wir können uns bei Veranstaltungen der KPÖ-Donaustadt treffen, oder Sie schreiben mir einfach: donaustaedter@kpoe.at