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Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!“

  • Samstag, 5. November 2016 @ 08:06
Brief eines Lehrers von Karl Gugler

Schulbeginn! Die Publikationen der Stadtverwaltung bejubeln das Schulsanierungspaket. „Wir nehmen dafür auch in den nächsten Jahren viel Geld in die Hand!“ Warum nur aber kommt davon bei der AHS Theodor Kramer Straße so gut wie überhaupt nichts an?

Zum Stand der Dinge …

Ein erster Rundgang in der letzten Ferienwoche in unserem Schulhaus endet am Abend mit depressiver Verstimmung. Alles noch da – so wie im letzten Schuljahr:

Der Computersaal mit den PCs aus dem Jahr 2003, von Firmen als Abfall spendierte kleine 17''-Monitore, Beamer ohne Verkabelung und solche mit kaputten Lampen, unzählige Röhren-TV-Schirme mit Mono-Ton, die LAN-Anbindung mit unsäglich schwacher Datenübertragungsrate, abgerissene Sicherheitsknöpfe, lose von der Decke hängende Kabel – das Endgerät wurde entfernt, weil man es woanders dringender brauchte –, windschiefe und funktionsuntüchtige Außenjalousien, Steckdosen(löcher) ohne Abdeckungen, Löcher im Bodenparkett, fehlende Handlaufteile beim Stiegenabgang, abgeschlagene Türzargen. Dazu dann noch die Trostlosigkeit, die ich empfinde, wenn ich die vielen uralten Gebrauchtmöbel sehe, die Kollegen angeschleppt haben, anstatt sie bei der MA 48 zu entsorgen.

Ja, ich habe wieder ein paar nette Regale selber gezimmert, antransportiert, aufgestellt, mit Stromverteilern und USB-Hubs versehen. Es ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Materialkosten hat freundlicherweise der Musikschulverein übernommen. Mit einem Schmunzeln im Gesicht sehe ich, dass auch bereits andere Kollegen zum Handwerkerwerkzeug greifen und so manches Möbelstück selber basteln. Die Lieblosigkeit der Räume in ihrer Ausstattung ist unerträglich.

… und seiner Ursache

Ich will es der Wiener SPÖ ja durchaus glauben, dass sie endlich für Schulgebäudesanierung „viel Geld in die Hand nimmt.“ Unser Pech ist, dass wir als Gymnasium im Eigentum des Bundes stehen. Da sieht die Welt dann ganz anders aus. Da hilft es offenbar überhaupt nichts, dass unsere Unterstufe schon seit Beginn im Jahr 1996 nach dem Wunschmodell der SPÖ als „Neue (Wiener) Mittelschule“ geführt wird. Das Land Wien investiert tatsächlich in die Schulsanierung, aber der Bund tut genau das Gegenteil. Da wird gespart, was das Zeug hält.

Das Budget für 2016 wird nicht etwa im Jänner zugewiesen; das kommt … im Juli. Da wird dann nicht allzu viel abgerufen, weil schlicht niemand da ist. Von dem Geld werden dann riesige Anteile für Beheizung, Reinigung, Strom abgezogen. Der lächerliche Restbetrag von ein paar Tausend Euro muss dann für den Rest des Schuljahres reichen. An einen Weiterausbau z.B. des Computernetzwerkes (Stichwort WLAN) ist dann gar nicht mehr zu denken. Die Schulleitung muss zittern, dass wenigstens anfallende Reparaturen veranlasst werden können.

Danke für die eine Beamerlampe, Fr. Direktor! Das waren EUR 180,- vom Notgroschen.

Der Finanzminister hält „sein“ Geld zurück. Öffentliche Geldausgaben herunterfahren aufs absolute Minimum – das ist seine Kernaufgabe. Die zieht er durch. Das ist seine „Verantwortung“, weil ihn sonst die Rating-Agenturen bestrafen würden. Es handelt sich also um ein Konkurrenz-Opfer, das „wir alle“ da erbringen müssen. „Raum für die Zukunft!“ steht auf einem – zugegeben sehr kleinen – Schild, das die BIG (Bundesimmobiliengesellschaft) neben dem Haupttor unseres Schulgebäudes anbringen hat lassen.

Mehr Zynismus geht nicht!

Mit freundlichen Grüßen
Karl GUGLER
schulprobleme@kpoe.at