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„Bei 22 Stunden Arbeit wär‘ ich dienstagmittags fertig!“

  • Montag, 11. Mai 2015 @ 07:20
„Der wohldurchdachte Sager des Herrn Bürgermeisters in Vorwahlzeiten!"
Brief eines Lehrers an den Kaktus - von Karl Gugler

Sein Ziel: die Gefühle derer anzusprechen, die in den letzten Jahren immer mehr und schneller schuften mussten, dafür – kaufkraftbereinigt – immer weniger Geld zur Verfügung hatten und nun sehen, dass es für ihre Kinder nicht besser, sondern schlechter wird. Zeitgleich wurde denen so gründlich das Hirn gewaschen, dass sie erst gar nicht mehr auf die Idee kommen, die 35 Stunden Woche oder eine 6. oder 7. Woche Urlaub zu fordern.

Das alles haben Sie als Politiker (mit)bewerkstelligt, Herr Bürgermeister. Jetzt rückt der Wahltermin näher und Sie haben offenbar Angst, nicht mehr zu gewinnen. Anders ist mir nicht erklärbar, warum Sie zu schwer untergriffigen und primitiven Aussagen greifen, die man von einem Hrn. Strache kennt, aber ich Ihnen nicht zugetraut hätte. Schließlich sind Sie ein Vertreter einer Partei, die früher einmal einen Bruno Kreisky, einen exzellenten Schul- und Bildungsreformer, an der Spitze hatte.

SPÖ und Schule einst und jetzt!

Schule im Kapitalismus hat eine Zuweisungsfunktion. Die Organe der Schule sind die LehrerInnen. Beauftragt dazu vom Staat, nötigen sie jene Kinder, die nicht erfolgreich sind, dazu, jene Arbeitsplätze zu akzeptieren, die sonst niemand mehr haben will, weil die Arbeit gleichzeitig unattraktiv oder widerlich ist und obendrein dafür auch nur mehr ein Hungerlohn bezahlt wird. Das macht meine Berufsgruppe natürlich eher unbeliebt. Auf diese Art kalkulierten bisher so Leute wie der Hr. Strache und seine GesinnungsgenossInnen. Wenn Ihnen, Hr. Bürgermeister, diese Leute jetzt schon so viel Angst machen – vielleicht liegt das ja daran, dass sich das Volk, also die Arbeitenden, von ihresgleichen – vorsichtig gesagt – verschaukelt fühlen. Das tun sie nicht ganz grundlos, meine ich. Versuchen Sie es doch einmal mit sozialdemokratischen Gedanken zum Thema Schule, die glaubwürdig(er) sind! Sie wissen genau wie ich, dass es da früher große und respektgebietende Persönlichkeiten in Ihrer Partei gab.

Pauschal Lehrer zu verprügeln, ist natürlich zweckmäßiger. Es bringt Wählerstimmen. Ich hoffe, Sie bedenken dabei auch, dass auch Ihre Berufsgruppe beim Wahlvolk überaus schlecht angeschrieben ist. Beim Beliebtheitsranking liegt sie noch viel weiter unten als meine, sogar hinter den Prostituierten – wobei ich mich sogleich bei dieser Berufsgruppe für diesen Sager entschuldigen möchte.

Könnte es sein, dass die Menschen merken, dass sich nach Wahlen aber auch gar nichts in Richtung Verbesserung ihrer Lebensbedingungen ändert, sondern das Gegenteil der Fall ist, wenn dann wieder „ordentlich regiert“ wird? Könnte es sein, dass es die Menschen Ihnen pauschal übel nehmen, dass sich ihre Kaste dafür aber kräftig beim Gehalt aus dem Staatssäckel bedient?

LehrerInnenarbeit ist ungleich Unterrichtszeit!

„Wenn die 22 statt der 20 Stunden Unterrichtszeit kommen, gibt es Krieg“, sagen die Lehrergewerkschafter. Na hoffentlich, sag' ich dazu. Warum? Seit weit mehr als 10 Jahren arbeite ich zwischen 46 und 55 Stunden wöchentlich, davon nur 18 Stunden in Form von Unterricht. Der Löwenanteil geht also in die Entwicklung und Instandhaltung von technischen Hilfsmitteln, damit nicht nur die didaktische Qualität meines Unterrichtes, sondern auch die meiner KollegInnen steigen möge und damit den Kindern zu Gute komme. In den letzten Jahren komme ich mit dieser Aufgabe überhaupt nicht mehr voran, weil Ihr PolitikerInnen das Geld lieber abgewirtschafteten Bankern hinterherschmeißt und Ihr unser Sachgüterbudget dann auf Null setzen müsst.

Das Volk hat schon Recht, wenn es Euch für letztklassig hält.

Mit freundlichen Grüßen
Karl GUGLER
schulprobleme@kpoe.at