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Dass die Welt nicht vergisst!

  • Sonntag, 26. April 2015 @ 07:00
Unter dieses Motto stellt die überparteiliche Friedensinitiative 22 ihr monatliches Treffen im Mai

Im Jahre 1955 rief die Frauenorganisation „Bund Demokratischer Frauen“ ihre Mitglieder und Leserinnen ihrer Zeitung „Stimme der Frau“ auf, niederzuschreiben, was sie im Krieg mitgemacht hatten. Daraus entstand eine Fülle von Beiträgen. Allein aus den Teilen des heutigen Wiener Bezirks Donaustadt sind 165 zeitgeschichtliche Dokumente erhalten geblieben. Davon sollen an diesem Abend einige markante Beispiele vorgelesen werden. Dazu passend werden von Ernst Toman auch "Lieder zwischen gestern und heute" vorgetragen.

Sind diese Texte auch im Blickwinkel und Inhalten unterschiedlich, verbindet sie doch eine gemeinsame bis heute gültige Botschaft:

Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!

Datum Dienstag, 12.Mai 2015, Beginn 19:00
Ort: Donau City Kirche
Donaucitystraße 2
1220Wien
(Neben der U1-Station Kaisermühlen)

...Habe meinen Bruder mit 45 Jahren, der in Pflege in Ybbs war, durch Hitler vergast, verloren. Eine Nichte im Raume Wels durch einen Fliegerangriff am 23. 9. 1944, einen Schwiegersohn am 25. 7. 1944, in Lemberg, der als Sanitäter bei einem Straßenkampf mit den Russen durch einen Kopfschuss den Heldentod fand. Eine Schwägerin hat den Tod im Luftschutzkeller gefunden, eine Bombe schlug ins Nebenhaus ein, war dem Erdboden gleichgemacht, meine Schwägerin saß, weil sie herzleidend war, auf der Kellerstiege, die Bombe von nebenan hob die Stiege und der Kopf war weg, der nicht zu finden war, sie musste so nach 14 Tagen beerdigt werden. Noch war nicht alles gar. Am 8. April kamen die Befreier nach Breitenlee, mein Mann war neugierig und hielt Ausschau. Die Deutschen schossen am 12. 4. 1945 eine Granate in Richtung unseres Gartens – mein Mann war sofort tot. Zuletzt habe ich noch meinen Sohn mit 45 Jahren, der wahrscheinlich auch noch einrücken musste. Die kriegslüsternen Herren sollten sich einmal selbst an die vorderste Front stellen, nicht Söhne und Väter von Familien wegreißen, damit sage ich jeden den es angeht – nie wieder Krieg.

Eine Frau aus dem Bezirksteil Breitenlee

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Am 10. Jänner 41 warteten wir sowie immer auf meinen Vater. Doch statt ihm erschienen um 5 Uhr zwei Herren, die sich als Gestapobeamte auswiesen, uns mitteilten, dass sich Vater in „politischer Schutzhaft“ befinde und die uns die ganze Wohnung 2 Stunden lang auf den Kopf stellten. In der Folge kam mein Vater von einem Gefängnis ins andere bis der Tag seiner Verhandlung uns das Urteil brachte: „Zum Tode“. Somit kam er in die Todeszelle und musste so wie wir auf die Vollstreckung warten. Am 10. Nov. 42, einen Tag nach dem man ihn zum letzten Mal als Zeuge brauchte, wurde er um ½ 7 Uhr abends enthauptet mit 9 anderen Kameraden. Doch Mutter und ich wir wussten erst 2 Tage später davon als der Abschiedsbrief eintraf und in der Zeitung eine kleine Notiz stand: Wegen Vorbereitung zum Hochverrat wurden hingerichtet und es folgten die Namen.

Eine Frau aus dem Bezirksteil „Straßäcker“

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  Der Gedanke an einen Krieg macht mich erschauern. Habe viel Schreckliches im Kriege erlebt und jeden Tag neues Leid, Kummer und Angst. Es begann damit, als die Gestapo im Jahre 1942 meinen Mann verhaftete und er drei Jahre im Gefängnis war, mein Bub war damals erst 2 Jahre alt. Dann kamen die Bomben, jeden Tag musste man sich auf einen Angriff vorbereiten, um sich dann schnell im Keller auf den Boden zu werfen und abzuwarten, ob man noch mit dem Leben davon kommt. Nur einmal krachte es ganz furchtbar, ich drückte mein Kind an mich, wir wurden an die Wand gedrückt und konnten kaum atmen, eine Bombe ging ins Nebenhaus. Wir kamen mit dem Schrecken und zerbrochenen Fensterscheiben davon. Ganz eine aufregende Arbeit war für mich, wo ich die größte Angst ausgestanden habe, als ich Lebensmittelpakete für meinen hungernden Mann ins Gefängnis schmuggelte. Das war mit den größten Schwierigkeiten verbunden. Mittels Strick und Haken mussten diese Pakete ins Fabriksgebäude neben dem Gefängnis befördert werden und man musste gerade den Augenblick abwarten, wenn der Wachposten einem den Rücken zugekehrt hat. Auch Fußgänger durften es nicht sehen. Diese Aktion kostete meine ganzen Nerven. Zum Glück ist mein Mann wieder nach Hause gekommen. Ich will es nie wieder erleben. Darum, es soll keinen Krieg mehr geben und der Friede uns immer erhalten bleiben.

Stefanie T., aus Stadlau

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Ich denke wir haben in diesem Kriege alle genug mitgemacht. Ich bin 60 Jahre alt, habe im Krieg meine zwei Söhne verloren. Die Bomben von denen weiß ein jeder zu berichten. Die meisten Menschen sind mit den Nerven ganz kaputt. Meine Tochter musste im Keller ihr Kind gebären, beim größten Beschuss. Selbstverständlich war meine Tochter dem Tod nahe. Das Kind musste unter diesen Umständen sterben. Das Kind mussten wir selbst in einem Leiterwagerl zu Grabe führen weil doch im Jahre 1945 niemand da war der sich um diese Sachen kümmern konnte. Zu Essen hatten wir nur auf die Marken diesen Hunger konnten wir nicht mehr aushalten. In meinem Alter ist ja dies der zweite Krieg. Einen dritten Krieg könnten ich und viele andere nicht mehr aushalten. Das Traurigste ist man plagt sich für die Kinder, dass sie gesund sind dann schießt man sie nieder. So etwas soll nie mehr vorkommen dies wäre meine einzige Bitte.

Theresia M., Markweg