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Stichfeste Argumente gegen die Lobau-Autobahn

  • Dienstag, 16. April 2013 @ 09:04
Keine neuen Autobahnen! Wir leben in einer Zeit großer Ereignisse. Ständig kommen in den Medien neue Meldungen über spektakuläre Vorfälle aus dem Ausland. Und wenn von dort keine Neuigkeiten mehr kommen, mit denen man die Aufmerksamkeit der Bevölkerung an sich reißen kann, warten Fernsehen, Zeitung und Co mit der durch dieses proklamierte „Superwahljahr“ noch extra angeheizten Innenpolitik auf. Und einen neuen Papst haben wir ja auch noch! Auch wenn es nicht Kardinal Schönborn geworden ist, wird für dieses Großereignis sogar die ZIB unterbrochen.

Bei so vielen neuen Ereignissen verliert man leicht den Überblick. Gleichzeitig werden Probleme, die einst heiß diskutiert wurden, von den Verantwortlichen unter den Teppich gekehrt. So auch die geplante Lobau-Autobahn, deren Bau nicht beachtet und schon gar nicht in Frage gestellt werden sollte. Dem entgegen wirken wollte die Bürgerinitiative „Rettet die Lobau – Natur statt Beton“ mit ihrer Informations- und Diskussionsveranstaltung am 28. Februar.

Gemeinsam mit anderen Bürgerinitiativen, Plattformen und einer Vielzahl an Interessierten, die nicht mehr länger zuschauen wollen, wie ihr Lebensumfeld verunstaltet werden soll, hat man darüber beraten, wie man die drohende Umweltkatastrophe Lobau-Autobahn abwenden und wie man der Öffentlichkeit stichhaltige Argumente gegen dieses Projekt näher bringen kann.

Axel Grunt von der Plattform „Zukunft statt Autobahn“ belegt eindrucksvoll mit diversen Statistiken und Hochrechnungen, dass diese 19 km Autobahn der ASFINAG, also letzten Endes den Steuerzahler, 3 Mrd (!) Euro kosten wird. Geld, das man lieber in Bildung und Forschung stecken sollte.

Aus der Luft gegriffene Pro-Argumente!

Christian Hiebaum von der „BI Marchfeld“ klärt darüber auf, dass zur Berechnung der Verkehrsbelastung auf den betroffenen Straßen ohne die Autobahn von den ASFINAG-Experten ein „Horrorszenario“ angenommen wird, das nur dann Realität werden könnte, wenn jeder Wiener, der ein Auto besitzt, den ganzen Tag durch die zu entlastenden Gebiete im Kreis spazieren fährt. Bei einer solchen Annahme wäre es nicht verwunderlich, dass die Lobau-Autobahn die prognostizierte Entlastung bringen würde. Jegliche Verbesserungen von Verkehrssituation oder Luft- und Lärmqualität bestehen nur auf dem Papier, Realität werden sie aber nie sein!

Herbert Hahn, Lärmexperte, er ist im Bereich Schallschutz tätig, bezeichnet die von der ASFINAG angewandten Methoden zur Datenerhebung als „Verarschung der Menschen“. Ruhige Gebiete würden einfach ausgelassen. Gemessen werde nur in jetzt schon lärmbelasteten Orten, wodurch der künftige Anstieg des Lärmpegels durch die Autobahn nicht so stark ins Gewicht falle. „Dort, wo es massiv lauter werden wird, hat man einfach gar keine Daten erhoben!“

Keine Waffengleichheit beim UVP-Verfahren

Wolfgang Rehm von der Umweltorganisation „Virus“ kritisiert den Vorgang der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) als „reine Farce“. Sie ist kein unabhängiger Kontrollmechanismus, sondern ein abgekartetes Spiel, das besorgten Bürgern das Gefühl eines Mitbestimmungsrechts gibt, in den allermeisten Fällen aber positiv ausfällt und das jeweilige Projekt dadurch zum Bau freigibt. Noch empörender ist die Tatsache, dass es dagegen kein rechtliches Mittel außer einer Verwaltungsgerichtshofsbeschwerde gibt!

Es hat aber auch erfreuliche Nachrichten gegeben.

Nachdem sie den Bau der Lobau-Autobahn in der Anfangsphase befürwortet hatten, haben der Siedlerverein Essling und die Bürgerinitiative Essling bekannt gegeben, jetzt ebenfalls gegen deren Bau Stellung zu beziehen.

Zwei neue Straßenbahnlinien sind schon in Planung und man erhofft sich durch eine flächendeckende Ausweitung der öffentlichen Verkehrsmittel in den Randgebieten Wiens eine ökologische und verkehrstechnisch sinnvolle Alternative zur Lobau-Autobahn.

Alles in allem ist man zu dem Ergebnis gekommen, dass ein politischer Widerstand von unten kommen muss, um die bereits als sicher geltende Errichtung der Lobau-Autobahn zu stoppen. Es soll allgemein in der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Natur und den Menschen geschaffen werden, und die Leute sollen informiert und aufgeklärt werden. Man hat gemeinsam zum aktiven Widerstand gegen die zwielichtigen und profitorientierten Praktiken der ASFINAG sowie zum aktiven Schutz der Wohngebiete und dem Naturwunder Lobau aufgerufen.