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Donaustadts Altlasten – Gift von gestern?

  • Samstag, 17. Dezember 2011 @ 08:59
Bezirksalltag Nach schriftlicher Anfrage (siehe Kaktusbericht vom 30.10.2011), unter Berufung auf das Umwelt-Informationsgesetz, kam als Antwort von Seiten des Umweltbundesamts der Verweis auf die Internet-Seiten dieser Behörde. Es wurden zwar einige Informationen gefunden, manche Frage blieb aber offen.

Vier Hauptfragen stellen sich zu den folgenden Problemfällen: Standort, Sanierung oder Sicherung, Art und Giftigkeit des Materials, sowie Gefahr für Mensch und Umwelt. Zuerst zu den gesicherten Deponien „Spitzau“ und „Lackenjöchel“, die vor allem Bauschutt und Hausmüll beinhalten.

„Spitzau“ liegt zwischen Breitenlee und Eßling, an der Breitenleer Straße und der aufgelassenen Bahntrasse. Bis 1988 wurden 900.000m³ abgelagert und 1991 als „Altlast“ ausgewiesen. Danach wurde durch Umschließung gesichert und die Deponie 2010 als „saniert“ erklärt. An Schadstoffen wurden grundsätzlich (sauerstoff)reduzierende Verhältnisse festgestellt. Auf der Altablagerung liegt heute eine neu errichtete Deponie mit zusätzlich 400.000 m³ Abfall. Das Areal wurde rekultiviert, aufgeforstet und als „Schutzgebiet Wald- und Wiesengürtel“ gewidmet. Die bei Grundwasseruntersuchungen festgestellten Schadstoffe wie z.B. Blei bzw. halogenierte Kohlenwasserstoffe konnten nicht eindeutig der Altlast zugeordnet werden. Weitere analysierte Parameter wie Chlorid, Sulfat oder Bor, Cyanid oder aliphatische Kohlenwasserstoffe ergaben keine eindeutige Beeinträchtigung des Grundwassers. Das Schadstoffpotenzial stellte aber eine Gefahr durch Sickerwasser dar.

Nach dem Abschluss der notwendigen Abdichtungsmaßnahmen konnte die Altlast als gesichert bezeichnet werden.

Gift in den Kanal

Die Altablagerung „Lackenjöchel“ liegt zwischen Lackenjöchelgasse und Breitenleer Straße und ist eine ehemalige 3,7 ha große Kiesabbaugrube. Die 300.000m³ Material enthalten jede Menge Schadstoffe wie Ammonium, Eisen, Mangan, Phosphor und Kohlenwasserstoffe. Sie konnten zwar durch Dichtwandumschließung und Grundwasserausgleichssysteme vom Grundwasser abgehalten werden, gelangen aber auch durch eine Abwasserdruckrohrleitung in den öffentlichen Schmutzwasserkanal. Trotzdem wird auch diese Altlast als „gesichert“ bewertet.

Öl im Grundwasser

Ganz so einfach, dürfte es bei der Altlast Mobil Oil Austria AG nicht abgegangen sein. Diese liegt im Bereich des ehemaligen, derzeit nicht genützten, Betriebsareals im Gewerbegebiet zwischen Ostbahn, Breitenleer Straße und Zwerchäckergasse. In Folge der Bombardements im 2. Weltkrieg versickerten dort rund 7.000t an Mineralölprodukten, welche sich vor allem nach Ostsüdosten ausbreiteten. Insgesamt wurde dadurch eine auf dem Grundwasser aufschwimmende Ölphase bis 500m im Abstrom angetroffen.

Während auf dem Firmengelände 55g/l an Gesamtkohlenwasserstoffen festgestellt wurden, fand man im Bereich der Stadtrandsiedlung durchschnittlich 0,35mg/l im Grundwasser.

Eine 1989 entdeckte Verunreinigung eines Brunnens einer Gärtnerei grundwasserstromabwärts lässt darauf schließen, dass es im Bereich des Gewerbegebiets an der Ostbahn zu Grundwasserverunreinigungen durch Betriebsunfälle oder durch defekte Betriebsanlagen gekommen ist. Und das, obwohl schon im Jahr zuvor als Sofortmaßnahme ein Sperrkanal und ein Sperrbrunnen errichtet worden war.

Rund um die Altlast befinden sich die Wiener Nordrandschnellstraße eine teilsanierte aufgelassenen Schottergrube, gewerblich und landwirtschaftlich genützte Flächen, sowie der „Kleingartenverein ÖBB“.

Das Grundwasser im Abstrom wird durch Feldbrunnen zu Bewässerungszwecken und Hausbrunnen in der östlich gelegenen Stadtrandsiedlung genutzt. Der Badeteich Hirschstetten liegt rund 1km abströmig.

Gefährdungen trotz Sicherung?

Untersuchungen ergaben, dass von den Schadstoffen der Mineralölproduktion eine Untergrundverunreinigung auf einer Fläche von 100.000m² betroffen war und ein noch einmal so großes Areal im Grundwasserschwankungsbereich mit kontaminiert war. Somit war ausgehend vom Altstandort „Mobil“ eine erhebliche Gefährdung des Grundwassers gegeben.

Nach den ersten Sofortmaßnahmen ging man an die weiträumige Absicherung mittels Sperrbrunnen und Dichtwand mit integrierten Filterfenstern, um die weitere Ausbreitung von Mineralöl zu unterbinden. So wurde der Austrag von Schadstoffen in das umliegende Grundwasser weitgehend reduziert. Es ist aber bei Grundwasserhochständen auch außerhalb der Dichtwand noch mit erhöhten Konzentrationen für gelöste Mineralölkohlenwasserstoffe im Grundwasser zu rechnen, die aber über die äußeren Sperrbrunnen zu einem Großteil erfasst werden.

Die Schlussfolgerung der Fachleute lautet, dass durch die Maßnahmen die Altlast „Mobil“ als gesichert zu bewerten ist.

Biotop „Himmelteich“

Die Altlast „Himmelteich“, die besonders durch die Tatsache der Errichtung einer neuen Wohnsiedlung gegenüber interessant wird, liegt bzw. lag im Bereich Niklas Eslarngasse und Telefonweg. Dort wurden bis 1970 150.000m³ Hausmüll und Bauschutt abgelagert, wodurch vor allem organische Stoffe ins Grundwasser gelangten. 1991 wurde das gesamte kontaminierte Material abtransportiert. Die Grube wurde teilweise mit kiesigem Material aufgefüllt und zu einem Biotop umgestaltet. Kontrollen nach der Räumung ergaben keinerlei erhebliche Schadstoffeinträge ins Grundwasser, sodass sich dieses deutlich verbesserte. Die Altlast „Himmelteich“ ist damit offensichtlich Geschichte.

Geschichte sind aber keineswegs alle Fragen, die sich aus den bisherigen Nachforschungen über die Altlasten in der Donaustadt ergeben haben. Der „Kaktus“ bleibt am Thema dran und berichtet demnächst über neue Erkenntnisse.