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1938-1945: Sieben Jahre Tausendjähriges Reich

  • Sonntag, 23. Mai 2010 @ 06:10
Geschichte und Geschichten Eine wichtige Ausstellung in der Volkshochschule Donaustadt

Eine sogenannte „Mitte-rechtspolitische Kraft“, vollgestopft mit Ewiggestrigen, ernennt sich selbst zur „Zukunftspartei“ und distanziert sich nur durch fadenscheinige „eidesstattliche Erklärungen“ vom Nazi-Terror und den Forderungen nach Abschaffung des Verbotsgesetzes.

Nicht nur dies ist ein Anlass für eine Ausstellung, die glaubwürdig und unmissverständlich die Nazi-Verbrechen dokumentiert und über Menschen berichtet, die zu Opfern wurden oder sich dem mörderischen Regime entgegenstellten.

Die Ausstellung ist noch bis 31.Mai (Mo-Do von 09.00 bis 19:00, Freitag von 9 bis 18:30) in der Volkshochschule Donaustadt, Bernoillistraße 1 zu sehen. „Die Zeitgeschichte sollte man kennen und zurzeit sind Denkanstöße wichtiger denn je. Dazu braucht man kein Jubiläum, “ sagt Volkshochschul-Direktor Herbert Schweiger, der gemeinsam mit dem Bezirkshistoriker Robert Eichert die Exponate der Ausstellung zusammen getragen hat. „Man sollte die Zeit unter dem Hakenkreuz besser kennen“ so der VHS-Direktor weiter, „um sich gut vor ihr zu schützen. Dazu will die Donau VHS mit der Ausstellung einen Beitrag leisten.“ („Donaustädter Bezirkszeitung“ 3/10)

Verbrechen von Gestern …

Man kann nicht oft genug wiederholen wie viele Opfer das verbrecherische Hitlerregime und der von diesem angezettelte, Krieg für Österreich brachte: So wurden im 2. Weltkrieg 380 000 Österreicher getötet. 65459 Juden starben in Vernichtungs-, 16493 in anderen Konzentrationslagern und 16107 in Gestapo-Gefängnissen. 20000 kranke und behinderte Menschen fielen dem unmenschlichen „Euthanasie-Programm“ der Nationalsozialisten zum Opfer und 2700 Männer und Frauen wurden als Widerstandskämpfer hingerichtet.

Einige Beispiele sollen zeigen wie Menschen diese Zeit miterlebt und oft genug nicht überlebt haben:
Franziska Seidler musste, wie viele andere Juden, mit Zahnbürsten die Straßen abreiben. Eine angesehene Frau aus Kaisermühlen wurde dabei von einem Buben getreten. Als die Juden weggebracht wurden, stahlen Nachbarn im Goethehof die Vorhänge aus der Wohnung. Die jüdische Bevölkerung aus der heutigen Donaustadt brachte man vorerst ins „Umschulungslager Stadlau“ und nach Kriegsbeginn in die Konzentrationslager zur Vernichtung im Sinn der verbrecherischen“ Endlösung Judenfrage“.

An die hunderten Zwangsarbeiter und ungarischen Juden, die beim Bau des Donau -Oder-Kanals und des Tanklagers Lobau ausgebeutet und oftmals getötet wurden, erinnert jetzt auch der neue Gedenkstein, der Ecke Lobaugrund und Raffineriestraße errichtet worden ist.

Den Sinti und Roma unseres Bezirks verbot man erst das Musizieren in der Öffentlichkeit und schließlich den Schulbesuch. Musikmachen war eine wichtige Lebensgrundlage für „die Zigeuner“, wie sie verächtlich genannt wurden. Viele von ihnen starben ebenfalls in KZs.

Franz Stelzel arbeitete als Maschinenschlosser im Rüstungsbetrieb Shuttleworth in Floridsdorf, wo er eine Widerstandgruppe aufbaute, die unter anderem Flugzettel über das wahre Gesicht des Nationalsozialismus verbreitete. Als er im Jänner 1941 verhaftet wurde, beteuerte er stets ein Einzeltäter zu sein. Dabei blieb er bis zu seiner Hinrichtung und schützte so seine Genossen vor der Verhaftung. An ihn erinnert eine Gedenktafel in der Stadlauer Wurmbrandgasse. (siehe auch - Kaktusbericht über eine Gedenkkundgebung der KPÖ-Donaustadt im Jahr 2008)

…Gefahr von Morgen?

Dies sind nur einige Beispiele aus einer Zeit, über die die heutige Generation viel zu wenig weiß. Heute sind es halt nicht „die Juden“ oder „die Zigeuner“, sondern „die Ausländer“, gegen die als „Sündenböcke für alles“ Politik gemacht wird. Das auf diese Weise aufbereitete politische Klima könnte in Zukunft wieder in, – vergangen geglaubten –, Katastrophen münden.