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Nahversorgung in einer globalisierten Welt

  • Sonntag, 9. April 2017 @ 09:52
von Margarete Lazar

Wie bei so vielen anderen Begriffen, fällt es der Politik auch hier nicht schwer, schöne Bilder und Worte hervorzubringen, welche den BürgerInnen suggerieren sollen, dass „eh“ alles gut ist.

Es lohnt sich jedoch gerade hier, einen genaueren Blick hinter die Kulissen zu werfen. Versuchen wir einmal den Begriff „Nahversorgung“ zu definieren und festzuhalten, was wir als BürgerInnen einer bestimmten Wohngegend als gelungene Nahversorgung verstehen.

Was ist als „nah“ zu verstehen? Ist es noch „nah“, wenn ich fast zwingend ein Verkehrsmittel verwenden muss, um an Dinge des täglichen Bedarfs heranzukommen? Was möchte ich neben Einzelhandelsgeschäften noch in meiner Nähe haben? Schulen, Kindergärten, medizinische Versorgung, eventuell auch eine Bank und Gastronomie, die über den Würstel- oder Kebabstand hinausgeht? Freizeitangebote und Erholungsgebiete gehören ebenfalls zu einem „guten“ Leben dazu.

Richten wir nun einmal unseren Blick auf die Donaustadt, die ursprünglich aus kleineren Zentren, d. h. Marchfelddörfern bestand. Es wäre also durchaus möglich gewesen, diese Zentren für die Nahversorgung zu bewahren. Gefördert wurden hingegen riesige Einkaufszentren und Gewerbeparks, in denen die Global Players regieren und die großteils nur mit dem PKW aufgesucht werden. Zerstört wurden dadurch die kleinteilige Landwirtschaft und das Gewerbe, die dieser neoliberal dominierten Globalisierung nichts entgegensetzen konnten. Wenn der Profit nicht stimmt, wird eine Supermarkt-Filiale, wie z. B. die am Hausgrundweg beinhart geschlossen, egal, ob Menschen dagegen protestieren oder nicht.

In der Donaustadt gab es außerdem bis vor wenigen Jahren noch viele Gemüsegärtnereien, bei denen frisches Gemüse gekauft werden konnte. Die Zahl der Gärtnereien nimmt jedoch rapide ab, vor allem, weil sehr viel Ackerland in Bauland umgewidmet wird. Der Landesobmann der Wiener Gärtner prognostiziert, dass es in fünfzig Jahren keine landwirtschaftlichen Flächen mehr in Wien geben wird. So niedlich „Urban Gardening“ auch sein mag und klingt, die Tomaten auf den Balkonen sind kein Ersatz für unsere Gärtnereien.

Die Donaustadt ist noch mit Erholungsgebieten gesegnet, aber auch diese sind im Schwinden begriffen und hier wird der „Wienerwald Nord“ keine Abhilfe schaffen. Ohne jetzt einer Abschottung das Wort zu reden, sollte wieder mehr auf wirtschaftliche Regionalisierung geachtet werden und Ernährungssicherheit im eigenen Land Bedeutung erlangen. Wenn wir rund um Wien wunderbare Lebensmittel produzieren können, müssen sie nicht Tausende Kilometer herbeigeschafft werden. Langfristig werden wir darauf zurückkommen müssen, vor allem auch der Umwelt zuliebe.