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Fragen über Fragen zum Abriss des Arbeiterstrandbades

  • Dienstag, 27. Januar 2015 @ 18:54
In unserer im Jahr 2014 erschienen letzten Ausgabe berichtete der Kaktus über die von mehr als 4000 WienerInnen unterstützte Petition für den Erhalt des Arbeiterstrandbades.

Nur einen Tag nach ihrer erfolgreichen Einbringung wurde, ohne mit der Bürgerinitiative auch nur ein kooperatives Gespräch zu führen, mit dem Abriss des traditionsreichen Bades begonnen.

Im Jänner 2015 erreichte den Kaktus dazu folgender Brief:

Sehr geehrtes Kaktus - Team!

Gerade in diesen traurigen Tagen, in der Demokratie und freie Meinungsäußerung aufgrund der schrecklichen Terrorakte in Frankreich im Fokus des Interesses stehen, sollten Eckpfeiler der Menschenrechte auch in kleinen Dingen des täglichen Lebens gelebt und aufmerksam beobachtet werden. Haltungen und große Worte stehen dabei auch in einer gelebten und geschätzten Demokratie oft in Diskrepanz mit den wahren Taten, die sich auch in kleinen Dingen, wie etwa dem Arbeiterstrandbad widerspiegeln, wie ich Ihnen wie folgt berichten darf:

Wer soll das bezahlen?

Mehr als eine halbe Million Euro Steuergeld kostete aktuell die Zerstörung eines Wiener Kulturdenkmales, der Abriss des Arbeiterstrandbades. Diese Summe nannte erstmalig die Obfrau des Arbeiterschwimmvereins Claudia Millmann bei einer Mitgliederversammlung des ASV. (Arbeiter Schwimm Verein, gegründet 1909 - Anmerkung der Redaktion)

Damit wurden bisherige Schätzungen der Bürgerinitiative „Rettet das Arbeiterstrandbad“ bei Weitem übertroffen! Statt Revitalisierung und nachhaltige Nutzung für Steuerzahlerin und Steuerzahler, wird deren Steuergeld mit vollen Händen ausgegeben. Dies für eine Liegewiese ohne Sanitäreinrichtungen und sonstige Infrastruktur. Die genannten Zahlen von 600.000 Euro betreffen aktuell jedoch nur die Beseitigung der historischen Kabinen und Kabanen. Die Kosten für den aufwendigen Abriss des Steges, sowie die Umwandlung durch Landschaftsarchitektur und Landschaftsgestaltung sind hier noch nicht mit berechnet.

Weiter aufhorchen lassen zusätzliche Details, welche die Obfrau des ASV in der ersten Vereinssitzung 2015 verkündete. So zeigte die Stadt Wien bereits 2013 großes Interesse am bestehenden Areal. Pächter (ASV) und Subpächter (Klepp – Club Danube) einigten sich mit der Stadt auf eine Rückgabe 2014 – ohne jegliche Information an die jahrzehntelangen Pächterinnen und Pächter.

Warum spricht hier Frau Stadträtin Ulli Sima im Oktober 2014 von einem „nicht willkommenen Geschenk an die Stadt“?

Warum werden Bürgerinnen und Bürger, die in einem Rechtsstaat ohne aktive Gegenwehr am Bürgersteig den Abriss ihres jahrzehntelangen Sommerrefugiums betrauern, von Security-Unternehmen fotografiert und ihre Auto–Nummernschilder notiert?

Warum wird das Gebiet während des Abrisses von der jungen SPÖ und von höchsten Magistratsbeamten (SR. Loew - Leiter der Ma 45) bewacht?

Warum werden auch auf Antrag des Petitionsausschusses keinerlei Details des Abrisses transparent aufgezeigt, ja sogar der Antrag rasch niedergestimmt (Antrag auf Aufzeigen der Zeitschiene unter Berücksichtigung der jeweiligen Entscheidungstermine der zuständigen Stellen und Darstellung der Auftragsvergaben)?

Warum wird während des Abrisses die gesamte Baurestmasse der abgerissenen historischen Gebäude eiligst einfach auf Haufen geworfen und anschließend ungetrennt abtransportiert, sowie der Schutz der handelnden Arbeiter außer Acht gelassen ( keine Helme, keine Schutzbekleidung, keine Atemschutzmasken bei der Beseitigung der vorhandenen Dächer aus Asbestzement)?

Die SPÖ spricht in ihrem aktuellen Programm zum Wahljahr 2015 von einer großgeschriebenen Mitbestimmung, Offenheit, Transparenz und Demokratie. Die große Anzahl von Parteiaustritten langjähriger SPÖ Mitglieder nach der Zertrümmerung ihrer eigenen Geschichte durch die Zerstörung des Arbeiterstrandbades zeigt ein anderes Bild der Realität! Die kleine Geschichte eines alten Bades spiegelt aktuell die große Geschichte der politischen Lage wider.

„Eine Partei, die ihre Geschichte niederreißt, kann die Bagger gleich anschließend weiterverwenden, um Ihre Zukunft niederzureißen“, meinte dazu ein ehemaliges Mitglied, das seit 50 Jahren jeden Sommer an der Alten Donau verbrachte!

Wie war das mit Mitbestimmung, Offenheit, Transparenz und Demokratie?

Mit freundlichen Grüßen
Renate Steinmann für die Bürgerinitiative „Rettet das Arbeiterstrandbad“