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Donaucity: Altlasten und Neubauten

  • Dienstag, 22. Mai 2007 @ 06:34
Vom Windproblem zum höchsten Hochhaus Österreichs

Eine BürgerInnenversammlung, unterstützt von den Grünen und Experten für Architektur, Stadtplanung und Meteorologie, beschäftigte sich mit den Sorgen der Donaucity-BewohnerInnen.

Nicht anwesend waren Vertreter der SPÖ und ÖVP, haben sie doch in trauter Einigkeit vor kurzem einen Antrag für eine offizielle Anrainerversammlung abgelehnt. Auch die WED hatte jegliche Teilnahme an derlei Veranstaltungen und die Veröffentlichung von vorliegenden Winduntersuchungsergebnissen verweigert. Diese wurden dann, so nebenbei im Rahmen eines eigenen WED-Informationsabends bekannt gegeben. Hauptsächlich wurde dort der geplanten Twintower präsentiert.

WIND AN DER "KOMFORTGRENZE"

Das vorliegenden Gutachten, das von der WED offenbar doch unter dem Druck der Öffentlichkeit in Auftrag gegeben worden war, untersuchte den Ist-Zustand und stellte fest, dass in der Donaucity an 120 Tagen im Jahr die "Komfortgrenze" überschritten wird. Das bedeutet, dass Fußgänger nur mit Mühe, gegen den Wind ankämpfend, vorwärts kommen. Zeitung lesen im Freien ist unmöglich und Schirme werden umgedreht. Weiters untersuchte man noch einige "Hotspots", also solche Plätze, an denen die Windverhältnisse, etwa gebrochen an Hauskanten, verschärft und durch Böen, Richtungs- und Stärkeänderungen unkontrollierbar werden. Das Gefahrenpotenzial ist also keineswegs "gleich Null", wie ein WED-Vertreter behauptete. Und: Umgestürzte Kinderwägen und zu Fall gekommene Gehbehinderte gehören ebenfalls nicht dem "Märchenreich" an. Nun ist man aber doch bereit, einige Verbesserungen zu versuchen. So soll von der WED eine neue Wohnhausanlage mit Grünbereich auf dem Boulevard gebaut werden. Weiters sind winddurchlässige Wände und Spoiler geplant. Der immer wieder als "nicht brauchbar" bezeichnete unterirdische Gang ist jetzt doch als geschützter Fußgängerdurchgang im Gespräch. Die Frage ist nur: Wer soll diese Schutzmaßnahmen bezahlen? Als Hauptverantwortliche für die Nutzung der Donaucity müsste das die WED, die dies aber bisher stets abgelehnt hat.

NEUE TOWER, NEUE PROBLEME

Weitere Kritikpunkte ergeben sich aus den beiden neuen Tower. Der Gemeinderat hat die Bebauungspläne genehmigt, es gibt aber noch keine Baugenehmigungen. Zuvor hatte die Stadt die Projekte zur Begutachtung auch denAnrainern vorgelegt. Ihre Einwände blieben aber weitgehend unbeachtet. So sollen die Türme noch um 10 m höher werden! Dazu kommen die Auswirkungen auf die neue Windsituation durch diese 220 und 160 m hohen Twintower. Schließlich jedes neue Gebäude, geänderte Luftverhältnisse. Planungsstadtrat Schicker sagte zu, dass "natürlich auf die existierende Windsituation Rücksicht" genommen würde. Ob die Gebäude aber tatsächlich auf Windeinflüsse - zum Beispiel beim Modellversuch im Windkanal - getestet werden, ist fraglich. Die Bauordnung sieht noch immer keine Tests dieser Art vor. Weiters sind die Einflüsse der Neubauten auf die Lichtverhältnisse und den Schattenwurf für die Wohnungen ungewiss.

EIN URBANES ZENTRUM?

Bürgermeister Häupl, brüstet sich stets damit, dass mit der Donaucity ein modernes urbanes Zentrum geschaffen wurde. In Wirklichkeit handelt es sich Einzelbauten. Auflagen zur Gestaltung eines gemeinsamen Lebensraums fehlen. Eigentlich war das Ganze nur als Bürokomplex vorgesehen. Die nur etwa 1000 Wohnungen sind quasi als Alibi hinzugekommen. Städtisches Leben, das diesen Namen verdient, findet nicht statt. Es fehlt an entsprechender Infrastruktur, wie Geschäftszeilen, Lokalen, Kultureinrichtungen und wettergeschützten Ruhezonen. Ein weiterer Kritikpunkt ist der übermäßige Lärmpegel von der nahen Autobahn. Man lockte die heutigen Bewohner seinerzeit mit dem Versprechen, die bestehende Überplattung zu erweitern und zu begrünen. Heute will keiner der Verantwortlichen davon etwas wissen. Dabei wären derartige Lärmschutzmaßnahmen ein Gewinn für die ganze Region.

Am Ende der BürgerInnenversammlung kam man zu dem Schluss: Es gibt genug Ansatzpunkte für Verbesserungen in der und um die Donaucity, aber Einzelaktionen verpuffen oft erfolglos. Nur gemeinsam und beharrlich können alle Betroffenen Erfolge erzielen.