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Redebeitrag von Bernhard Gaishofer bei der Februarkundgebung beim Goethehof

  • Dienstag, 28. Februar 2023 @ 07:57
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossinnen und Genossen, verehrte Gäste,

zunächst möchte ich mich bei allen herzlich bedanken, welche heute zu dieser gemeinsamen, transdanubischen Februargedenkveranstaltung vor dem Goethehof gekommen sind!

Zur Vorbereitung habe ich mir einige Beiträge aus den vergangenen Jahren angesehen und erfreut bemerkt, dass die Lehren für heute eigentlich bei allen unseren Veranstaltungen ein zentraler Punkt waren. Weniger erfreut habe ich festgestellt, dass die meisten Themen, welche in den vergangenen Jahren thematisiert wurden sich eigentlich nicht verbessert, sondern vielmehr verschlechtert haben.
Beispiel: Teuerung – anstatt das Umverteilung und soziale Maßnahmen durchgesetzt werden, kommt es zu Sozialabbau und keinerlei Anzeichen, dass Konzerne und Superreiche irgendwie zur Kasse gebeten werden.

Umwelt – allen Politiker*innen ist angeblich bewusst, dass man so nicht mehr weiterwirtschaften könne wie bisher, passieren tut jedoch nichts. Bestes Beispiel ist der 22. Bezirk, wo mit neuen Hochleistungsstraßen und Spekulationsbauten Bodenversiegelung vorangetrieben werden.
Gedenken – viele Politiker*innen schwingen zu Jahretagen pathetische Reden mit großen Worten, wenn es dann jedoch dazu kommt sich heute aktiv gegen Faschismus oder Hetze zu positionieren, sucht man diese Menschen oft vergeblich…

Jetzt kann man sich natürlich die Frage stellen worauf ich mit all diesen Punkten eigentlich hinaus möchte und was das mit dem Februar 34 zu tun hat? Nun alle diese Punkte zeigen, dass zwar schöne Worte gesprochen werden und vielleicht oberflächlich irgendetwas getan wird oder Symptome bekämpft werden, die grundsätzlichen Probleme (welche nebenbei bemerkt in vielen Fällen durch den Kapitalismus strukturell verwurzelt sind) werden jedoch nicht thematisiert. Dies führt bei vielen zu Wut und Frustration.

In den letzten Tagen habe ich auch wieder einmal ein Buch in der Hand gehabt, welches von Ulrich Weinzierl herausgegeben wurde und verschiedene Beiträge unterschiedlicher Schriftsteller*innen zum Februar 1934 beinhaltet. Unterschiedlich in der Form zeigt sich inhaltlich sehr eindeutig, dass die Grundstimmung vieler Beiträge von Wut, Enttäuschung und vor allem Resignation geprägt ist.
Kurt Tucholsky schreibt in einem Brief beispielsweise folgendes: „Über Österreich kann man nur weinen. Da bricht nun das letzte Bollwerk, der kleine Dollfuß kann bleiben, das ist möglich – aber die Schufterei der Bauer, Deutsch und wie die anderen Sozis alle heißen, übersteigt alles Maß. Jahrelang hat man ihnen das prophezeit, jetzt fliehen sie, jahrelang haben sie einem dauernd beweisen warum man etwas nicht tun kann- jetzt haben sie das verdiente Resultat ihrer realpolitischen Haltung.“

Das ist eine starke Aussage, lässt sich aber leider in vielerlei Hinsicht auch auf die heutigen Zeit übertragen, wie vielleicht durch einige der zuvor genannten Beispiele deutlich wurde. So werden von Seiten der Politik immer große Reden geschwungen wie viel Verständnis man nicht habe für die schwere Situation der Menschen und was man nicht alles umsetzen wolle. Umgesetzt wird dann letztlich recht wenig bzw. wäre es in vielen Fällen besser gewesen, dass man sich manche „Reformen“ erspart.

Dass die Menschen frustriert sind und von dieser Politik nichts wissen möchten ist somit auch keineswegs so überraschend wie oft getan wird. In solchen Situationen ist damals wie heute leider auch eine große Tendenz zu (rechts-)populistischen bis hin zu faschistischen Standpunkten gegeben. Und diese wird man auch nicht allein mit moralischen Belehrungen alleine bekämpfen können, sondern nur durch wirklich aktives Engagement für eine andere Gesellschaft, jenseits der kapitalistischer Ellenbogenmentalität und selbstdarstellerischen Egoismus.
Denn aktive Gedenkkultur und antifaschistisches Engagement kann nur ernsthaft betrieben werden, wenn es mehr als salbungsvolle Worte sind und Hand in Hand mit sozial- und demokratiepolitischen Forderungen geht!

In diesem Sinne: Arbeiten wir gemeinsam daran, dass wir in ein paar Jahren in einer gerechteren Gesellschaft und jetzt leben und wir weder uns noch anderen resigniert, enttäuscht oder wütend vorwerfen müssen, dass niemand etwas getan hat. Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!