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An die damaligen Ereignisse erinnern und die Lehren daraus für heute ziehen

  • Montag, 14. Februar 2022 @ 20:30
Rede von Bernhard Gaishofer am 13.02.2022 bei der Februarkundgebung vor dem Goethehof

Zunächst möchte ich mich bei allen herzlich bedanken, welche heute zu dieser gemeinsamen, transdanubischen Februargedenkveranstaltung vor dem Goethehof gekommen sind!

„An die damaligen Ereignisse erinnern und die Lehren daraus für heute zu ziehen“, das ist ein Motto unter welchem unsere heutige Veranstaltung steht und ich persönlich kann die Wichtigkeit dieser Aussage für uns alle nur noch einmal unterstreichen.

Zu den Kämpfen an sich möchte ich nicht allzu viel sagen – die Ereignisse sind wohl allen Anwesenden bekannt. Nur so viel: Der Kampf im Februar 1934 waren der letzte und verzweifelte Versuch (welcher schlussendlich auch erfolglos endete) von Teilen der österreichischen Arbeiter*innenschaft die letzten Reste von lange erkämpften sozialen und demokratischen Rechten zu erhalten. Um zu verstehen wie es überhaupt dazu gekommen ist muss man die lange Vorgeschichte, welche zu den Februarkämpfen führte genauer betrachten, da die Situation 1934 ja nicht im luftleeren Raum entstand. Mit Ende des 1. Weltkriegs und der Revolution in Russland stand die Arbeiter*innenklasse in Österreich vor einer vollkommen neuen Situation: Das Habsburgerreich hörte auf zu existieren, in Ungarn und Bayern entstanden kurzlebige Räterepubliken und die konservativen Kräfte waren aus Angst vor einer Revolution in einer Verteidigungsposition, wodurch zahlreiche fortschrittliche Forderungen (welche keineswegs eine Selbstverständlichkeit waren bzw. sind) umgesetzt werden konnten.

Vor allem das „Rote Wien“ hatte in diesem Zusammenhang (bei aller Kritik an der Politik der SDAP und der schwierigen allgemeinen Situation) eine Vorbildwirkung: Der kommunale Wohnbau (siehe Goethehof), welcher es erstmals breiten Bevölkerungsschichten ermöglichte einen vernünftigen Lebensstandard zu pflegen war weltberühmt. Gesundheitliche Versorgung, Bildung und Kultur wurde nun der Allgemeinheit zugänglich gemacht. Wirtschaftliche Krisen, der Aufstieg von faschistischen Bewegungen und die abgehobene und zögerliche Politik der sozialdemokratischen Leitung führten jedoch langsam zu einem Verlust all dieser Errungenschaften. Dies geschah nicht von einem Tag auf den anderen, sondern ganz langsam und Stück für Stück – die konservativen Kräfte wurden immer selbstsicherer den ganzen „revolutionären Schutt“ (wie sie soziale und demokratische Errungenschaften bezeichneten) wegzuschaffen. Die Februarkämpfe waren hierbei wie schon gesagt nur einer der Gipfel dieser Entwicklung und auch wenn dieser Kampf verloren wurde und die Folgen schließlich den Boden für den Nationalsozialismus bereiteten, so war der Kampf der Arbeiter*innen im Februar 1934 dennoch einer der ersten größeren Kämpfe gegen den Faschismus in Europa.

Warum ist es nun meiner Meinung nach essentiell sich mit der Arbeiter*innengeschichte und insbesondere mit Ereignissen wie den Februarkämpfen auseinanderzusetzen? Einerseits damit jene Ereignisse und die darin involvierten Menschen, welche sehr viel, oftmals auch ihr Leben für den Kampf um eine bessere Welt, opferten, nicht in Vergessenheit geraten. Andererseits um aus diesen, nunmehr historischen Ereignissen, für die heutigen Auseinandersetzungen und Herausforderungen zu lernen. Keine Frage – natürlich sind unterschiedliche Zeiten nicht gleichzusetzten und die heutigen Umstände und Rahmenbedingungen andere als damals. Nichtsdestotrotz kann eine Beschäftigung mit geschichtlichen Ereignissen und vor allem auch den Gründen und Entwicklungen, welche zu ihnen führten, den Blick für aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen schärfen und dabei helfen politische oder wirtschaftliche Vorgänge besser einzuordnen. Kurzum – die Beschäftigung mit der Vergangenheit kann uns helfen die Gegenwart besser zu verstehen und kann somit auch ein Werkzeug sein um unsere Zukunft zu verbessern!

Denn auch heute braucht es, im Großen wie im Kleinen Widerstand gegen eine zunehmend unsozialer und undemokratischer Politik. Sei dies nun Sozialabbau, das Einschränken von Arbeitsrechten, grassierende Korruption bei den etablierten politischen Parteien, das immer größer werdende Salonfähig werden von faschistischem Gedankengut oder die Kriminalisierung/ Desinformationskampagnen von/über Umweltschutzbewegungen, wie zuletzt ganz aktuell im Bezirk bei der geplanten Stadtstraße der Fall.

In diesem Sinn: Lasst uns gemeinsam den Ereignissen vom Februar 1934 und den damit verbunden Menschen gedenken. Aber hören wir nicht beim Gedenken und Erinnern auf und betreiben dies als „Selbstzweck“, sondern lasst uns für heute daraus lernen und uns das eine Hilfe sein für unseres ganz aktuelles Engagement gegen Faschismus und Ausbeutung und für eine demokratische und soziale Gesellschaft!

Abschließend darf ich auch noch kurz darauf hinweisen, dass sich vor kurzem ein Bündnis in Wien gebildet hat, welchem auch die KPÖ Wien angehört, welches auch das Anliegen hat die Aktualität des 12. Februars zu unterstreichen. Gestern fand eine Auftaktdemonstration statt, welche unter anderem die Forderung aufstellte den 12. Februar zu einem gesetzlichen Feiertag zu machen.

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!