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Sie ham a Haus baut…

  • Sonntag, 12. Dezember 2021 @ 09:52
Ein Kommentar, zur (spekulativen) Verbauung im Bezirk - von KPÖ-Bezirkssprecher Bernhard Gaishofer

…mit dieser eingängigen Textstelle drückte der leider schon verstorbene Künstler Arik Brauer aus, wie sich wohl viele Donaustädter*innen in diesen Tagen fühlen. Denn die Bautätigkeit im Bezirk ist in den letzten Jahren so stark gestiegen, dass man manche Bezirksteile beinahe nicht wieder erkennt.

Neuigkeiten gibt es bei den Danubeflats, wie der „Standard“ Anfang September berichtete. Österreichs höchstes Wohnturmprojekt, welches von S+B und Soravia auf der Donauplatte errichtet wird, geht nun in den Verkauf. Beworben wird das umstrittene Projekt mit trendigen Sprüchen wie: "So nahe am Wasser, so nahe an der Innenstadt".

Bei einem Quadratmeterpreis ab 8000 Euro wird auch schnell klar, dass die durchschnittliche Donaustädter Bevölkerung keinesfalls die Zielgruppe ist, sondern Anlage-, sprich Spekulationswohnungen gebaut werden. Bemerkenswert ist, dass es zu den mit der Stadt Wien, quasi als scheinbares „soziales Zuckerl“, vereinbarten 40 Smart-Wohnungen, noch keine konkreten Pläne gibt. Werden diese in den Unteretagen errichtet oder überhaupt gar nicht in dem Gebäude, sondern irgendwo separat? Beantworten wollen das die Bauträger nicht. Man habe diesbezüglich noch Zeit, da das Projekt ja erst 2024 fertiggestellt werden soll.

Aber nicht nur solche großen „Monsterbauten“ wie die Danubeflats oder das „Vienna Twenty Two“ bei der U-Bahnstation Kagran fallen (zumeist unangenehm) auf. Im ganzen Bezirk werden vorhandene Freiflächen oder historische Bausubstanz durch (zumeist spekulative) Bauprojekte ersetzt.

Lobauvorland – Umwidmung befürchtet

Wie die „dbz“ berichtet, haben Bewohner*innen des Lobauvorlandes und der Biberhaufensiedlung aufgrund einer Tafel, welche über einen Grundstückskauf einer deutschen Immobilienfirma informiert, die Vermutung, dass es hier zu einer Umwidmung und Verbauung von Grünflächen kommen wird. Mittlerweile ist bekannt, dass die Fläche schon weiterverkauft worden ist. Sowohl die MA 21 als auch Bezirksvorsteher Nevrivy versichern zwar, dass es aufgrund der Widmung zu keiner Bautätigkeit kommen dürfe. Glauben würde man dies gerne. Eine gewisse Skepsis bleibt angebracht. Gerade in den vergangenen Jahren wurde immer wieder nach dem Motto „Sie bauen, wir widmen“ gehandelt. So ganz „auf Luft“ wird das Grundstück wohl nicht gekauft worden sein!

Ich möchte festhalten, dass wir als KPÖ 22 keineswegs grundsätzlich gegen jede Bautätigkeit im Bezirk sind. Die Frage, die sich jedoch stellt, ist: was wird für wen gebaut? Für uns steht fest, dass einerseits geschaut werden muss, sorgsam mit Platz im Bezirk umzugehen, und andererseits, dass es sich bei Neubauten um sinnvolle Projekte handelt. Das bedeutet die Schaffung von günstigem, kommunalen Wohnbau und Nahversorgungseinrichtungen und nicht von Anlage- und Spekulationsprojekten.

Genochmarkt– eine Kindheitserinnerung

Ein Fleischhauer, ein Fischgeschäft und diverse (feste) Standln mit den unterschiedlichsten Dingen – so habe ich den Markt am Genochplatz noch in Erinnerung, als ich dort als Kind in den 90ern spazieren ging. Freilich hatte er schon damals seine Hochzeit als quirliger Markt überschritten. Nichtsdestoweniger war er, gerade in Verbindung mit der Stadlauer Straße als frühere Einkaufsstraße, ein lebendiger Teil des Bezirks.

Im Jahre 2010 wurden die letzten Stände abgerissen und das Grundstück (natürlich inklusive neuer Flächenwidmung) an private Investoren verkauft. Es folgte jahrelang – nichts, außer einem Bauzaun rund um eine Gstetten! Der Genochplatz wurde als „Bauzaun ohne Bau“ bekannt, bis mit dem Bau eines zehnstöckigen Wohngebäudes mit 141 Wohnungen begonnen wurde. Geht es hierbei um sozialen Wohnbau oder um ein für die Allgemeinheit sinnvolles infrastrukturelles Projekt? Ein Blick auf die Internetseite des Bauträges (C&P) bestätigt den Verdacht, welche Klientel hier bedient wird: „In bewegten Zeiten auf Immobilienanlage setzen“.

Auch dieses Beispiel zeigt deutlich, wie der 22. Bezirk – entgegen anderslautenden Versprechungen – zu einem Paradies für Immobilienspekulanten gemacht wird. Dem muss endlich ein Riegel vorgeschoben werden! Es darf nicht sein, dass die Profitinteressen einiger weniger über die Lebensqualität der ganzen Bezirksbevölkerung gestellt werden!


Die KPÖ-Wien besuchte einige der zahlreichen Baustellen Wiens, an denen neuer Wohnraum entsteht.
Leistbare Wohnungen für uns? Fehlanzeige!