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Alle Wege führen nach Hirschstetten

  • Montag, 13. September 2021 @ 07:47
Keine neuen Autobahnen! Die Donaustadt ist gerade dabei, zum politischen Hotspot des Landes zu werden.

Die jungen Aktivist*innen von Fridays for Future, System Change Not Climate Change, Extinction Rebellion und Jugendrat sind in den Bezirk gekommen, um zu bleiben. Dabei haben sie sich mit den BürgerInitiativen vor Ort, Hirschstetten retten und Rettet die Lobau, zusammengetan, um die geplanten Verkehrshöllen im Bezirk zu verhindern und die Lobau als Nationalpark und Naherholungsgebiet zu erhalten. Denn um nichts weniger geht es bei den Protesten.

Seit nunmehr zwei Wochen sind sie hier, zunächst nur im Basis-Camp im Hirschstettner Schlosspark zwischen Anfanggasse/Spargelfeldstraße. Inzwischen haben sie ihren Aktionsradius auch auf den Bereich der Kreuzung Hirschstettnerstraße 44/Südosttangente (Baustelle 1: Octopussys Garten) und das Feld vor der U2-Station Hausfeldstraße (Baustelle 2: Wüste) ausgeweitet.

Solidaritätsbesuch der KPÖ im Protestcamp in Hirschstetten


Bezirkssprecher Bernhard Gaishofer, Hilde Grammel und Hanni Wagner aus der KPÖ-Donaustadt, begleitet von KPÖ-Landessprecher und Bezirksrat Didi Zach aus Rudolfsheim- Fünfhaus, Bezirksrat Wolf Goetz Jurjans aus Margareten und Bezirksrat Fritz Fink aus Ottakring besuchten das Camp.

Für uns als KPÖ ist klar:
Statt neue Autobahnen – und damit Umweltzerstörung und mehr Autoverkehr – braucht es einen umfassenden Ausbau von Bahn, Bus und Bim und Freifahrt auf allen Öffis!


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Kaktusbeiträge aus der Rubrik "Stadtstraße" - Hier klicken!
Kaktusbeiträge aus der Rubrik "Öffis statt noch mehr Töffis" - Hier klicken!

Sich für die langfristigen Interessen der Menschen entscheiden

Mit ihren Baustellenbesetzungen verhindern die Klimaaktivist*innen, dass die Stadtstraße, ein Verbindungsstück zwischen Südosttangente (österreichweit bekannt für die sich täglich dort ereignenden Unfälle und Staus) und der geplanten S1-Lobau-Autobahn gebaut werden kann. Falls noch Baumaschinen vor Ort sind, sind sie mit Transparenten geschmückt, sonst sind sie den Zeltlagern der Besetzer*innen gewichen. Der körperliche Einsatz vor Ort ist notwendig geworden, da Bürgermeister Ludwig sich weigert, „sein politisches Handeln an das Ausmaß der Klimakrise anzupassen“ und das soll sich ändern.

Denn eine Politik, die nur die Interessen von Autofahrer*innen kennt, hat spätestens in Zeiten des Klimawandels und der Gefährdung der menschlichen Überlebensgrundlagen abgedankt. Aufgabe der politisch Verantwortlichen wäre es viel mehr, Haltung zu zeigen und die Bevölkerung von einem notwendigen Umdenken zu überzeugen, speziell in der „Klimamusterstadt Wien“ und nicht noch mehr motorisierten Individualverkehr anzulocken. Öffi-Ausbau wäre das Gebot der Stunde und ein Verkehrskonzept wäre notwendig, das dem Rechnung trägt.

Die Besetzer*innen haben nichts weniger zu verlieren als ihre Zukunft, sagen sie, und sie sind nicht gewillt, diesen Preis zu zahlen. David Sagner, der umweltpolitische Sprecher von LINKS (Partner*in unseres Wahlbündnisses bei den letzten Wiener Wahlen) brachte es in einer Rede am Donnerstag letzte Woche auf den Punkt: „Die Wiener Stadtregierung muss sich entscheiden: Steht sie auf der Seite der Menschen oder auf jener der Konzerne?“

Denn die Menschen haben ein Interesse, dass ihr Lebensraum nicht unbewohnbar gemacht wird, dass die Klimaziele eingehalten werden und an „Natur statt Beton“! Es mag zwar nicht gleich erkannt werden, aber aus der Perspektive von Nachhaltigkeit und Lebensqualität und des Erhalts einer intakten Natur, deren Teil Menschen letztendlich sind und die sie daher zu ihrem Überleben brauchen, ist es fahrlässig, menschlichen Lebensraum den kurzsichtigen Interessen von ASFINAG und Co. zu opfern, die kein Morgen kennen. Aufgabe der Stadt ist es, ein Mobilitätskonzept zu entwickeln und umzusetzen, das den Menschen ermöglicht, an ihre Arbeitsplätze zu kommen, ohne dafür das Auto benutzen zu müssen. Darin zu investieren, ist verantwortungsvolles politisches Handeln und nicht, € 5 Mrd. für Autobahnen auszugeben, die niemand braucht.

Aktivismus vor Ort und zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten

Derweil übernehmen die Besetzer*innen die Aufgabe der Politik und das alles ehrenamtlich und ohne fette Gehälter am Ende des Monats. Mit ihren aufsehenerregenden Aktionen betreiben sie politische Bildungsarbeit und bieten interessanten Gesprächsstoff. Am Samstag (11.9.) um 5 nach 12 – denn so spät ist es, klimapolitisch gesehen – haben die Besetzer*innen der „Wüste“ einen ihnen gespendeten Walnussbaum gepflanzt, den sie „Hoffnung“ getauft haben. „Hoffnung“ soll ein langes Leben beschieden sein und erwartet zahlreiche Menschen, die ihn gießen. Und sie haben ein 40 Meter langes Transparent mit der Aufschrift „Baustopp jetzt!“ gemalt.

Am Sonntag (12.9.) hat es einen Brunch im Basis-Camp gegeben, Kuchen konnten mitgebracht werden.

An Donnerstagen werden Konzerte bei „Octopussys Garden“ organisiert mit Reden und abschließender Party inmitten der Geräuschkulisse von der nebenan vorbeiführenden Südosttangente.

Es gibt Rechtshilfe-Workshops, Aktionstraining, Kletterübungen, wer will, entspannt sich bei Yoga. Und es gibt Robin Food, eine Gruppe von Menschen, die noch nicht verdorbene Lebensmittel retten, die weggeworfen würden, weil das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist, und daraus für Besetzer*innen und Besucher*innen des Basis-Camps köstliche Speisen zaubern. Helfende Hände sind sicher willkommen.

Im Basis-Camp selber hängt eine Ausstellung, die die Dimensionen der geplanten Stadtstraße zeigt, in den angrenzenden Wohnvierteln werden Infotische aufgestellt und wird mit den Menschen gesprochen, die oftmals nicht einmal wissen, was sich vor ihrer Haustür zusammenbraut.

Und der Erfolg gibt den Besetzer*innen Recht: Neben den vor Ort Wohnenden finden immer mehr Leute ihren Weg nach Hirschstetten, um ihre Ziele zu unterstützen.

Vielleicht haben sie ja auch eines der von LINKS in der Stadt jenseits der Donau aufgestellten Verkehrsschilder gesehen, auf denen steht, wie viele Kilometer es vom jeweiligen Standort nach Hirschstetten sind und sind diesem einfach gefolgt?

Die Besetzer*innen haben inzwischen mit „Ticker: Lobau bleibt“ eine bald 2.000 Abonnent*innen umfassende Telegram-Gruppe ins Leben gerufen. Dort können solidarische Menschen sich laufend darüber informieren, was aktuell gebraucht wird und welche Events veranstaltet werden. Auch gibt es ein Spendenkonto, lautend auf „Lobau bleibt“ mit der Nummer AT03 2011 1844 5763 5300, auf das größere oder kleinere Beträge überwiesen werden können.

Hilde Grammel