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Eine neue Zweigstelle der Büchereien Wien – und viele Fragen

  • Sonntag, 21. März 2021 @ 19:30
Ein Kommentar von Bernhard Gaishofer, Bezirkssprecher der KPÖ-Donaustadt

In der Seestadt Aspern entsteht gerade ein neuer Standort der Büchereien Wien. Im Gegenzug sollen dafür zwei altgediente Bücherei Zweigstellen im Bezirk schließen, was (nicht nur) bei Anrainer*innen einige Fragen und Befürchtungen hervorruft. Noch im Herbst dieses Jahres sollen die Bauarbeiten am neuen Büchereien – Standort, welcher sich am Bildungscampus der Seestadt Aspern befinden wird, fertiggestellt werden.

Laut den Informationen der Gemeinde Wien soll er „alle Stückeln spielen“: Neben einer barrierefreien Fläche von rund 550 m², fünf Öffnungstagen, 22000 Bücher bzw. Zeitschriften und anderen Medien wie DVDs, Spielen, usw. soll er auch einen Café Bereich und die Möglichkeit für Veranstaltungen beinhalten.

Wird das alles wie geplant umgesetzt, kann man durchaus erfreut sein. Immerhin ist es höchste Zeit, dass die Donaustadt, als großer und vor allem schnell wachsender Flächenbezirk, endlich ein modernes und großes Büchereizentrum erhält. Ohne an dem geplanten Projekt jedoch direkt etwas aussetzen zu wollen, wirft der Bau dieser neuen Bücherei gleichzeitig einige kritische Fragen auf.

Problemfelder: (Kulturelle) Nahversorgung und historische Bausubstanz

Denn mit dem Bau des neuen Büchereistandortes geht die Schließung (oder wie es auf der Homepage der Gemeinde formuliert ist „Übersiedlung“ von zwei altgedienten Zweigstellen einher.

+ Jene der Bücherei Stadlau (Erzherzog-Karl-Straße 169)

und

+ jene der Bücherei Aspern (Siegesplatz 1).

Begründet wird deren Schließung („Übersiedlung") mit dem Argument, dass die Fläche der beiden Standorte „zu klein und nicht barrierefrei" sei und beide Büchereien „nur über eingeschränkte Öffnungszeiten" verfügen. Ebenso wird angeführt, dass der neue Standort ohnedies „verkehrstechnisch gut angeschlossen" sei und daher ein Besuch in der Bücherei Seestadt auch für die bisherigen Büchereinutzer*innen ein „Katzensprung“ sein werde.

Selbst wenn man dieser Argumentation in gewisser Hinsicht folgen will, gibt es zu dieser Entscheidung doch einige offene Fragen und Kritikpunkte :

+ Einerseits macht es (gerade für ältere) Büchereinutzer*innen einen Unterschied, ob die Bücher in der direkten Umgebung ausgeborgt werden können oder nicht

und

+ andererseits ist der Wegzug der Büchereizweigstellen aus Stadlau und Aspern leider ein weiterer Schritt hin Richtung Aussterben der klassischen Bezirksteile.

Schon in der Vergangenheit kam es in Aspern ja zu einer massiven Abwanderung von Geschäften und Gastronomie (wie zuletzt auch das Gasthaus Lahodny). Dass nun auch die öffentliche Bücherei dieses Grätzl verlassen soll, ist kritisch zu betrachten, da sich dieser Ortskern nun noch mehr in reine Wohngegend ohne einem lebhaften öffentlichen Leben entwickeln wird.

Was geschieht mit dem Gebäude am Siegesplatz 7?

Beim konkreten Fall rund um die Schließung der Bücherei Aspern gibt es des Weiteren noch eine andere Befürchtung, wie die Bezirkszeitung dbz berichtet. So ist bis dato die Frage offen was mit dem prächtigen, historischen Gebäude (errichtet 1904), in welchem die Bücherei derzeit untergebracht ist, in Zukunft geschieht.

Es wird nämlich befürchtet, dass diese alte, für die ursprünglichen Bezirkszentren charakteristische Bausubstanz anderen schon zurückliegenden Beispielen aus unserem Bezirk folgend, abgerissen und durch einen modernen Neubau ersetzt werden wird. Donaustädter*innen erinnern sich, dass bereits in den vergangenen Jahren zahlreiche klassische Gebäude des Bezirks aus Profitinteresse abgerissen wurden. Bei dem Gebäude am Siegesplatz, welches im Besitz der Gemeinde Wien ist, ist jedenfalls derzeit noch nicht bekannt, ob es verkauft, abgerissen oder erhalten bleiben wird.

Siehe auch Kaktusbeitrag vom 18.Juni 2017 - Neue Schutzzonen für die Donaustadt

Abschließend kann gesagt werden, dass wir von der KPÖ Donaustadt den neuen moderneren Bibliotheksstandort in der Seestadt durchaus begrüßen, aber die damit einhergehende Schließungen der bisherigen Zweigstellen kritisch sehen, da dies zu einem noch größeren (kulturellen) Aussterben der klassischen Bezirkszentren führt. Ebenso möchten wir eindringlich appellieren die noch übriggebliebene historische Bausubstanz des Bezirks zu erhalten und gegen (zumeist spekulativen) Wohnbau zu schützen!