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Sonderbriefmarke zur Erinnerung an Margarete Schütte-Lihotzky

  • Sonntag, 14. Februar 2021 @ 21:44
Seit diesem Jahr gibt es von der österreichischen Post eine neue Sonderbriefmarke zu Margarete Schütte-Lihotzky. Grund genug sich noch einmal genauer mit dem Leben dieser beeindruckenden österreichischen Kommunistin und Architektin auseinanderzusetzten!

Schütte-Lihotzky wurde am 23. Jänner 1897 geboren und studierte in den 1910er Jahren Architektur an der Kunstgewerbeschule, der heutigen Universität für angewandte Kunst. Nach dem Studium kam sie mit der Siedlerbewegung in Kontakt, wo sie unter anderem Alfred Loos kennenlernte. In diesem Zusammenhang wurde sie auch mit den prekären Lebensverhältnissen (insbesondere der Wohnsituation) breiter Teile der Bevölkerung konfrontiert. Die Frage wie mit Hilfe von Architektur, neuen Techniken und einer fortschrittlichen Politik die Wohn- und Lebensverhältnisse der Menschen verbessert werden können, wurde dann auch zu einer ihrer Lebensaufgaben.

In den 1920ern gelang ihr mit der "Frankfurter Küche" der Durchbruch als Architektin. Das revolutionäre an dieser Küche war, dass unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse der Versuch unternommen wurde auf kleinen Raum möglichst effizient und zeitsparend arbeiten zu können, was eine Erleichterung der Hausarbeit mit sich brachte. Die "Frankfurter Küche" wurde damit zum Vorbild aller modernen Einbauküchen und sollte sich weltweit durchsetzten. Sie zählt zu den bekanntesten Projekten von Margarete Schütte-Lihotzky, welche zu ihrem 102. Geburtstag selbstironisch bemerkte: „Wenn ich gewusst hätte, dass alle immer nur davon reden, hätte ich diese verdammte Küche nie gebaut!“

In den 1930ern arbeitete sie als Architektin in der Sowjetunion, wo sie unter anderem gemeinsam mit Ernst May Industriestädte und soziale Einrichtungen plante. Ebenso begann sie sich international aktiv gegen den Nationalsozialismus zu engagieren und trat 1939 der KPÖ bei. 1940 kehrte sie nach Österreich zurück um Kontakte mit dem lokalen Widertand zu knüpfen. Nur wenige Wochen nach ihrer Rückkehr wurde sie gemeinsam mit dem Kommunisten Erwin Puschmann von der Gestapo verhaftet und zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Am 29. April 1945 wurde sie von amerikanischen Truppen aus dem Zuchthaus Aichach in Bayern befreit.

Nach dem Krieg blieb sie sowohl politisch (in der KPÖ bzw. im Bund demokratischer Frauen) als auch als Architektin (vorwiegend in Bulgarien, der DDR, China und Kuba) aktiv. Nur vereinzelt führte sie ihre berufliche Tätigkeit, wie beispielsweise mit der Planung des Globus-Verlagsgebäudes im 20. Wiener Gemeindebezirk, in Österreich aus. Wohl aufgrund ihres politischen Engagements als Kommunistin wurden keine öffentlichen Bauaufträge in Österreich an sie vergeben. Auch öffentliche Auszeichnungen für ihr vielseitiges Wirken blieben (bis in die 1980er Jahre) aus.

Bis ins hohe Alter blieb Margarete Schütte-Lihotzky ein politisch engagierter und aktiver Mensch: So schloss sie sich 1995 gemeinsam mit anderen Widerstandskämpferinnen einer Klage gegen Jörg Haider an, welcher mit seinen Aussagen den Nationalsozialismus und die Konzentrationslager verharmloste. Ebenso zählte sie ein Jahr darauf (1996) zu den prominenten Unterstützerinnen des Frauenvolksbegehrens.

Margarete Schütte-Lihotzky starb am 18. Jänner 2000 in Wien.

Es ist begrüßenswert, dass die Erinnerung an eine so beeindruckende Frau auch in Form von kleinen Dingen, wie einer Sonderbriefmarke, aufrechterhalten wird!

Für mehr Infos zur Sonderbriefmarke „Einbauküche – Margarete Schütte-Lihotzky“ hier klicken!