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Grüner Kapitalismus?

  • Donnerstag, 19. Dezember 2019 @ 07:45
Linker Diskurs zur rechten Zeit Georg Högelsberger
Linker Diskiurs zur rechten Zeit

Durch die Koalitionsverhandlungen der ÖVP mit den Grünen rückt der Zusammenhang der Themen Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit in den Fokus.

Während der Klimaschutz nur auf globaler Ebene ausreichend effektiv ist, wird die Wirtschaftlichkeit vor allem auf nationaler Ebene in der Politik diskutiert. Wie passen die beiden zusammen? Kann es überhaupt so etwas wie einen wirtschaftlichen, kapitalistischen Klimaschutz geben?

Wie könnte kapitalistischer Klimaschutz aussehen?

Es liegt auf der Hand, dass man den großen Umweltverschmutzern – und das sind vor allem riesige, global agierende Unternehmen – etwas Wirksames entgegensetzen muss. Dazu ist aber entweder die Staatsmacht mächtig genug, oder ein anderes, ebenfalls riesiges und global agierendes Unternehmen, das jene anderen Unternehmen im kapitalistischen Wettstreit schlägt.

Damit die Staatsmacht mächtig genug ist, bedarf es allerdings eines einheitlichen Willens sämtlicher Regierungen. So ein global agierender Staatenbund, der dies könnte, ist nicht in Sicht.

Wie steht es nun um die zweite naheliegende Möglichkeit? Wie könnte ein das Klima verbesserndes globales Unternehmen aussehen und funktionieren? Da wir uns immer noch im Kapitalismus befinden, müsste es auf jeden Fall Gewinne in einer ähnlichen Höhe und ähnlich flächendeckend erwirtschaften können, wie es ihre Konkurrenzunternehmen tun. Nun gibt es weltweit einen unvorstellbar großen Markt für Kraftstoff aus Erdöl. Auf welche Weise könnte ein klimaschützendes Unternehmen dies ändern, indem es jenen Markt übernimmt und umwandelt? Es müsste beispielsweise eine „saubere“, aber gleichzeitig billigere alternative Energiequelle anbieten als Erdöl. Doch den gibt es in dieser Form heute noch nicht. Und selbst wenn es ihn gäbe, würden sich das kapitalistische Prinzip der Gewinnmaximierung und das nicht-kapitalistische Prinzip des Schutzes der Umwelt gegenseitig behindern, denn Umweltschutz ist komplex und Komplexität meistens teurer als einfache Lösungen.

Wenn es einen Kompromiss zwischen diesen Prinzipien geben könnte und dazu noch die passenden Technologien, wie würde ein solches Unternehmen eine derartige Größe in möglichst kurzer Zeit erreichen können? Wahrscheinlich nur durch staatliche oder internationale Hilfe. Aber dies würde unweigerlich wieder jene nationalen Konflikte hervorrufen, die bei der ersten Option schon Schwierigkeiten bereiten.

Und selbst gesetzt den Fall, dass erstens ein Kompromiss der Prinzipien möglich, zweitens die notwendigen Technologien vorhanden wären und drittens ein solches Unternehmen sogar ohne staatliche Hilfe auskommen würde, so würden dessen Konkurrenten mittels Lobbyismus ihrerseits Staatsmächte mobilisieren, um es zu bekämpfen.

Zuletzt noch der Unsinn des Ganzen.

Nicht nur ist die Idee eines globalen, kapitalistischen Umweltschutzes von enormen Schwierigkeiten in der Umsetzung begleitet, es ergibt noch dazu kaum einen Sinn. Die kapitalistische Produktionsweise zeichnet sich nämlich durch die Unterordnung und Unterwerfung ihrer notwendigen Bedingungen unter ihre Gesetze aus. Also sowohl alle Rohstoffe wie auch alle Arbeitskräfte werden unter ihre Gesetze gebracht und entsprechend ausgebeutet. Genau darin besteht aber das aktuelle Klimaproblem: in der Ausbeutung der Natur, die nur als Rohstofflager gedacht wird! Was wäre das für ein Klimaschutz, der die Natur weiterhin diesem Ausbeutungsprozess ausliefern würde? Das Klima würde bestenfalls als notwendige Bedingung für die Existenz der kapitalistischen Produktionsweise in Betracht kommen und entsprechend erhalten werden. Alle Aspekte des Klimas, die nicht für den Kapitalismus notwendig sind, wären dann aber wurscht! Die Natur wäre weiterhin ein bloßes Objekt in den Klauen der Wirtschaft, genauso wie es die Menschen bleiben würden.

Eine Überwindung dieses Dilemmas kann nur mit einer nicht-kapitalistischen Denk- und Produktionsweise gelingen. Dazu sind die Herrschaften weltweit – wiederholten Beteuerungen zuwider – zumeist weder willens noch fähig.

Wer mit mir über meinen Beitrag ins Gespräch kommen will, ist herzlich willkommen. Wir können uns bei Veranstaltungen der KPÖ-Donaustadt treffen, oder Sie schreiben mir einfach: donaustaedter@kpoe.at