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Ihr müsst alle viel mehr trainieren!

  • Montag, 4. März 2019 @ 09:14
Brief eines Lehrers - von Karl Gugler, Lehrer an der AHS-Theodor- Kramer-Straße

Volle Kraft zurück – zum Ursprung! Schwarz-Blau liefert, was bestellt wurde.

Ab den 2. Klassen der Volksschulen (VS) werden wieder die Noten und damit auch das Durchfallen-Können eingeführt. Für die 3. und 4. Klassen VS und Mittelschule (MS) soll es bald „Kompetenz- und Potentialmessungen“ geben, also das, was man früher den Intelligenzquotienten (IQ) genannt hat. Damit kann man dann klar und gerecht festlegen, wer in die Hauptschule und wer ins Gymnasium gehört. Und damit das nicht so uralt klingt, wie es ist, wird es „Talente-Check“ heißen. Den gibt es ja schon länger, online natürlich, aber jetzt wird ihm ordentlich Bedeutung zugeordnet. Er kommt jetzt neben der 3. Kl. VS auch in die 4. Kl. VS und in die 3. und 4. Kl. der MS. Die Ergebnisse werden darüber entscheiden, wer Arzt wird und wer Paketzusteller – stark vereinfacht dargestellt.

Angekündigt wurde das Ganze aber schon in den 1990er Jahren, als die Qualitätssicherstellung des Bildungswesens von „inputorientiert“ auf „outputorientiert“ umzustellen war. Outputorientiert meint: Was haben die Kinder so drauf an Wissen und Können nach einem bestimmten Abschnitt ihrer Schullaufbahn? Das kann man (per Computer natürlich) rausfinden – per Talente-Check. Wie cool und ganz objektiv!

Da bekommt die Sozialdemokratie natürlich Bauchweh!

Übervater Bruno Kreisky war ja der Erfinder des Gegenteils, nämlich der „inputorientierten Qualitätssicherstellung“ des Bildungswesens. „Bildung für Alle“, das hieß: wir kratzen soviel Geld wie möglich zusammen. Damit bauen wir viele neue Schulen, heuern viele Lehrer an, führen einen zweiten Bildungsweg über berufsbildende höhere Schulen (HAK, HTL, HBLA) und dreijährige Fachschulen ein, an die man nochmals – zwecks Erreichung der Matura – einen dreijährigen Aufbaulehrgang anhängen kann. Und zum Drüberstreuen machen wir auch noch einen dritten Bildungsweg auf, der über Berufsschulen via Berufsreifeprüfung nach oben führt! Aber das ist Schnee von gestern.

Da haben frühzeitige Noten und Testungen schon einen großen politischen Vorteil: die wettkampferprobten, tüchtigen Eltern wissen dann genau, wo sie mit ihren Kindern liegen, welchen Platz im allgemeinen Rennen die belegen – und das alles erscheint auch noch gerecht, weil die Tests ja österreichweit gleich sind.

Der Bildungserwerb in Form eines Rattenrennens, also einer Wettkampf-, einer Konkurrenzveranstaltung ist in den Köpfen bereits verinnerlicht, damit allgemein akzeptiert und einer Kritik entzogen.

Und Schwarz-Blau bedient diesen Unfug erfolgreich!

Soviel Ehrlichkeit verdient es ja auch, politisch belohnt zu werden. Ehrlich dabei ist, dass der EU-Block die kapitalistische Konkurrenz gegen die Blöcke USA und China gewinnen muss. Die Qualität der Humanressourcen = das Wissen und Können der (zukünftigen) LohnarbeiterInnen spielt dabei die entscheidende Rolle.

Und im EU-Block geht Deutschland – wieder einmal – voran. Ein sozial ausgerichteter Staat würde sich dabei selbst behindern, weil er sein Geld fürs Falsche ausgibt (Griechenland, Italien …). Richtig ist, das Geld für die Wettkampfausrüstung auszugeben.

Das muss Frankreich – dessen Gelbwesten damit überhaupt nicht einverstanden sind – erst lernen. Schön irgendwie, dass sich dem auch Sahra Wagenknecht (Die Linke) – gelb bewestet vor dem deutschen Kanzleramt – entgegenstellt und zum Aufstand aufruft!

Mit freundlichen Grüßen
Karl GUGLER