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S 80 bleibt Stiefkind

  • Donnerstag, 15. November 2018 @ 09:16
Gravierende Nachteile trotz Verlängerung nach Aspern Nord

Die Arbeiten für den zweigleisigen Ausbau des Marchegger Astes der Ostbahn neigen sich auf Wiener Boden allmählich ihrem Ende zu. Die Beeinträchtigungen, die mit dem Bau verbunden sind, werden langsam weniger und in der neugestalteten Haltestelle Hirschstetten halten jetzt wenigstens wieder Regionalzüge. Einen wirklichen Grund zur Freude stellt das allerdings nicht dar.

Die Bahnstation Hausfeldstraße wurde aufgelassen. Und das, obwohl in der näheren Umgebung schon heute tausende Menschen wohnen und in den nächsten Jahren dort eine rege Bautätigkeit geplant ist. Wer also aus dem Bereich Hausfeldstraße / Guido Lammer-Gasse / Hasibederstraße mit dem Zug nach Simmering oder zum Hauptbahnhof fahren will, muss mit der U2 nach Stadlau (oder zurück nach Aspern Nord) fahren und dort umsteigen. Das wäre sogar dann mit einem Zeitverlust verbunden, wenn jede U2 Garnitur bis in die Seestadt geführt werden würde und nicht nur bis zu Aspernstraße.

Auch die Station Lobau muss wieder her!

Bei der Haltestelle Hausfeldstraße handelt es sich nicht um die erste Station auf der Verbindung vom Hauptbahnhof nach Marchegg, welche die ÖBB, weil angeblich unnötig, aufgelassen haben. Erinnern wir uns: Anlässlich der Verlängerung der U2 in die Donaustadt im Jahr 2010 ist die Haltestelle Lobau trotz stürmischer Proteste geschlossen worden, obwohl es dort immer mehr Neubauten gibt. Jetzt heißt es, nach Stadlau zurückzufahren oder etwa eine Viertelstunde zu gehen, wenn man über die Donau will!

Die Bürgerinitiative S 80 Lobau, die seinerzeit vehement gegen die Schließung aufgetreten ist, fordert daher die Wiedererrichtung der Station. Bei einer Informationsveranstaltung wurde an fadenscheinige Argumente erinnert, mit der die unverständliche Maßnahme von den ÖBB gerechtfertigt wurde:

So meinte man die Kurvenkrümmung im Bereich der Haltestelle wäre zu eng. Stimmte das, dürfte es den Bahnhof Bruck an der Mur nicht geben. Dort verlaufen Schienen und Bahnsteige noch viel krummer. Weiters wurde ins Treffen geführt, der Bahnsteig sei für Doppelgarnituren zu kurz. Abgesehen davon, dass solche auf dieser Strecke nicht zum Einsatz kommen, können die ÖBB nur wider besseres Wissen so argumentiert haben. Eine der drei Haltestellen im Bereich von Hainburg weist auch einen kurzen Bahnsteig auf. Dennoch halten dort auch Züge mit Doppelgarnitur. Die Lösung: Wer dort aussteigen will, muss den Zugteil benützen, der im Bereich des Bahnsteiges stehen bleibt. Das ließe sich in der Lobau wohl auch so machen.

Überhaupt ist das Argument der mangelnden Frequenz, das auch von den Wiener Linien verwendet wird, sehr fragwürdig. Wenn öffentliche Verkehrsmittel nur „alle Jubeljahre“ (Halbstundenintervalle sind bei manchen Autobuslinien keine Seltenheit) fahren, darf man sich nicht wundern, wenn viele Menschen lieber das Auto benützen oder zu Fuß gehen.

Der „Kaktus“ unterstützt daher weiterhin die Bestrebungen der BI S 80 Lobau nach einer Wiederherstellung der Haltestelle Lobau.

Marchfeld bleibt „verkehrstechnisches Ödland“

Da das Marchfeld in den letzten Jahrzehnten von der Einstellung von Nebenlinien nicht verschont geblieben ist, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass seine Bewohner von der ÖBB im Stich gelassen werden. Sehen wir uns die Fahrpläne anderer Schnellbahnstrecken an, kann man als Nutzer der S 80 nur vor Neid erblassen. Ob S 1 nach Gänserndorf, der S 2 nach Wolkersdorf und Mistelbach, S 3 nach Korneuburg, Stockerau und Hollabrunn, S 1, 2 und 3 nach Mödling, Baden und Wr. Neustadt, S 7 zum Flughafen und nach Wolfsthal, S 40 nach Klosterneuburg und Tulln, S 50 über das Tullnerfeld nach St. Pölten oder S 60 nach Neusiedl am See, überall ist das Angebot reichhaltiger als bei der S 80 –und das nicht nur, weil sie derzeit bei der Erzherzog-Karl-Straße endet!

Und nur, weil die ÖBB immer damit werben, laufend Verbesserungen für ihre Kunden vorzunehmen: Es hat sogar einmal einen 20-Minuten-Takt auf der S 80 gegeben; u.zw. mit den Haltestellen Hausfeldstraße und Lobau!

Warum nicht zumindest bis Raasdorf?

Zu Recht beklagen Verkehrsexperten, dass viele Bewohner des Marchfelds in der Früh mit den PKW nach Wien und am Abend wieder zurückfahren und damit zu Staus und Umweltbelastungen beitragen. Angesichts des Angebots an öffentlichen Verkehrsmitteln kann man es ihnen aber nicht verdenken.

Der Vorwurf sollte sich daher in erster Linie nicht gegen die Autofahrer, sondern gegen die Politik und deren Verkehrsplaner richten! Warum wird die S 80 nicht zumindest bis Raasdorf verlängert und dort eine attraktive „Park and Ride“-Anlage errichtet? Dort würden nicht einmal Anrainer durch eine zusätzliche Verkehrsbelastung behelligt werden.

Eine Vielzahl von Autofahrern schon (weit) außerhalb Wiens abzufangen, würde nicht nur diesen viel Geld, Zeit und Nerven sparen, sondern auch die Einfallstraßen der Bundeshauptstadt entlasten – jedenfalls mehr und kostengünstiger als die Stadtstraße, das erklärte Liebkind der Autofahrerparteien SPÖ, ÖVP und FPÖ.