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Imagine!

  • Freitag, 22. September 2017 @ 07:24
Brief eines Lehrers - von Karl Gugler
Er kandidiert im Wahlkreis Wien Nord auf Listenplatz 10

„Stell dir vor, es gäbe keinen Besitz mehr.“ Ich frage mich, ob du das kannst? Keinen Grund für Habgier oder Hunger. Eine Menschheit in Brüderlichkeit. Stell dir vor, all die Menschen, sie teilten sich die Welt, einfach so! Du wirst sagen, ich sei ein Träumer, aber ich bin nicht der einzige!“

Vielleicht, liebe LeserInnen, findet ihr solche Worte überraschend, jetzt nämlich, zu Schulbeginn! Na ja, ich dachte mir, so kurz vor Wahlen, könnte man wieder einmal von einer schönen Welt träumen, so wie das John Lennon mit seinem tollen Lied gemacht hat.

Was wäre anders, wenn die KPÖ stark wäre?

Keine Kriege mehr!

Nicht in Syrien, Afghanistan oder Venezuela (?), wo „wir“ angeblich „unsere Freiheit“ oder „die Menschenrechte“ verteidigen müssen. Das ist doch völlig verlogen. Die Wahrheit ist: die Kapitalisten wollen dort Macht und Einfluss gewinnen und ihre Profite machen. Sie nennen das natürlich anders und sprechen lieber von der freien Marktwirtschaft. Und die kriegen die dort dann auch, ob sie's nun wollen oder nicht.

Kein Hunger mehr!

Und bitte auch keinen Eiertanz der relativierenden Art dazu mehr, so à la: „es hungern jetzt eh nur noch 2 Mio Menschen". Früher waren das viel mehr. Ihr hattet 70 Jahre Zeit, ihn abzuschaffen. Ich glaub' euch nichts mehr; der Hunger in der Welt kostet euch höchstens ein Achselzucken. Er interessiert euch nur, wenn ihr an eure Profite denkt, die mit dem Export von giftigen Pestiziden, Düngemitteln und Gen-Tech-Mist zu machen wären. Schluss mit dem Hunger und den Kriegen jetzt, damit die Menschen dort bleiben können, wo sie geboren wurden – was sie viel lieber täten, als lebensmüderweise durchs Mittelmehr zu schwimmen und zu Tausenden zu ersaufen!

Arbeit(splätze) schaffen!

Wem fällt denn sowas ein? Ich will doch keine Arbeitsplätze erschaffen! Im Gegenteil, ich will sehr, sehr viele von ihnen abschaffen; je nervtötender und auslaugender deren Inhalt, desto mehr. Ein Staubsauger-Roboter, ein Lieferwagen ohne Fahrer, ein Leiterplattenbestückungsautomat – lauter tolle Erfindungen, die Arbeit (der widerlichen Art) abschaffen. Das sollte uns doch unheimlich erfreuen. Je simpler der Job-Inhalt, desto mehr übernehmen Roboter. Also für mich klingt das nach Zukunft, Fortschritt, Optimismus.

Nur Kapitalisten und Sozialdemokraten sehen das ganz anders; die wollen natürlich Lohnarbeitsplätze schaffen, damit sie über ihren dämlichen Kapitalismus ordentlich Profite scheffeln können.

Das gäbe es mit uns nicht mehr. Wir würden die Arbeit, die eben zu tun ist, auf die vorhandenen Menschen gleich aufteilen. Je höher die Produktivität wird, desto weniger müsste gearbeitet werden, wenn ihre Früchte dort ankämen, wo sie sollten. Wenn ein Bagger 1000 Schaufler ersetzt, warum können dann diese Menschen nicht ihren Lohn weiter erhalten und Zeit für eine sinnvolle andere Tätigkeit haben? In diesem Sinne wäre dann auch „Industrie 4.0“ das Gegenteil einer Gefahr und ein Segen für die Menschheit.

Schule ohne Angst!

Sie wäre befreit vom Zwang zur Herstellung von Rangreihenfolgen (Selektion), nach denen dann festgelegt wird, wer noch einen (guten) Job kriegt und wer nicht – oder höchstens einen schlechten. Dazu gesellt sich dann ein ganzer Rattenschwanz von Folgeerscheinungen: Wohnen, Essen, Auto, Urlaub in guter Qualität für die Gewinner – gar nicht oder in schlechter Qualität für die Verlierer. Das sind die zwei Schenkel der Schere, über die die Kapitalisten und ihre Staatsagenten gerne Anteilnahme heuchelnd lamentieren.

Verkauft uns nicht für dumm! Alle Eltern, vor allem die mit den schlechteren Jobs, kennen diese Angst um ihr Vorhaben, dass es den eigenen Kindern einmal besser gehen sollte und dass über Erfolg oder Misserfolg dazu in der Schule entschieden wird. Dass (die Angst vor) Selektion das Hauptthema von Schule im Kapitalismus ist, dazu eine Geschichte, dir mir ein Freund erzählte: sein Kind, ehrgeizig, hat Pech bei einer Matheprüfung und kriegt einen Fünfer. Das Mädchen setzt sich hin, lernt und übt die Bespiele, die es nicht lösen konnte, geht nach einer Woche zu ihrem Prüfer und meint: „Ich hab' nachgelernt und kann die Bespiele nun alle lösen. Sie können den Fünfer jetzt streichen!“

Sie wissen alle, dass Schule anders funktioniert, dass immer etwas zum Nachteil hängen bleibt – bis alle erworbenen Nachteile zum „Aus“ reichen. Diese Angst vor Nachteilen lässt einem als Schüler verstummen – und das ist kontraproduktiv zum ursprünglichen Gedanken, etwas lernen zu wollen.

Mit freundlichen Grüßen
Karl GUGLER