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Neue Schule – neue Hoffnung?

  • Sonntag, 29. Mai 2016 @ 08:10
Brief eines Lehrers von Karl Gugler

Alljährlich ab Februar werden die wichtigsten Weichen gestellt – von den Eltern für ihre Kinder, die davon anfänglich gar nichts wissen wollen. Sie ahnen nicht, dass sie für die nationale Wirtschaft der so „wichtige Rohstoff“ sind, mit dem die Wirtschaftstreibenden die internationale Konkurrenz zu gewinnen versuchen (zit. nach Dr. Hannes ANDROSCH).

„Was Hänschen nicht lernt, ...“

Wenn die 4. Klasse Volksschule (VS) dem Ende zugeht, steht die Wahl eines neuen „Bildungsgleises“ an. Dessen Bedeutsamkeit ist den Eltern in unserem Bezirk ganz besonders klar. Sie lassen sich deshalb auch von den Bildungsreformern der Sozialdemokratie nicht so einfach täuschen. Neue Mittelschule (NMS) hin oder her – sie drängen mit Vehemenz an jene Standorte, die auch eine gymnasiale Oberstufe im Hause haben.

Beinahe doppelt soviele Anmeldungen wie es Erstaufnahmeplätze gibt, sind die Folge für die Theodor Kramer Straße. Reihenweise Abweisungen aussprechen zu müssen, das ist absolut kein Spaß für die Leitung vor Ort. Das Haus platzt aus allen Nähten, aber „man entscheidet sich“, eine zusätzliche 1. Klasse zu eröffnen. Danke für das nette Kompliment an die KollegInnen unseres Standortes. Nur ändert das nichts daran, dass es organisatorisch höchst unvernünftig ist, wenn dann an den ehemaligen Hauptschulstandorten (HS), die jetzt NMS heißen – so wie unsere Unterstufe auch, die Anmeldezahlen in den Keller fallen.

Was glauben Sie, wen die Leitung des Gymnasialstandortes aufnimmt und wen sie abweist, wenn sie einen Vierer im VS-Zeugnis sieht? Und was bedeutet das für die NMS-Standorte, die keine Oberstufe haben? Die wollen doch auch „gute SchülerInnen“ haben und nicht nur die, die übrig bleiben, nachdem sich die AHS-Standorte bedient haben.

Dieses Problem darf man ruhig den SP-lern umhängen. Sie haben es zu verantworten. Sie haben die NMS, so wie sie jetzt ist, geschaffen und scheitern einmal mehr am Sachzwang, den der Kapitalismus vorgibt: jede HS hätte eine gymnasiale Oberstufe bekommen müssen – so einfach wäre die Lösung. „Und das geht nicht“, sagen die Realpolitiker, die der SPÖ, die der ÖVP und zukünftig die der FPÖ auch: „Das Umbau- und Neubauprogramm kostet doch viel zu viel!“

„ ... lernt Hans nimmermehr!“

Na holt euch doch das Geld von den besonderen Menschen an den Spitzen der Schere, die, ach wie betrüblich, immer weiter auseinander geht. Liebe SP-ler, ihr seid – neben uns – die Einzigen, denen man solche Absichten glauben könnte, weil ihr, geschichtlich gesehen, damit Erfahrung habt. Ihr habt vor 100 Jahren die Geldbesitzer kräftig zur Kasse gebeten und mit diesem Geld grandiose Wohnbauten für die Verelendeten bauen lassen.

In Zeiten, in denen das Neue, das eine Reform hervorbringt, in jedem Fall (dem Gelde nach) billiger sein muss, als das Alte, ist jede Reform, die das Wort Fortschritt (als Idee) in den Mund nimmt, mindestens eine Heuchelei. Und – es wir Ihnen nicht entgangen sein, liebe/r LeserIn – es wird in dieser Logik reformiert, allüberall, was das Zeug hält, im Bildungswesen, im Krankenhauswesen, im Sicherheitswesen. Das erzeugt Angst und die lässt einen das Elend verbergen, wenn man dem schon nahe ist. Die Angst erzeugt Hysterie. Das ist das Gegenteil von Gelassenheit und Einigkeit, was der Vernunft entspräche. Solidarität nennt man das, und die richtet sich gegen die Mächtigen, sonst ist sie keine!

Mit (stiller) Angst und Hysterie versuchen die Eltern ihre Kinder in unsere werdenden ersten Klassen zu drücken, damit „es das Kind einmal besser hat!“ Das ist folgerichtig in den Zeiten der auseinander gehenden Schere. Aber Sieger und Verlierer kommen bei uns genauso raus, wie bei jeder anderen Schule im Kapitalismus auch.

Der Fisch stinkt am Kopf! Werft ihn weg! Es gibt kein richtiges Leben im falschen!

Mit freundlichen Grüßen
Karl GUGLER
schulprobleme@kpoe.at