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Ihr lasst uns verrotten!

  • Mittwoch, 10. Dezember 2014 @ 08:27
Brief eines Lehrers - von Karl Gugler

Und wieder treibt mich eine Jubelmeldung einer stadtregierungsnahen Publikation in intensive Wutanfälle. „wien.at“ vom Oktober 2014, ein Produkt der MA 53, Presse- und Informationsdienst, steuergeldfinanziert vermutlich, schreibt: „Millionen für Bildung – 242 Schulen werden bis 2017 mit 570 Mio EUR saniert!“ Strahlende Kindergesichter und Bildungsstadtrat Oxonitsch allüberall.

Herr Stadtrat, ich lade Sie ein zu einer Begehung unseres Hauses, damit Sie sehen, was Sache ist. Ich will Ihnen ja glauben, dass es auch das Positive – irgendwo – gibt und dass Sie das brauchen. Es sieht hierorts nur so völlig entgegengesetzt zu dem aus, wie Sie es darstellen (lassen).

Fakten an der AHS Theodor-Kramer-Straße

Zuletzt habe ich vom Verbot jedweder Reparaturen geschrieben, gültig zumindest, bis das definitive Budget 2014 (im August!) zugewiesen sei. Als es dann kam, war es wiederum extrem gekürzt – um EUR 11.000,-- im Vergleich zum vorjährigen (Hunger-)Budget. Das Reparaturenverbot konnte also erst gar nicht aufgehoben werden und besteht weiter. Das bedeutet für mich als Beauftragten für Multimediatechnik an einer Schule für 1000 Kinder: defekte Geräte und funktionsuntüchtige Installationen in vielen Ecken unseres Hauses, kaputte Beamer, DVD-Player; sechs solcher Beamer bleiben weiterhin unverkabelt, wie sie es schon seit mehr als einem Jahr sind. Der Nichtgebrauch ist wohl die schonendste Art der Hilfsmittelverwendung. Mindestens zehn Fenster hängen in kaputten Scharnieren und lassen sich nicht mehr verriegeln – seit Monaten.

In vielen Räumen ist es – angeblich wegen einer defekten Steuerungsanlage – so kalt, dass einzelne KollegInnen die Winterjacke erst gar nicht ausziehen, wenn Sie in die Schule kommen, was mich jetzt gar nicht mehr überrascht, nachdem ich mir selber eine ordentliche Erkältung zugezogen habe. Dabei kann ich gar nicht überblicken, wieviele Kinder aus dem gleichen Grund bereits krank gemeldet sind.

Die Einsparungen des Bundes anderswo.

Auf diese Art sollen also jetzt jene 100 Mio EUR eingebracht werden, die die Frau Unterrichtsministerin damals bei der Regierungsbildung an Einsparungen versprechen musste. Das erklärt dann hinreichend, warum auch die KollegInnen von der Polizei keine ausreichenden Mengen an Alkoteströhrchen, Taschenlampen und Reifenprofil-Messern mehr bekommen, wie es vor kurzem in den Zeitungen zu lesen war. Recht verführerisch klingt ja für mich da noch der Sager vom „Kaputt-Sparen des Bundesheeres“. Ja, verkauft sie doch endlich, die Panzer, die Handgranaten, die Maschinengewehre und die Kasernen – und dann schult das Personal dort um! Wir könnten sehr viel davon gebrauchen als Unterstützung für die Kinder und ihre Entwicklungs- und Bildungsfortschritte.

Jetzt bleibt noch, das Spitalswesen zu „modernisieren“, was nichts anderes heißt als: „die Kosten müssen runter“. Gestern erst war es in den Nachrichten zu hören. Weil die EU Österreichs Budgetausgabenplanung rügt und eine Abordnung der Regierung nach Brüssel bestellt, verkündet der Finanzminister in vorauseilendem Gehorsam, dass man wohl die „Konsolidierung beschleunigen“ müsse. Das ist nichts anderes als die nächste gefährliche Drohung. Und trotzdem werden diese Figuren demnächst genauso wie bisher wiedergewählt werden. Sie dürfen darauf vertrauen, dass wir „unsere Schlächter selber wählen“, Kälber, die wir sind.

Mit freundlichen Grüßen
Karl GUGLER
schulprobleme@kpoe.at