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Danube Flats – oder ein Sittenbild der Wiener Stadtentwicklung

  • Samstag, 7. September 2013 @ 07:22
Gastbeitrag der Initiative Kaisermühlen

Danube Flats ist mittlerweile zum Synonym für fehlende Transparenz und Distanzierung von echter Bürgerbeteiligung geworden. Durch den Abriss des erst 13 Jahre alten multifunktionellen Gebäudes an der Reichsbrücke (ehem. Cineplexx), in dem derzeit noch das Minopolis untergebracht ist, soll Platz geschaffen werden, um an dessen Stelle einen Komplex bestehend aus einem Hochhaus (ca. 150m) und drei weiteren Gebäuden für ca. 500 Eigentums- bzw. Vorsorgewohnungen im Luxussegment zu errichten.

Ein kurzer Rückblick in das Jahr 2004: In der 45. Gemeinderatssitzung wurde mehrheitlich der bis heute gültige Flächenwidmungsplan beschlossen. Unter anderem: maximale Gebäudehöhe 26 m, die Errichtung von Wohnungen ist untersagt.

Stadtentwicklung? – des moch ma scho!

Im Jahr 2011 wird das Unternehmen Danube Flats Gmbh (Soravia Group und S+B Gruppe) gegründet und das Grundstück mit dem Bestand (Cineplexx / Minopolis) zum Schnäppchenpreis von € 10,5 Mio erstanden. Es folgt ein fragwürdiger Wettbewerb hinter verschlossenen Türen. Unter aktiver Mitwirkung von Bezirksvorsteher Norbert Scheed, Gemeinderat Christoph Chorherr und Magistratsabteilungen wurde der Entwurf des Architekturbüros von Maria Planegger (geb. Soravia) auf das Siegerpodest gehoben. Es soll nicht verschwiegen werden, dass es sich hierbei um die Schwester von Bauunternehmer Erwin Soravia handelt. Dieser ist über Unternehmensverflechtungen nicht nur Gesellschafter der Danube Flats GmbH, sondern als Träger des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien selbstverständlich auch in andere Projekte involviert.

Freunderlwirtschaft? – na sicher net!

Zur krampfhaften Verherrlichung des Bauvorhabens werden vielfältige Gründe angeführt. Die Argumente reichen von Ärztezentrum über Bademodengeschäft bis zu Wohnraumschaffung und WCs. Es wird schon eine Reihe von, wahrscheinlich unbeabsichtigten, glücklichen Fügungen sein, dass das Hochhaus Danube Flats so plötzlich aus dem Boden schießt. Es ist nicht anzunehmen, dass die persönliche Freundschaft zwischen unserem Bürgermeister Michael Häupl und dem Bauunternehmer Erwin Soravia eine Rolle spielt. Mit dessen Bruder Hanno Soravia, der ebenfalls eng mit der Danube Flats GmbH verwoben ist, verbindet ihn nur die Vorliebe für gehobene Kulinarik, sind doch beide schon als Gourmet des Jahres gekürt worden. Dass mehr als unverfängliche Tischgespäche geführt wurden, ist nicht naheliegend. Es wäre auch unzulässig, die gemeinsame Jagdleidenschaft von Bezirksvorsteher Norbert Scheed und den Brüdern Soravia ins Treffen zu führen. Jägerlatein hat nichts mit Bauvorhaben zu tun.

Richtlinien? – na und?

Nachdem 2012 ein Antrag auf Umwidmung zur Errichtung von Danube Flats gestellt wurde, hat man noch nachträglich und in neuer Rekordzeit ein städtebauliches Leitbild konstruiert. In der Stadtentwicklungskommission haben Rot und Grün geschlossen dafür gestimmt.

Bürgerbeteiligung? – ja eh!

Eine Befragung im Sommer 2013 mit 4000 Fragebögen soll die Sorge um Wünsche der Anrainer zur Gestaltung der Infrastruktur simulieren. Da es sich schon herumgesprochen hat, dass die Bewohner des Seidler Towers mehrheitlich keine Befürworter von Danube Flats sind, hat man dort erst gar keine Fragebögen verteilt. Erst nach Protesten wurde dies nachgeholt. Es erfordert nicht viel Phantasie, um das Ergebnis der Umfrage zu erraten – alle wollen Danube Flats. Vorsorglich wurde der Bau als alternativlos dargestellt.

Transparenz – eh klar!

Die Vorgänge um das Hochhausprojekt Danube Flats verhindern nicht Fragen, ob es sich um Spekulation, Manipulation, Protektion oder politische Machtausübung zur Sicherstellung privater Verwertungsinteressen handelt.

Die Stadtentwicklung wird zu einem nicht unwesentlichen Teil statt von vorausschauender Planung durch spontane Beschlüsse geprägt, bei denen Bürger bestenfalls eine lästige Begleiterscheinung sind.