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LeserInnenbriefe an den Kaktus

  • Freitag, 31. Mai 2013 @ 18:36
Der Kaktus regt zu Diskussionen an!

Auf unsere letzte Kaktusausgabe vom April (Ausgabe 1/2013) gab es zahlreiche LeserInnenreaktionen. Zwei von uns ausgwählte LeserInnebriefe wollen wir auf unserer Kaktus-Website dokumentieren.

Eine Möglichkeit mit dem Kaktusteam in einen persönlichen Dialog zu treten bietet:

  • unser Kaktusfest am 8.Juni 2013 oder
  • die im Abstand von etwa 6 Wochen stattfindenden „Kaktusstammtische“ im Gasthaus „Goldener Hirsch“ in Hirschstetten. Der nächste Kaktusstammtisch findet am Montag, 17.Juni 2013 statt
  • Der nächste Kaktus erscheint Mitte Juni

    LeserInnenbrief von Herrn Karl Pfeiffer

    Sehr geehrte Redaktion.

    Ich bekomme nun seit etwa 25 Jahren Ihr Blatt (eigentlich durch mich unverlangt), aber ich lese es immer wieder gerne. Erinnert mich ein bißchen an die schon vor Jahrzehnten geführte Diskussion über die Sinnhaftigkeit des Bundesheeres. Es ist klein, kann aber doch bei Problemen nützlich sein! (war und ist meine Meinung).

    In Ihrem letzten Blatt haben aber 2 Artikel den Widerspruchsgeist geweckt!

    Schule in der Industriestrasse!?; Ich bin gegenüber der Großbäckerei aufgewachsen und hatte meine Volksschulzeit in der Konstanziagasse zu absolvieren. Und das zu Fuß! (Na war ich nicht ein armes Kind) Für die Realschule in der Vereinsgasse musste ich jeden Tag bis zur Erzherzog Karl Strasse marschieren. Und???? Es hat mir nicht geschadet. Am Liebsten würden die Eltern die Kinder heute mit dem Auto bis ins Klassenzimmer bringen. Und das hat sicher nichts mit „Schutz“ zu tun. Das sind 1. absolut unnötige Autokilometer und 2. je mehr Kinder sich auf der Strasse bewegen würden, umso mehr würden sich Autofahrer damit beschäftigen müssen! Noja und bzgl. Einkauf in der Industriestraße. Es gab 3 Greissler! Und mit der im Supermarkt vergessenen Milch o.ä. konnten die natürlich nicht überleben. Ich denke, die Konzerne kalkulieren ganz genau! Wenn die nur die geringste Rentabilität sehen, steht schon ein Fertigteil- Geschäft in der (grünen) Landschaft.

    So! nun zum Artikel 2- zu Ihren „stichfesten“ Argumenten. Ich seh heute noch die Protestaktion der Grünen?! In Groß Enzersdorf vor mir! Keiner saß dort in Bekleidung heimischen Ursprungs (wenige Transportkilometer!!) und natürlich sind sie mit den werbegeschmückten Autos hingekommen. Schamhaft etwas abseits geparkt. Es ist doch eine unwidersprechliche Tatsache, dass ein Auto im Stop-and-Go-Betrieb die meiste Umweltbelastung verursacht. Und damit auch direkt am Baumsterben schuld ist. Siehe Praterauen!! Die grüne Lunge hat Lungenkrebs. Das heisst für mich, wenn der Transitverkehr so rasch als möglich durch unser Land ist, umso weniger belastet er unsere Ökologie. Aber es ist auch eine Tatsache, daß sich der Individualverkehr kaum einbremsen lässt- siehe Kinder in die Schule führen, Bekleidung der Protestierer  aus fernen Ländern. Österreich freut sich über den neuen Fremdenverkehr aus den Ostländern…Ich freue mich über Versuche, diese Leute mit Öffis zu uns zu bringen. Ihr Argument bzgl. Des Kyoto-Protokolls ist nicht stichhaltig…schauen sie rund um Österreich: überall kostet der Treibstoff mehr. Den (die) FinanzministerIn freuen diese Einnahmen die er/sie leider für viele (auch soziale????!) Sachen bereitzustellen hat.

    Gratisnutzung des Öffisnetz`s… hihihi schade dass ich nicht so viel Geld habe… aber ich würde jedem der dies wirklich Ernst meint eine Urlaubsreise nach zb. Eisenerz mit einem oder zwei Kindern vergönnen.

    Einsparungen der, durch den Autoverkehr verursachten Kosten- das entlockt einem Normalbürger auch nur ein dezentes Lächeln. Setzten sie sich an eine Autobahn (sfg) und beobachten sie welche Länder unsere Autobahnen benutzen!?? Tatsache ist doch wohl, dass der Individualverkehr nicht eingebremst werden kann( Beispiel Telefonweg in Neu Essling- diese Rumpelstrecke wurde von Gemeindesachverständigen!!?? als : in Ordnung- abgenommen. Ich kann alle ihre Einwände zu Autobahnen und Straßen erst ernst nehmen, wenn nachzuweisen ist, dass kein einziger ihrer Redaktion in irgeneiner Form ein Auto/Lkw benutzt. Alles andere ist nur blauer Rauch- Florianiprinzip.

    Zu allerletzt: Ich kenne auch ein bißchen Russland- dort ist man schon weiter! Moskau: 6 spurige Stadtstraßen, Volgograd: breite Stadtavenues in Kombination mit einer guten Einbahnregelung, Krasnodar, St. Petersburg, Maikop.. usw. der Kommerzkommunismus kann doch nicht so schlecht sein. Und zur weiteren Aufklärung über die russische Strassensituation gibt’s die You Tube-site: Russian Car Cam- Crashes….

    Trotz des langen Geschreibsels…..ich bin kein Grüner- fahre mehr als 2 mio km. vielfach dienstlich, hab auf der öbb die Seniorencard….. und werde in weiterer Folge immer Ihre Zeitschrift lesen (SFG)

    LG. Karl Pfeiffer

    Antwort des Kaktus

    Sehr geehrter Herr Pfeiffer!

    Ich danke für Ihr Schreiben zu unserer jüngsten Druckausgabe und freue mich, dass Sie auch künftig der „Kaktus“ lesen wollen.

    Es wird Sie wahrscheinlich nicht verwundern, dass manches, was Sie schreiben, meinen Widerspruchsgeist erweckt. Dabei bin ich keineswegs der Autor eine der beiden von Ihnen angesprochenen Artikel und sprechen Sie mir mit einem eigentlich aus dem Herzen: Auch ich bin der Meinung, dass Kinder heute viel zu viel mit dem Auto „herum chauffiert“ werden und ruhig etwas mehr zu Fuß gehen könnten. Ich glaube aber, dass wir die Augen nicht vor unabwendbaren Entwicklungen verschließen können. Auch die Kinder haben heute weniger Zeit und hetzen von Termin zu Termin, und oft genug wäre es beim heutigen Straßenverkehr unverantwortlich, Volkschüler alleine auf den Schulweg zu schicken.

    Im Übrigen bin ich Eigentümer eines Autos (und benutze es für vielleicht drei- bis viertausend Kilometer pro Jahr). Das benimmt mir aber nicht das Recht, für eine Eindämmung des Individualverkehrs einzutreten und der Meinung zu sein, dass der Ausbau von Straßen nur dazu führt, den Verkehr zu vermehren. Und kaum jemals zu einer Entlastung; von vielleicht einigen wenigen Umfahrungsstraßen von Ortschaften abgesehen.

    Ich glaube, dass wir trefflich debattieren könnten; nicht nur über die Themen Individualverkehr und Nahversorgung. Aus Ihrem Hinweis auf die ÖBB-Seniorencard ziehe ich den Schluss, dass wir annähernd derselben Generation angehören. Das wäre für heiße Debatten kaum ein Hindernis. Und den Hinweis auf eine mögliche Urlaubsreise mit zwei Kindern nach Eisenerz könnte von mir sein. Allerdings sähe das vielleicht etwas anders aus, wäre Eisenerz nicht in der Steiermark, sondern in der Schweiz. Am dortigen Bahnnetz könnten sich die Österreichischen Bundesbahnen ein Beispiel nehmen!

    Wenn Sie Lust zum Diskutieren haben, kommen Sie einmal zu unserem Stammtisch oder treffen wir einander einmal in einem Lokal. Und wenn nicht, dann schreiben Sie uns einfach wieder, wenn Sie wieder einmal anderer Meinung sind.

    Mit besten Grüßen
    Walther Leeb, Kaktusredaktion

    LeserInnebrief von Frau Winter-Schafferhans

    Sehr geehrtes Team KAKTUS

    , zunächst herzlichen Dank für die laufende Zusendung Ihres Mediums an meine Adresse, wiewohl alle, die mich durch die Aufdeckung der Grundwasserverseuchung durch die Borax Fabrik seit 1984 kennen, wissen, dass ich parteipolitisch nicht nur der KPÖ, sondern gar keiner Partei zu zuordnen bin. Ich bin im Laufe meines Lebens zur Erkenntnis gekommen, dass man Eigenverantwortung und kritisches Denken nicht in einer Parteizentrale abgeben kann. Die Freiheit eines Menschen ist ausschließlich durch die BEREITSCHAFT zur Eigenverantwortung determiniert.

    Nicht die Gesellschaft hat für mich da zu sein, sondern ich muss mich fragen, was ich grundsätzlich Positives beitragen kann. Und in dieser Fragestellung gibt es Rechte und Pflichten. Ich bin so erzogen worden, dass ich mich an meinen eigenen Pflichten zu orientieren habe. Nur so haben es eigentlich auch die Urmenschen geschafft, sich als Hominiden weiter zu entwickeln. Heute hat die Gesellschaft einen Punkt erreicht, wo wir uns fragen müssen, wann eigentlich die Degeneration des heutigen Menschen begonnen hat.

    So habe ich mit Interesse Ihre Artikel gelesen und erlaube mir punktuell Stellung zu nehmen. Thema vierspurige Stadtstraße durch Hirschstetten und Lobau-Autobahn: Grundsätzlich ist festzuhalten, dass es in Wien keine Raumordnungsplanung und auch keine übergeordnete Verkehrsplanung gibt. Weiter sind Verkehrsprojekte, die in Flächenwidmungsplänen festgelegt werden, ohne Determination der Verkehrslenkung ausgewiesen. Allein aus diesem Grund ist eine Untertunnelung der Lobau abzulehnen, denn schon allein aus der Planungssituation eines fehlenden Begleitrettungsstollen dürfte z. B. Gefahrengut nicht durch diese Tunnelröhren geschleust werden. Grundsätzlich ist es pervers, dass es zwischen Wien und Hainburg undenkbar sein soll, die Donau queren zu können, und zwar oberirdisch. International gibt es Brückeprojekte, die höchste Akzeptanz auch aus umweltschützerischer Sicht haben. Aber so weit hast die Weitsicht unserer Stadtplaner noch nicht gereicht. Weiteres ist immanent, dass Wildtiere das geringste Problem mit Brücken und Traversierungen haben. Das Problem liegt darin, dass die Stadt Wien bzw. auch NÖ massiv Baulandwidmungen in Bereichen vorgenommen haben, die Lobauvorland waren oder überhaupt gleich Mutationen aus dem Grünland vorgenommen wurden. Jetzt kollabieren Besiedelungen, Wohnraumschaffung, Vernichtung von Lebensqualität und Vereinnahmung von Aulandschaften in zig facher Weise. Man hätte es sich aber auf zwei Fingern ausrechnen können, dass das so nicht geht. Um das zu erkennen, brauche ich keine Parteipolitik, sondern nur Instinkt und Hausverstand.

    Die Aufregung, dass die Infrastruktur in und an der Industriestraße „gleich null“ ist, zeigt ja, dass auf der einen Seite Investoren Wohnraum schaffen, was ja kein so schlechtes Geschäft zu sein scheint, andererseits der Kunde „Wohnungskäufer“ oder „Wohnungswerber“ keinerlei legistisches Anrecht hat, mit der Wohnung auch gleich die Infrastruktur mitgeliefert zu bekommen. Gerade entlang der Industriestraße war schon vor Baubeginn der bombastischen Wohnanlagen erkennbar, dass es hier keine vom Kaktus eingeforderten Infrastrukturanlagen geben kann und wird. Denn die Ureinwohner der kleinen Siedlungen hatten zwar seinerzeit winzige Strukturen wie einen Geissler, aber sie wohnten damals ja auch nur im Sommer entlang der Alten Donau.

    Ein bisschen abgehoben ist der Kaktus sehr wohl. Glauben sie wirklich, dass eine Trafik, ein Friseur, ein Arzt oder eine Apotheke von Kunden dieser Region leben kann? Es bleibt ja den neuen Einwohnern dieser Region, die nun zumeist den öffentlichen Raum als Parkplatz beanspruchen und diesen Raum auch zuparken, überlassen, die Einkaufszentren der Umgebung zu besuchen. Die Wehleidigkeit und Bequemlichkeit einer heutigen Gesellschaft, Lebensqualität, Ruhe und gleichermaßen jede Nahversorgung, natürlich ohne Verkehrsbelastung, vor der Haustüre zu haben, ist an Perversion nicht mehr überbietbar. Wenn den Herrschaften das Angebot der Region nicht ausreichend ist, dann hätte ja keiner hier her ziehen müssen. Auch die Seestadt Aspern wird dieses Problem bald haben. Gerade die Ureinwohner z. B. von Stadlau hatten seinerzeit eine gigantische Nahversorgung, von vielen kleinen und winzigen und unterschiedlichsten Betrieben und Familienbetrieben. Über die Verkehrsanbindung hat sich keiner aufgeregt und über kleine Verbesserungen hat man sich gefreut. Ich selbst bin täglich drei Stunden in Richtung Mittelschule und Uni unterwegs gewesen und vom Mühlgrund 2 km bis zur Straßenbahn zu Fuß gegangen. Heute habe ich die U2 knapp vor der Haustüre und hunderte Autos (Pendler), die in einem Scheißegoismus nur beanspruchen und eine Region, die für den Kern Stadlau gärtnerisches und Erholungsgebiet war, zerstören. Aber das ist ja der Wunsch der Stadtplanungspolitik. Das Gejammer über die Industriestraße geht ins Leere. Man soll dort froh sein, dass Infrastruktur, die kaufmännisch sich ohnehin nicht rechnet, nicht zusätzliche Verkehrsbelastung anzieht.

    Was die Danube Flats betrifft: Es ist vollkommen imaginär, wie eine Partei versucht, das Thema an zu gehen. Dieses ständige Gegeifere untereinander und gegeneinander ist kontraproduktiv. Einzig und allein zählt die Tatsache, ob der baurechtliche, flächenwidmungsmäßige Vorgang korrekt von statten geht, und zwar dermaßen, dass eine Behörde, die möglicherweise mächtigen Projektentwicklern, die den Draht zu den Mächtigen dieser Stadt haben, nicht zu Willens sein muss, sondern im Sinne des Gleichheitsgrundsatzes Entscheidungen trifft. Ich persönlich habe kein (neidisches) Problem mit Personen, die aus eigener Kraft eine teure Wohnung in Kaisermühlen erworben haben. Diese Käufer sind von einer Erwartung, dass sie einen freien Ausblick haben werden, der sich ja auch im Kaufpreis niedergeschlagen hat, ausgegangen. Dass die Soravia Group nun meint, ihr Projekt werde die Region aufwerten, da liegt sie falsch. Abgewertet werden auf jeden Fall die bestehenden Bauten, die Lebensqualität dieser Region. Tatsache ist, wenn die Flächenumwidmung zugunsten Soravia läuft, dann wird diese Gruppe begünstigt! Denn diese Begünstigung geht zu Lasten anderer Wohnungsinhaber. Dass die Bauordnung und natürlich auch das Flächenwidmungsprozedere Lebensqualität (Recht auf Licht) bereits bestehender Bauten und deren Bewohner vernichtet, halte ich für eine vollkommen widerrechtliche Vorgangsweise. (Beispiel: Warum hat man den Gemeindebauten Ecke Langobardenstraße/Hardeggasse Hochhäuser im Süden vor die Nase gesetzt? Jetzt dürfen diese Bewohner in einen abgeschatteten Lichthof blicken? Gescheiterweise baut man höhere Häuser so, dass sie Schatten gegen den unbebauten Norden werfen, aber nicht umgekehrt. )

    Mein Credo lautet auf jeden Fall, dass das Anrecht auf Lebensqualität, Rechtssicherheit, auf die Menschen vertrauen können, weil man auch den Menschen ja Dinge versprochen hat, die für alle Menschen zu gelten haben, egal, ob sie Eigentümer oder Mieter oder Pächter einer Wohnung oder Liegenschaft sind. In der Donaustadt gibt es tausende Beispiele, wie man mit dem Umfeld, mit Regionen von Menschen Katz und Maus spielt. Es darf nicht mehr so weitergehen, dass nur die Mächtigen die besseren Karten haben, weil sie den besseren Draht haben zu einer Beamtenschaft, die mittlerweile vollkommen abgehoben agiert.

    Was den Bahnhof Breitenlee betrifft? Ohne die Rechtlage definitiv zu kennen, gehe ich davon aus, das die ÖBB auf bestehende Rechte aus ewig und immer verweisen kann, und die Flächenwidmung zur Errichtung einer neuen Siedlung ohne Berücksichtigung bestehender Rechte der ÖBB erfolgt ist. Natürlich will keiner zuständig sein. Weil die ganze „G’schicht“ delikat ist. Menschen kann man ja alles versprechen. Wenn „Heimbau“ Wohnungswerbern etwas angeboten hat, unter dem Motto „Ruhe in der Natur“, dann war dies aus „Konsumentenschutzsicht“ eine Irreführung. Vergleichsweise dazu: Auch ein Touristikangebot – Hotel mit Meerblick – ist klagbar, wenn weit und breit kein Meerblick vorhanden ist. Kann unter Umständen nur empfehlen: Sammelklage.

    Es würde mich freuen, wenn ich Ihnen in irgend einer Weise, zumindest ganz winzig, ein paar brauchbare Inputs liefern konnte. Ich weiß, es wird immer mühseliger und schlimmer. Aber, wie heißt es so schön, aufgeben tut man nur ein Poststück!

    Mit freundlichen Grüßen
    Ingrid Winter-Schafferhans

    Anwort des Kaktus:

    Sehr geehrte Frau Winter-Schafferhans!

    Ich habe mit Interesse Ihr Schreiben vom 26. April gelesen. Spät aber doch möchte ich Ihnen darauf antworten.Es freut mich immer wieder, wenn ich feststellen kann, daß sich Menschen mit dem Inhalt des Kaktus (kritisch) auseinandersetzen. Wer schreibt schon gerne für die Schreibtischlade oder diskutiert und redigiert Beiträge, die keiner liest.

    Ihren Ausführungen entnehme ich, daß es sehr viel gibt, über das wir uns wahrscheinlich sehr gut unterhalten könnten – vermutlich mit dem Ergebnis, daß wir in manchen Punkten Übereinstimmung erzielten und in vieler Hinsicht feststellen würden, daß wir verschiedener Ansicht sind. Ich schätze solche zwanglosen Gespräche – man erfährt das eine oder andere Neue und erhält Denkanstöße. Wir können dies wenn Sie daran Interesse haben, sowohl in Schriftform tun als auch einander einmal zu einem persönlichen Gespräch treffen. Einer solchen Möglichkeit wegen nehme ich auch nicht zu allen von Ihnen angesprochenen Punkten Stellung. Themen gibt es ja genug. So stimme ich mit Ihnen überein, daß es technisch möglich sein müßte, zwischen Wien und Hainburg die Donau oberirdisch zu queren. Dies wäre im Interesse der Umwelt wohl irgendwo zwischen der Tangente und Schwechat zu bewerkstelligen. Allerdings: Meiner Meinung nach bedarf es einer weiteren Querung der Donau nicht – sie würde nur den Individualverkehr fördern und vermehren.

    So pessimistisch, daß ich von einer Degeneration des Menschen sprechen würde, sehe ich die Entwicklung der Menschheit nicht. Der Weiterentwicklung sind aber solange enge Grenzen gesetzt, als wir in einer Ausbeutergesellschaft leben. Eine Entfaltung des Individuums setzt die Aufhebung von Klassengesetzen voraus. So haben es schon Karl Marx und Friedrich Engels gesehen.

    Im Übrigen glaube ich nicht, daß ich mein kritisches Denken in der Zentrale der KPÖ abgegeben habe. Das mag damals (vor etwa vierzig Jahren) vielleicht der eine oder andere gewünscht haben, heute ist das sicher nicht so.

    Mit freundlichen Grüßen
    Walther Leeb, Kaktusredaktion