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Es war ein spannender Dialogsonntag von „Kaktus“ und „Poldi“

  • Mittwoch, 1. Mai 2013 @ 06:19
Die Themen Energieeffizienz durch Temperierung und „Freifahrt für alle!“ sorgten für eine rege Diskussion.

Am 28. April haben der „Kaktus“ aus der Donaustadt und „Poldi“, die Zeitung der KPÖ-Leopoldstadt im Kaisermühlner Werkl einen gemeinsamen „Dialogsonntag“ veranstaltet. So unterschiedlich die beiden Themen gewesen sind, so interessant waren die Vorträge und die an diese anschließenden Diskussionen.

Am Vormittag sprach Frau Mag. Maria Ranacher zum Thema „Energieeffizienz durch Temperierung". Der Grund, warum wir die Referentin von der gleichnamigen Initiative eingeladen hatten, war, daß wir uns ein Bild darüber machen wollten, welche Möglichkeiten es bei der Sanierung von Bauten gibt, einerseits Kosten zu sparen und andererseits Umweltsünden zu vermeiden.

Bild rechts: Frau Mag Maria Ranacher während ihres Vortrages

Für alle die nicht dabei waren, ein Bericht über diesen Sonntag von Walther Leeb.

"Thermische Sanierung ist wichtig, aber richtig!"

Frau Mag. Ranacher (aus der überparteilichen Initiative Denkmalschutz), die ihre Erfahrungen mit Feuchtigkeitsschäden, Schimmelpilz u.ä.m. unter anderem als Restauratorin in Museen gesammelt hat, erläuterte dabei das Wesen der Temperierung, einer Methode zur Trockenlegung und Beheizung von Gebäuden und Gebäudeteilen, und verwies darauf, daß das Prinzip bereits im Römischen Reich im sogenannten Hypocaustum angewendet worden war.

Das Wesen der Trockenlegung besteht darin, daß anstelle von Heizkörpern die Heizungsrohre in den Wänden (und wo erforderlich auch in Fußböden) verlaufen, wodurch eine gleichmäßige Wärme bewirkt und Kondensation und vor allem Schimmelbildung verhindert werden.

Bemerkenswert ist, daß die Methode, obgleich sie energiesparend und kostengünstig ist, bislang fast nur zur Restaurierung historischer Baulichkeiten (und meist zum Schutz der darin befindlichen Ausstellungsstücke) verwendet wird; nicht hingegen im Bereich der Wohnhaussanierung. Dies mag teilweise darauf zurückzuführen sein, daß die Methode, obwohl sie seit über zwanzig Jahren entwickelt wird, nur Fachleuten bekannt ist. Der Hauptgrund besteht aber wohl darin, daß die Bauindustrie um ein gutes Geschäft fürchtet. Bei entsprechender Temperierung, erübrigt sich nämlich die vor allem bei der Sanierung der Wohnhäuser der Stadt Wien so verbreitete „Einhausung“ mit Styropor – mit dem Problem der Entsorgung, wenn die Wärmedämmung in einigen Jahrzehnten ihren Geist aufgegeben haben wird.

Bemerkenswert war vor allem ein Beispiel aus Schweden. Dort ist eines von zwei völlig gleichartigen, nebeneinanderliegenden Gebäuden temperiert worden. Die Energieeffizienz hat 29 % betragen!

Bild links: Mit dabei beim Dialog war auch Christiane Maringer Stadträtin der Bündnisliste Baum aus Purkersdorf - Hier im Pausengespräch mit der Referentin.

In der Diskussion hat sich eigentlich nur ein Nachteil ergeben. Die Maßnahmen zur Temperierung müssen im Inneren der Räume erfolgen, so daß ein zu sanierender Raum für einige Tage unbenutzbar ist. Das stellt sicher bei der Renovierung ganzer Gebäudekomplexe ein Problem dar. Unlösbar sollte es allerdings nicht sein. Bei der sogenannten Huckepack-Sanierung müssen die Mieter auch vorübergehend ein Ersatzobjekt beziehen.

Öffi-Freifahrt wäre machbar, lieber Nachbar!

Im zweiten Teil des Dialogsonntags (siehe Bild rechts) berichtete die kommunistische Gemeinderätin von Linz Gerlinde Grünn über die Kampagne ihrer Partei „Freifahrt für alle!“, mit der letztlich die kostenlose Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel der Oberösterreichsiechen Landeshauptstadt erreicht werden soll. Gerlinde Grünn verwies in ihrem Referat darauf, daß in Linz die Hälfte aller Wege mit dem Auto zurückgelegt wird. In Hinblick auf die Klima- und Energiebilanz ist eine Wende in der Verkehrspolitik notwendig. Es gilt, den Autoverkehr deutlich zu verringern und vermehrt Möglichkeiten zum Gehen du Radfahren zu schaffen. Der flächenfassenden Zersiedlung und die Errichtung von Einkaufszentren im Umland muß entgegengewirkt werden. Parallel dazu muß ein durchdachtes System öffentlicher Verkehrsmittel geschaffen werden, bei denen der Fahrpreis keine Hürde ist.

Ein kleiner Fortschritt ist in Linz in der Zwischenzeit bereits zu verzeichnen. Alle, die ein Einkommen von unter € 1.100.-- beziehen, können um € 60.-- eine Netzkarte erwerben.

Im Zuge der Diskussion hat sich verständlicher Weise die Frage der Finanzierbarkeit von „Gratisöffis“ gestellt. Natürlich kann ein Verkehrsunternehmen die Freifahrt nicht aus eigener Kraft einführen, auch wenn allein dadurch, daß es keine Fahrkartenautomaten und Kontrolleure gäbe, nicht unwesentliche Einsparungen zu erzielen wären und die Fahrgäste ohnehin nur zu etwa einem Drittel für die Kosten aufkommen. Es liegt an der öffentlichen Hand im Interesse der Umwelt, geringerer Folgekosten von Verkehrsunfällen usw. die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen. Z.B. durch den Verzicht auf die Errichtung weiterer Autobahnen und Schnellstraße, die Verwendung aus Einkünften aus der Mineralölsteuer für die öffentlichen Verkehrsmittel. Denkbar wäre auch ein Modell, bei dem ähnlich wie bei der Sozialversicherung neben Unternehmensbeiträgen auch ein kleiner Beitrag der Beschäftigten zur Finanzierung des öffentlichen Verkehrs eingehoben wird. Im Gegenzug zur Einführung der Freifahrt, könnten das Pendlerpauschale und ähnliche Zuschüsse gestrichen werden.

Alles graue Theorie, die nicht realisiert werden kann? In Estlands Hauptstadt Tallinn (400.000 Einwohner) gibt es die Freifahrt auf öffentlichen Verkehrsmitteln tatsächlich; und das Netz ist nicht etwa zusammengebrochen, weil es dem gestiegenen Fahrgastaufkommen nicht gewachsen wäre. Das Resümee der Teilnehmer am Dialogsonntag? Linz muß Tallinn werden – und Wien auch!

Lesestoff für alle, die sich zu den zur Diskussion gestandenen Themen näher wollen:

  • Wandtemperieren statt heizen
  • Ökologisch, sozial, machbar - Freifahrt für alle!

  • Berichte über weitere bisher stattgefundene Dialogveranstaltungen der KPÖ-Donaustadt (Auf die Jahreszahl klicken): 2008, 2010

    PS: Einen Weg buchstäblich in die andere Richtung geht "Rot Grün" in Wien. Statt die Öffi-Tarife weiter zu senken, steht wie erst jüngst bekannt wurde, ja richtig geraten, eine Preiserhöhung der Öffi-Fahrscheine in Wien ins Haus.

    Ein dazu aktueller Bericht der KPÖ-Wien - Hier klicken!