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Kommunismus und Religion

  • Mittwoch, 24. April 2013 @ 08:19
Eine nicht nur angesichts des Volksbegehrens gegen Kirchenprivilegien aktuelle Frage? - von Bernhard Gaishofer

Eine kommunistische Partei und Religion. Passt das zusammen oder meiden sie sich „wie der Teufel das Weihwasser“? Ich möchte im folgenden Text einen kleinen Einblick geben wie das Verhältnis der KPÖ zu Religion heute ist.

„Religion ist das Opium des Volkes“, hat Karl Marx 1844 geschrieben und meint damit, dass sich die Menschen bedingt durch die Ausbeutung und das Elend auf der Welt in Religiosität und Hoffnung auf ein besseres Leben im Jenseits flüchten. Er verbindet damit die Forderung, die Welt zum Besseren zu verändern, um Religion nicht mehr zu brauchen.

Bei allen Kritikpunkten (Fortschrittsfeindlichkeit, Unterdrückung der Frau, veraltete Gesellschaftsvorstellungen, …) an bestimmten Teilen von Religion oder religiösen Institutionen – gleich welcher Konfession – darf man nicht übersehen, dass es auch viele sozial engagierte Menschen mit religiöser Überzeugung gibt. Dies entspricht auch den Erfahrungen der heutigen KPÖ, die Religion als eine Privatsache betrachtet, die jeder für sich selbst entscheiden können muss.

Die KPÖ hat immer wieder mit religiösen Organisationen zusammen gearbeitet, um sich gemeinsam für Frieden oder gegen soziale Ungerechtigkeit, unabhängig von Glaube oder Nichtglaube, einzusetzen. Bei dieser Gelegenheit kommt es natürlich auch zu einem Dialog über Religion, was sogar dazu geführt hat, dass Walter Baier, ehemaliger Vorsitzender der KPÖ, 2011 als einer von fünf Vertretern aus dem atheistischen Lager an einer interreligiösen und interkonfessionellen Friedenskonferenz mit Papst Benedikt XVI. teilgenommen hat.

Ich selbst sehe mich zwar auch als Atheisten, schätze persönlich jedoch auch das soziale Engagement von Menschen aus religiösen Gründen sehr, sei dies nun in Österreich bei der Caritas oder in Lateinamerika im Zuge der Befreiungstheologie.

Zusammenfassend kann man nun sagen, dass die KPÖ auch noch heute Religionen bzw. deren Institutionen kritisch begegnet, aber nichtsdestoweniger respektvoll mit religiösen Gefühlen umgeht und auch mit religiösen Bewegungen den Dialog sucht, da dies allen beteiligten Seiten neue Erkenntnisse bringen kann.

Enden möchte ich mit einem Zitat des Befreiungstheologen Camillo Torres, welcher gemeinsam mit Marxisten in der kolumbianischen ELN gegen Ausbeutung kämpfte: „Warum sollen wir streiten, ob die Seele sterblich oder unsterblich ist, wenn wir beide wissen, dass Hunger tödlich ist?“

KaktusleserInnen, die über meinen Diskussionsbeitrag mit mir ins Gespräch kommen wollen, sind bei den monatlichen Bezirksabenden (jeder letzte Mittwoch im Monat) oder anderen Veranstaltungen herzlich willkommen.

Oder teilen Sie mir Ihren Standpunkt oder Ihre Fragen per E-Mail oder brieflich mit! (donaustaedter@kpoe.at, oder KPÖ-Donaustadt, 1220 Wien, Wurmbrandgasse 17)