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Worin sich die „KPÖ heute“ von der früheren KPÖ unterscheidet

  • Freitag, 9. Dezember 2011 @ 08:46
Eine neue „Kaktus"-Serie von Bernhard Gaishofer

Ich bin im zarten Alter von knapp 16 Jahren der KPÖ beigetreten und sowohl in der KP Donaustadt als auch in der für alle interessierten Jugendlichen offenen KSI (Kommunistische SchülerInnen Initiative) aktiv. Derzeit leiste ich meinen Zivildienst ab.

Es ist immer wieder aufs Neue erstaunlich, was für Reaktionen man hervorruft, wenn man sich in Gesprächen als Kommunist bekennt. So wird man von den einen als realitätsfremder Sozialromantiker betrachtet und von den anderen als kinderfressender Stalinist! Kurz: Es herrscht, durch die Vergangenheit bedingt, ein vollkommen falsches Bild von dem, was wir unter „Kommunismus“ verstehen, vor. Der Begriff ist jedoch schon viel älter als die schon zerfallene Sowjetunion oder andere „antikapitalistische Gesellschaften“ nach 1945. Karl Marx formulierte den „Kommunismus“ als Gesellschaftsform wie folgt: „Eine Gesellschaft frei von Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und eine Gesellschaft ohne jede Unterdrückung“.

Somit kann jeder, der sich auch nur ein bisschen mit der Thematik befasst, feststellen, dass spätere Fehlentwicklungen (z.B. Nordkorea) oder im Namen des Kommunismus begangene Verbrechen (z.B. Stalin, Pol Pot) nichts mit der Idee des Kommunismus gemein haben.

Solche Verbrechen sind eine Antithese dessen, was Marx formulierte, wofür sich viele KommunistInnen einsetzten und was Inhalt unseres Wirkens heute ist. Wer heute noch glaubt, solche Verbrechen rechtfertigen oder verteidigen zu müssen, hilft nicht der Idee des „Kommunismus“, sondern betreibt – gewollt oder ungewollt – „Antikommunismus pur“, wie ihn unsere politischen Gegner nicht besser betreiben können.

Es war auch ein großer Fehler in der Vergangenheit der KPÖ, sich nicht eingehend einer kritischen Aufarbeitung der stalinistischen Verbrechen gestellt zu haben. Ebenso muss man das aus falsch verstandener Solidarität über Jahrzehnte geübte Schweigen zu fatalen Entwicklungen in ehemals realsozialistischen Ländern (Missachtung der Demokratie, Vetternwirtschaft, Personenkult und Korruption) kritisch beäugen.

Die KPÖ heute hat ihre Geschichte aufgearbeitet und aus ihren Fehlern gelernt. In dieser Hinsicht ist die KPÖ heute mit der KPÖ von früher nicht mehr gleichzusetzen. Bleibt natürlich die Frage offen, warum wir trotz der Belastungen aus der Vergangenheit als neue Partei an unserem Namen festhalten, aber das ist eine andere Geschichte, mit der sich der „Kaktus“ in der nächsten Ausgabe befassen wird.

Jugendliche, die über meinen Diskussionsbeitrag mit mir ins Gespräch kommen wollen, lade ich zu unseren KSI Treffen, welche jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat ab 19 Uhr in der Wurmbrandgasse 17 stattfinden, ein. KaktusleserInnen, die über das Jugendalter schon hinaus sind, sind bei den monatlichen Bezirksabenden (jeder letzte Mittwoch im Monat) oder anderen Veranstaltungen herzlich willkommen.

Oder teilen Sie mir Ihren Standpunkt oder Ihre Fragen per E-Mail oder brieflich mit! (donaustaedter@kpoe.at, oder KPÖ-Donaustadt, 1220 Wien, Wurmbrandgasse 17)