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Der noch immer weite Weg zur Gleichstellung

  • Freitag, 18. Dezember 2009 @ 10:45
Keine halben Sachen von Martina Höllisch, in der „KPÖ ARGE-Fem“ aktiv

Seit Jahrzehnten erzählen uns die für Frauenfragen Zuständigen in diversen Parteien und Regierungen, was sie nicht alles für die Gleichstellung von Frauen in unserer Gesellschaft gefordert und erreicht haben.

Na ja, Inserate am Stellenmarkt müssen geschlechtsneutral sein und niemand darf wegen seines Geschlechts bei der Jobsuche übergangen werden. Die Erfahrung zeigt aber, dass es mindestens ein Dutzend „neutraler“ Gründe gibt, um genau das zu tun. Die Idee der „Berufsschnuppertage“ für Mädchen in Männerberufen

Keine schlechte Idee, aber was weiter? In vielen Berufsbildenden Technischen Schulen sieht die Praxis mehr als ernüchternd aus, da gibt es in ganzen Jahrgängen z.B. in der Elektrotechnik, kein einziges Mädchen, noch nicht einmal in der ersten Klasse, ganz zu schweigen von metallverarbeitenden Bereichen.

Noch immer arbeiten die meisten Frauen in Berufen, die oft zwar körperlich und geistig extrem anstrengend, dafür aber schlecht bezahlt sind. Oder glaubt jemand wirklich, dass Krankenpflege, die Betreuung von quirligen Kleinkindern oder auch der Job im nächsten Supermarkt mit frustrierten Kunden nicht auslaugt?

Noch hat sich in den Köpfen der meisten Menschen in diesem Land nicht wirklich viel verändert, Kindererziehung ist Frauensache – nicht nur zu Hause, sondern auch in Kindergarten und (Volks)Schule. Noch gibt es kaum Kindergärtner; sicher nicht nur, weil der Beruf so „unmännlich“ ist, sondern auch weil die Bezahlung weit weg von einem gerechten „Preis-Leistungs-Verhältnis“ ist. Und warum sollen Frauen besser für Pflegeberufe geeignet sein als Männer – ich jedenfalls bin es sicher nicht, hingegen wäre mein Sohn – wenn sein Berufswunsch denn so bürgerlich wäre – sicher geeignet, in einem Sozialberuf zu arbeiten.

Aber noch immer vermittelt die Gesellschaft ihren Kindern ein Frauenbild, das sich nicht wirklich qualitativ von dem unterscheidet, das man der heutigen Elterngeneration nahe gebracht hat. Zwar sind die Mütter in den Schulbüchern heute berufstätig, für den Haushalt sind sie im Normalfall, wie im wirklichen Leben auch, beinahe alleine zuständig.

Kind und/oder Karriere?

Es fällt auch heute noch kaum einem/r Personalverantwortlichen ein, junge Männer beim Einstellungsgespräch nach einem möglichem Kinderwunsch zu fragen. Man geht davon aus, dass eine junge Familie ohnehin auf das meist höhere Gehalt des Mannes nicht verzichten kann. Abgesehen davon, dass sich die Karrierechancen mit der Betreuung von einem oder gar mehreren Kindern dramatisch senken.

Eine erst kürzlich veröffentlichte Studie belegt, dass Österreich zu den Ländern in Europa gehört, in denen sich die Schere zwischen Männer- und Frauengehältern weiterhin beständig noch weiter öffnet und zwar genau dort, wo man es gemeinhin nicht vermuten würde. Denn den wenigsten Unterschied gibt es bei Menschen mit geringem Ausbildungsstand, soll heißen mit „nur“ Pflichtschulabschluss oder vielleicht auch noch Lehre. Je höher der Bildungsstand desto größer der Abstand von Männer- zu Frauengehältern. Noch immer ist das Krankenpflegepersonal fast ausschließlich weiblich, die Mehrzahl der Primarärzte und Klinikvorstände sind allerdings männlich.

Das letzte Kindergartenjahr gratis, super!

Aber was macht eine Frau mit ihren Sprösslingen im Alter zwischen zwei und fünf Jahren oder am Abend, wenn der Kindergarten geschlossen ist, der Supermarkt, in dem sie einen unterbezahlten Job ergattert hat, aber leider bis 19:00 oder 20:00 Uhr geöffnet hat? Was nützt ein freier Dienstag-Vormittag, wenn niemand die Kinder am Samstag betreuen kann?

Noch immer geht die Politik von Familienmodellen aus, die schon bei meiner Elterngeneration nicht mehr uneingeschränkt gegolten haben, denn Großeltern wollen nicht ständig Zeit haben, um auf ihre Enkelkinder aufzupassen, und „intakte Wunschfamilien“ funktionieren auch nur in der Fantasie konservativer Politikerinnen und Politiker. Offensichtlich ist niemand wirklich daran interessiert, die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen für eine Veränderung zugunsten der weiblichen Bevölkerungsmehrheit zu schaffen.

Noch immer ein weiter Weg bis zu einer Gesellschaft, in der Wissen, Können und Neigung entscheiden, wo wir stehen und welchen Beruf wir ergreifen oder welcher Berufung wir nachgehen!