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Das Thema "Arm und Reich" aus Sicht einer alleinerziehenden Frau

  • Donnerstag, 14. Juni 2007 @ 06:49
Keine halben Sachen Österreich ist das zehnt reichste Land der Erde und das dritt reichste in Europa. Seien wir froh, dass wir in Österreich leben. Allerdings gibt es auch die andere Seite. Circa 400.000 Familien sind in Österreich akut armutsgefährdet und davon leben viele Familien unter der Armutsgrenze. Vor allem Frauen. Frauen, die in Österreich noch immer weniger bezahlt bekommen als ihre männlichen Kollegen und wenn sie dann noch alleinerziehend sind, wird alles noch viel schlimmer. Das wissen die PolitikerInnen, die Jugendfürsorge, die Familiengerichte und die diversen sozialen Einrichtungen. Und dann gibt es eine junge Frau und Mutter, nennen wir sie der Einfachheit halber Anna, die seit der Geburt ihrer Tochter Schwierigkeiten mit dem Vater des Kindes wegen der Alimente hat. Mal mehr und mal weniger, je nach dem, wie ihre Beziehung zum Kindesvater ist. Ist die Beziehung halbwegs in Ordnung bezahlt er, wenn Anna wieder einmal genug von seiner Spielsucht hat, werden die Alimente eingestellt. Irgendwann ist es Anna dann doch zuviel und sie beendet die Beziehung endgültig. Und seither gibt es kein Geld vom sogenannten Vater.

Anna geht letzten Endes zur Jugendfürsorge und ersucht um Alimentationvorschuss durch das Jugendgericht. Der wird ihr auch gewährt, noch dazu, da sie in der Zwischenzeit selber arbeitslos geworden ist und mit dem Arbeitslosengeld so recht und schlecht über die Runden kommt.

Dann bekommt Anna endlich Arbeit, nicht sehr gut bezahlt, aber ein regelmäßiges Einkommen und sie schöpft wieder Hoffnung auf finanzielle Besserung. Vor einigen Wochen holt sie sich von der Bank die Kontoauszüge und sieht, dass die Bevorschussung der Alimente eingestellt wurden, nicht ganz, aber von den 200 Euro im Monat sind nur mehr 30 Euro überwiesen worden. Sie telefoniert, erkundigt sich beim Jugendamt und die verweisen sie ans Familiengericht. Dort erfährt sie, dass der Kindesvater um die Frühpension eingereicht hat und solange das in der Schwebe ist, bekommt sie kein Geld, weil man noch nicht weiß, wie viel man vom Kindesvater zurückfordern kann. So liebe Frau Anna, das Mädchen ist in der Zwischenzeit 14 Jahre geworden, meldet sich in einer Berufsbildenden Schule für die nächsten 3 Jahre an und du schau, wie du das Kind da durchbringst. Die Fixkosten für Wohnung, Strom, Heizung, Wasser machen ca. dreiviertel ihres Einkommens aus, leben sollten sie auch von was und Kleidung und vielleicht hie und da mal ein Kinobesuch oder was ähnliches für das Kind sind nicht mehr zu bezahlen.

Österreich ist das drittreichste Land in Europa und für Frauen wie Anna ist kein Geld vorhanden. Und Anna ist leider nicht die Einzige.