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Gemeinsam gegen Faschismus – in der Donaustadt und überall!

  • Dienstag, 18. Februar 2020 @ 12:22

Am 16. Februar fand beim Goethehof in Kaisermühlen eine überparteiliche Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Februarkämpfe 1934 statt. Rund 65 AntifaschistInnen aus unterschiedlichen Organisationen und Zugängen versammelten sich um ein Zeichen gegen die faschistischen Tendenzen in der Gesellschaft zu setzen.

Moderiert wurde die Veranstaltung von AktivistInnen der überparteilichen Initiative „Rassismusfreies Transdanubien“. So unterschiedliche die Zugänge der Beteiligten waren, so vielfältig waren auch die angesprochen Themen in den jeweiligen Redebeiträgen:

Camila Garfias von den Freiheitskämpfern Donaustadt und SoHo Wien betonte die Vorbildwirkung der antifaschistischen KämpferInnen, welche 1934 erstmals mit der Waffe in der Hand gegen Faschismus auftraten – und dies nicht nur in Österreich, sondern zum Beispiel auch im Zuge der Internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg. Ebenso unterstrich sie die aktuelle Gefahr der faschistischen Tendenzen in der Gesellschaft, welche Stück für Stück Freiheiten und Grundrechte zerstören. Als große Bedrohung in diesem Zusammenhang nannte sie die Zusammenarbeit bürgerlicher Parteien mit Faschisten, welchen dadurch die Möglichkeit geboten wird ihre Ansichten umzusetzen.

Von den Grünen sprach Heidi Sequenz, welche vor allem die Wichtigkeit des Widerstandes der Frauen gegen den Faschismus unterstrich, welcher im allgemeinen Gedenken jedoch oftmals „vergessen“ oder negiert wird. Als Beispiel für eine solche Frau, welche mit der Waffe in der Hand gegen den Faschismus kämpfte nannte sie Anni Haider. Zu ihr fand schon in den vergangenen Jahren eine eigene Veranstaltung im Goethehof statt und seit kurzem ist auch ein Weg in der der Donaustadt nach ihr benannt.

Erinnern heißt kämpfen

Clemens Weigl von der Sozialistische Jugend bezog sich wiederum vor allem auf die allgemeinen faschistische Tendenzen in der Gesellschaft, sei dies nun Hass im Netz, hetzerische Medienberichterstattung oder die Identitäre Bewegung. Er unterstrich die Wichtigkeit, dass diese Vorfälle nicht als Einzelfälle abgetan werden, da jeder dieser Vorfälle Stück für Stück zur Erstarkung des Faschismus führt. Abschließend betonte er, dass der Kampf gegen Faschismus auch immer eine Klassenauseinandersetzung ist und wies auf die aktuelle und wichtige Bedeutung konsequenter Erinnerungs- und Gedenkarbeit hin.

Warum auch heute noch Gedenkarbeit hochaktuell ist, erläuterte auch Max Veulliet von der Junge Linke. Er betonte vor allem drei Aspekte: Nur wer die Geschichte kennt kann die Gegenwart verstehen, das auch damals die Einschränkung der Freiheit Stück für Stück passierte und abschließend, dass es damals wie heute wichtig ist Widerstand zu leisten und vor allem Alternativen zu faschistischen Tendenzen aufzuzeigen.

Vedrana Covic vom KZ Verband betonte ebenso die großen Parallelen der gesellschaftlichen Entwicklung damals wie heute bzgl. des Abbaus von Grund- und Freiheitsrechten. In diesem Zusammenhang verwies sie auf die aktuellen Politik- und Justizskandale (Sicherungshaft, Diskussion um die Wirtschafts- und Korruptionsanwaltschaft,…). Auch sie betonte abschließend die Wichtigkeit von Widerstand und verwies auf die kämpfenden Frauen in der Vergangenheit, welche auch heute als Vorbild dienen, wie zum Beispiel Irma Schwager.

Für die KPÖ Donaustadt sprach Judith Wieser, welche in ihrem Beitrag einerseits Bezug auf antifaschistische Frauen, welche in ganz Europa gegen die verschiedensten Arten des Faschismus kämpften, nahm, andererseits aber auch die aktuelle gesellschaftliche Situation, wie beispielsweise die sozialen Kämpfe in Frankreich unter die Lupe nahm.

Der Redebeitrag von Judith Wieser zum Nachlesen

Ich habe mich für den heutigen Anlass mit den Leben von Kämpfern und vor allem Kämpferinnen der KPÖ auseinandergesetzt, die sich sowohl an den Februarkämpfen in Wien, als auch am spanischen Widerstandskampf nach dem Franco-Putsch beteiligt haben. Von den meisten Frauen haben sich die Spuren verlaufen, doch einige Lebensläufe dieser Kämpferinnen sind dokumentiert. So etwa jener von Lisa Gavric: Februarkämpferin, bei den Internationalen Brigaden in Spanien, der französischen Résistance und schließlich im nationalsozialistischen Widerstand in Wien. Oder Anni Peczenik, deren Weg ab 1934 so ähnlich war, dass man sich vorstellen möchte, die beiden Frauen hätten sich gekannt.

Aber wie soll man von solchen außergewöhnlichen Leben einen schlüssigen, nicht übertriebenen Bezug zu heute herstellen? Woran genau sich ein Beispiel nehmen und woraus Kraft schöpfen? Als Ganzes betrachtet, ist das wohl zu groß und unfassbar. Diese Frauen sind wohl Schritt für Schritt, Aktion für Aktion ihren Überzeugungen gefolgt - das große Ganze konnten nur wenige von ihnen nachträglich betrachten.

Wir gedenken ihrer heute frei und sicher, aber viele von uns mit den gemischten Gefühlen zwischen dem Glauben an unsere geschützte Demokratie und den Befürchtungen, dass es mit dieser Sicherheit vielleicht doch nicht so weit her ist. Beim Lesen dieser unfassbaren Aneinanderreihungen von Kämpfen - an unterschiedlichen Orten, gegen unterschiedliche Protagonisten, aber gegen dasselbe System, bin ich schließlich doch gedanklich ins Heute und Morgen geglitten.

Denn nicht nur "irgendwo weit weg" - auch hier bei uns sind wir immer stärkeren Repressionen ausgesetzt - wenn auch noch nicht mit direkter Waffengewalt: Politische Maßnahmen lassen die Armut nicht nur weiter und und schneller wachsen - sie schnüren auch das Korsett um die betroffenen Menschen immer enger. Sie werden für den Mangel an vorhandener Arbeit bestraft, es gibt Maßnahmen zur Enteignung derer, die ohnehin fast nichts besitzen - weswegen auch immer mehr Menschen außerhalb des Systems und ohne hörbare Stimme ihr Überleben bestreiten. Und schauen wir hinüber nach Frankreich, sehen wir in aller Deutlichkeit, wie ein Staat reagiert, wenn sich die Bevölkerung gegen ihn erhebt. Dann wird das System mit Waffengewalt verteidigt.

Österreich ist davon noch weit entfernt. Hier kann die Politik auf die Ohnmacht der Ärmeren, die Bequemlichkeit der Meisten und auf die Zwiespälte zwischen denjenigen, die Schnitzel und Flugreisen nicht nur für Reiche wollen - also nicht die angedachte "marktkonforme Verbrauchsregelung" - gegen diejenigen, denen es gut genug geht, um auf individuelles Konsument*innenverhalten zu setzen und allen, die irgendwo dazwischen liegen - bloß vereint gegen gegen die, die sich haben einreden lassen, dass Ausländer und arbeitslose Sozialschmarotzer an allem Schuld sind. Auch wenn das für viele eine bittere Pille ist: in Frankreich finden sich Menschen all dieser Richtungen auf den Straßen und das ist der Grund, warum eine politische Steuerung gegen einzelne Gruppierungen dieses Aufstands unmöglich ist, während hier - erst nur angedacht, in Deutschland bereits sichtbar - sukzessive gegen die nicht käuflichen Proteststimmen - also gegen ganz links - gearbeitet wird.

Und so frage ich mich, WIE die beschworenen Veränderungen, die, durch die bevorstehende Klimakatastrophe eher zufällig auch die ökonomischen Ungerechtigkeiten mit in den Fokus gerückt haben, überhaupt eingeleitet werden sollen? Wählbar scheint das aufgrund der politischen Unterschiede innerhalb der Bevölkerung nicht zu sein. Im Gegenteil - in unserer Demokratie kann sich sogar die Repression legal durchsetzen.

Und dann schaue ich wieder nach Frankreich - und noch weiter bis nach Chile. Und wieder auf die Lebensläufe der Kämpfer und Kämpferinnen, derentwegen wir heute hier sind - und der Bezug ist schlüssig.

Die gesamte Veranstaltung gibt es auch hier zum Nachhören! Besten Dank für die Aufnahme an Gerhard Kettler. Ebenso vielen Dank an Sabine Karrer und Martin Zich, welche die Veranstaltung fotografisch festhielten. Und natürlich auch ein herzliches Dankeschön an alle TeilnehmerInnen der Veranstaltung und alle, welche sich tagtäglich gegen faschistische Tendenzen engagieren!