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„Was werden’s da jetzt wieder für an Bledsinn herbauen?“

  • Samstag, 14. Dezember 2019 @ 16:11
Ein Kaktusbeitrag von KPÖ-Bezirkssprecher Bernhard Gaishofer

„Eine neue Wohnung für dein Enkerl vielleicht!“ So lässt die Gemeinde Wien gerade plakatieren, um auch uns DonaustädterInnen die vielen Baustellen schmackhaft zu machen. Grund genug, sich umzuschauen – immerhin ist gerade der 22. Bezirk der am schnellsten wachsende Teil von Wien und Wohnungen werden ja gebraucht!

Neuer Bildungscampus – Alte Probleme

Beginnen wir mit einer guten Nachricht: Der Bildungscampus Berresgasse wurde im September offiziell eröffnet. Laut Bildungsstadtrat Czernohorszky spielt der Campus „alle Stückln“. Er bietet Platz für rund 1000 Kinder und umfasst einen Kindergarten, eine Ganztagesvolksschule, eine Neue Mittelschule und diverse Freizeiteinrichtungen. Es ist erfreulich, dass endlich auch Geld für eine Bildungseinrichtung, welche in einem starken Wachstumsgebiet liegt, in die Hand genommen wurde. Schließlich sollen in der Berresgasse in den kommenden Jahren etwa 3000 neue Wohnungen entstehen. Auch ein „Gemeindebau Neu“ mit 229 Wohneinheiten ist geplant.

Trotzdem gibt es zu diesem Projekt auch massive Einwände und Kritik: Es wurde bis dato keinerlei Rücksicht auf die Umgebung und infrastrukturelle Maßnahmen gelegt! So fehlt sowohl eine vernünftige Anbindung des öffentlichen Verkehrs (erst 2030 soll eine Straßenbahnlinie 27 kommen), und auch die Flächenwidmungen des Projektes „Stadtquartier Berresgasse“ werden kritisch gesehen, da sie Bodenversiegelung und Verbauung von Grün- und Landwirtschaftsflächen bedeuten.

Dittelgasse: Lobauvorland von Verkehrsüberlastung bedroht!

Um ein anderes, ähnlich gelagertes Projekt in der Dittelgasse ist es mittlerweile recht ruhig geworden. Zur Erinnerung: Das seit 2014 angekündigte Bauprojekt, welches insgesamt 361 Wohnungen beinhaltet, sorgte unter anderem wegen seiner Überdimensionierung und fehlender (vor allem verkehrstechnischer) Infrastruktur für Kritik. Es folgten Proteste und ein Mediationsverfahren mit den AnrainerInnen. Ein solches ist grundsätzlich zu begrüßen, nur hinterließ auch dieses Verfahren einen fahlen Nachgeschmack: Es bestand nur aus einem offiziellen Treffen, wo auf die Vorschläge der AnrainerInnen-Initiative so gut wie nicht eingegangen wurde. Das Pikante an der Sache war, dass für diese „Mediation“ eine Firma rund 100 000 Euro bekam. Die Firmeneigentümerin ist die Tochter einer SPÖ Gemeinderätin, die damals auch die Obfrau einer der an dem Projekt beteiligten Bauträger war.

Aktuell ist es so, dass die ersten 96 Wohneinheiten fertig sind und im Dezember bezogen werden. Bereits im Sommer zeigte sich, dass zwar noch Wohnungen verfügbar, alle errichteten Stellplätze jedoch schon vergeben waren. Mit einer weiteren Verkehrsüberlastung des Lobauvorlandes ist also zu rechnen.

Maßnahmen, welche die Verkehrssituation beruhigen und das Lobauvorland vor den Folgen der immer stärkeren Verbauung schützen, sucht man vergeblich. Zwar wurde bei den Gesprächen mit den AnrainerInnen das Planungsbüro Rosinak einbezogen und verschiedene Einbahnen und Geschwindigkeitsbegrenzungen umgesetzt. Ob diese Maßnahmen zielführend sind, wird sich erst zeigen.

„Hippe“ Neubauten aus der Hochglanzbroschüre

Den verschiedenen Prestigebauten werden von Seiten der etablierten Bezirkspolitik im Vorhinein Rosen gestreut. Eines davon ist das sogenannte „VIENNA TWENTYTWO“. Bei der Grundsteinlegung im September wurde es als eines von vielen „innovativen städtebaulichen Projekten“ in der Donaustadt und gar als „neues Wahrzeichen des 22. Bezirks“ bezeichnet. Dabei handelt es sich um einen mehrteiligen Hochhauskomplex, welcher auf dem ehemaligen Parkplatz beim Dr.-Adolf-Schärf-Platz von den Bauträgern Signa und ARE errichtet wird. Beinhalten soll der Komplex Wohnungen (größtenteils Anlagewohnungen), Büros, ein Hotel und kommerzielle Betriebe. Es soll im Gespräch sein, dass auch die Donaustädter Bezirksvorstehung in dieses Gebäude einziehen wird. Inwiefern es sinnvoll wäre, dass sich die Bezirksverwaltung bei einem großen Privatvermieter einmietet, sei dahingestellt…

Dass solche „Schmuckbauten“ nicht dazu beitragen, dass Wohnraum für „normale“ Menschen sichergestellt wird, kann als gegeben betrachtet werden. Angenehmer öffentlicher Raum wird durch sie wohl auch schwerlich geschaffen werden.

Insofern kann nur gesagt werden:

Niemand hat etwas dagegen, wenn vernünftiger, vor allem kommunaler, Wohnbau und Infrastrukturausbau, welcher der gesamten Bevölkerung nützt und die Umwelt nicht zerstört, betrieben wird. Wenn jedoch Prestigeprojekte, die nur im Interesse von (nahestehenden) Bauträgern und von Immobilienspekulanten stehen, gebaut werden, ist das ein „Bledsinn“. Und so ein „Bledsinn“ muss im Interesse aller kritisiert werden dürfen!