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Über Sinn und Unsinn von Studiengebühren

  • Freitag, 16. März 2018 @ 16:27
Von Georg Högelsberger

Die Diskussion um Studiengebühren ist wieder einmal in vollem Gange und wie es aussieht, werden sie auch eingeführt werden. Das bietet natürlich einen guten Anlass, sich einmal generell über solche Gebühren Gedanken zu machen. Was bewirken sie? Sind sie überhaupt notwendig?

Zu den „Pro“-Argumenten

Grob gesagt kann man die gängigsten Argumente für die Einführung von Studiengebühren in drei Klassen unterteilen: rein wirtschaftliche, rein moralische und Mischungen aus beiden. Wirtschaftliche Argumente können etwa lauten: die Unis können ansonsten nicht oder nur schwer finanziert werden. Moralische Argumente laufen oft auf darauf hinaus, dass behauptet wird, jeder Mensch habe die Pflicht zu arbeiten, studieren sei aber keine Arbeit und dürfe deshalb nicht als Selbstzweck betrieben werden. Da Studiengebühren den Druck auf Studierende erhöhen, damit diese „nicht mehr faulenzen“, seien sie daher wünschenswert. Eine Mischung aus moralischen und wirtschaftlichen Argumenten könnte lauten: (Aus)Bildung kostet etwas. Jeder kann sich aber selbst aussuchen, worin er sich (aus)bildet, daher soll sich auch jeder die (Aus)Bildung selbst zahlen.

Zu den Gegenargumenten

Wirtschaftlich kann eingewandt werden, dass Unis ja genauso gut aus gesellschaftlichen Mitteln erhalten werden können (es bräuchte halt den politischen Willen dazu). Auf moralischer Seite wird oft mit Chancengleichheit argumentiert:

Bildungs- und Aufstiegschancen sind zu einem guten Teil von der ökonomischen Situation einer Person oder dessen Familie abhängig (kann man es sich überhaupt leisten, nicht zu arbeiten und stattdessen zu studieren?). Da Studiengebühren die Ungleichheit verstärken würden, seien sie abzulehnen.

Was nun die dritte Kategorie betrifft, wird oft ein veralteter gesellschaftlicher Grundsatz angesprochen: nämlich, dass prinzipiell jeder erwachsene Mensch arbeiten müsse. Wer aber Geld hat, kann sich von der Arbeit gewissermaßen freikaufen: er kann es sich leisten, weniger bzw. gar nicht mehr zu arbeiten (je nachdem wie reich er ist). Es ist allerdings unzutreffend, dass der Sinn der Arbeit einzig im Gelderwerb liegt. Es gibt auch noch andere Arten von (wichtiger) Arbeit – z.B. Kinderbetreuung in der Familie. Darüber hinaus sei Arbeiten an sich nicht der Sinn und Zweck des Menschen. Er sei eben kein Roboter, daher könne es auch keine Pflicht zu arbeiten geben, wenn diese nicht notwendig ist. Aufgrund der politischen Ausrichtung der Studiengebühren, mehr Menschen zur Erwerbsarbeit zu drängen, sowie aufgrund der Tatsache, dass wissenschaftliche Arbeit (und dazu gehört Studieren) nicht weniger wichtig ist als Erwerbsarbeit und folglich nicht „sanktioniert“ werden darf, sind sie abzulehnen.

Neben den obigen Argumenten, also die offensichtliche Benachteiligung von finanziell schlechter gestellten Menschen, weniger Chancengleichheit und damit weniger persönliche Freiheiten zu entscheiden, was man machen will in seinem Leben, sehe ich vor allem den praktischen Aspekt als problematisch an: gut bezahlte Jobs sind bekanntlich schwer zu finden, bei schlecht bezahlten Jobs muss oft zu lange gearbeitet werden, damit sich Wohnen, Essen und eben auch Studiengebühren ausgehen. Ein sinnvolles Studium wird damit so gut wie unmöglich gemacht.

Wer mit mir über meinen Beitrag ins Gespräch kommen will, ist herzlich willkommen. Wir können uns bei Veranstaltungen der KPÖ-Donaustadt treffen, oder Sie schreiben mir einfach: donaustaedter@kpoe.at