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Neue Regierung – neuer Minister – neue Hoffnung?

  • Samstag, 10. März 2018 @ 10:48
Brief eines Lehrers - von Karl Gugler, Lehrer an der AHS-Theodor- Kramer-Straße

Was soll sich ändern, wenn die Bedingungen gleich (schlecht) sind, wie seit Jahren?

Das Volk hat also neu gewählt. Es sind jetzt andere an der Macht als bisher.

Es sind die, die die Kapitalisten lieber haben, weil denen von vornherein klar ist, dass es zuerst der Wirtschaft gut gehen muss, … usw. Und jetzt werden die Rechnungen formuliert (Regierungsprogramm!) und den WählerInnen in der Folge zugestellt. Das nennt man dann „ordentlich regieren!“

Für Linke wird das grauslich, gewiss, aber es ist schon gut, wenn die Kapitalismuspflege von denen gemacht wird, die gegen dieses irrwitzige Wirtschaftssystem noch nie wirklich Einwände hatten.

Die Digitalisierungsoffensive im Bildungsbereich und …
(Regierungsprogramm, S. 82)

Ganze 36 Seiten lang (von 182 insgesamt) schwadroniert das Regierungsprogramm von Digitalisierung. Von Speerspitze ist dabei die Rede. Die digitale Kompetenz sei also die Waffe, mit der die Jugendlichen, der „Rohstoff der österr. Wirtschaft“ (zit. nach Dr. Androsch / Bildungsvolksbegehren) in den Konkurrenzkampf der Blöcke (USA, EU, Indien & China) getrieben wird.

Vom Ausbau der Infrastrukturen ist ja schon länger an vielen Orten die Rede. Kommt jetzt tatsächlich die Ausstattungsverbesserung der digitalen Infrastruktur an Schulen? Gibt es da jetzt Hoffnung?

… ein Wunschzettel an das Christkind!

Vor dem Jahr 2008 wurde in unserem Schulhaus (der AHS Theodor-Kramer-Str.) noch in die technische Ausstattung etwas investiert, wenn auch stets nach dem Billigst-Prinzip. Statt vorher 2 wurden im neu ausgebauten Tiefgeschoß ganze 4 Computersäle eingerichtet, das ganze Haus (fast) voll verkabelt, das Netzwerk mit mehr als 150 Computern und diversen Servern aufgebaut.

Ab 2010 dann ging es steil bergab. Die zugewiesenen Budgets für Sachgüteraufwand näherten sich de facto dem Wert Null, weil plötzlich auch Kosten für Reinigung, Heizung und Beleuchtung abgezogen wurden. Neue PCs und Bildschirme gab es fast keine mehr. Die Zeit der Altgerätespenden begann. Die Wohltäter: die Fa. MEWA, das Bundeskanzleramt, die UNO u.v.a.! Aber das reicht nicht, wenn es nicht einmal mehr möglich ist, Aufrüstungs- und Ersatzteile nachzukaufen.

Jedem von Ihnenist klar, wie lächerlich es ist, einem alten VW Käfer einfach so den Auftrag zu erteilen, jetzt auf 200 km/h Reisegeschwindigkeit zu beschleunigen. Als Mitglied des IT-Teams weiß ich ganz genau, wo und was ganz konkret nachgebessert werden müsste, um ein Werkzeug der besonders mächtigen Art störungsfrei für LehrerkollegInnen als auch SchülerInnen bereit zu halten. Dass das System nicht viel öfter (in Teilen) zusammenbricht, finde ich eher überraschend.

Neben den EDV-Sälen ist die Medientechnik in so gut wie allen Sonderunterrichtsräumen noch in zumutbarem Zustand. In den normalen Klassenräumen gibt es aber bisher nur klägliche Versuche, dem didaktischen Dilettantismus durch Einbau innovativ-technischer Hilfsmittel Einhalt zu gebieten.

Herr Minister, ich bin wirklich gespannt darauf, wieviel von der Digitalisierungsoffensive hierorts ankommen wird und wie lange wir uns noch – an Bescheidenheit gewöhnt – mit Tafel, Kreide und Kofferradio begnügen müssen.

Herr Minister, geben Sie uns 50.000,- EUR und wir sind wieder ganz vorn dabei – wo wir früher einmal waren.

Mit freundlichen Grüßen
Karl GUGLER