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„Du bist ein Problem!“

  • Dienstag, 23. Februar 2016 @ 17:44
Kaktusserie „Weil der Mensch ein Mensch ist…“ von Georg Högelsberger, Junge Linke

Wenn Sie diesen Satz ins Gesicht gesagt bekämen, wären Sie dann entrüstet? Würden Sie sich beschweren, dass man so nicht mit Ihnen umgehen kann? Und was, wenn Sie dazu nicht die Möglichkeit hätten? Wenn Sie davon abhängig wären, dass man Ihnen hilft? Wenn Sie nichts hätten außer dem, was Sie mit sich herumtragen und völlig allein in einem fremden Land, von dem Sie sich Schutz und Zuflucht erhoffen, dastehen? Und dann erklärt Ihnen jene Gesellschaft: „Du bist das Problem!“. So geschieht es in Österreich. Die ganze Problematik ist gemeinhin auch unter dem Namen „Flüchtlingsproblem“ bekannt. Allein die Wortwahl verdeutlicht die Haltung jener Menschen, die es so vehement in die Welt rufen: „Die Flüchtlinge sind das Problem“. Das passt mal wieder super zu unserem gesellschaftlichen Denken und unserer Politik. Sie klagt Menschen, die vor Krieg und Armut fliehen, genau deswegen an. Wie können diese Menschen nur alle auf einmal hierher kommen und alles durcheinander bringen? Und überhaupt: „Es gibt doch sowieso schon zu wenig Ressourcen, und jetzt müssen sich die armen Österreicher_innen auch noch das wenige Geld mit den Flüchtlingen teilen.“

Doch halt. Wie sieht es denn mit dem Geld aus in Österreich? Sind wir nicht etwa eines der reichsten Länder Europas? Wie bitteschön geht sich das denn aus, dass die Flüchtlinge eine ernsthafte Bedrohung für den ärmeren Bevölkerungsteil Österreichs sind?

Existenzängste

Der Grund, warum viele Österreicher_innen so ablehnend gegenüber Flüchtlingen sind, ist eine durchaus reale Existenzangst. Viele stehen wirtschaftlich schlecht da, können sich nur gerade so über Wasser halten und fürchten nun selbst um die wenige Unterstützung, die sie vom Staat bekommen. Das wird von der hiesigen Politik auch so proklamiert: „Entweder die bekommen das Geld, oder ihr. Für beide ist nicht genug da.“ Eh klar, dass man sich im Ernstfall dann doch lieber für sich selbst, also für „die Österreicher“ entscheidet.

Verteilungsgerechtigkeit

Doch wer sich diese Aussagen einmal genauer anschaut, kommt vielleicht an einen interessanten Punkt: Wenn Österreich eines der reichsten Länder der EU ist, die Geldmittel für Menschen, die es dringend benötigen würden, nicht ausreichen, wie etwa Menschen der unteren Schichten oder Flüchtlinge, dann stimmt doch etwas mit der Verteilungsgerechtigkeit nicht. Ein Staat, der ganz offensichtlich sehr wohlhabend ist, aber nicht genug Geld für bedürftige Menschen aufbringen kann (oder vielmehr will), macht etwas falsch. Und wie so oft kann man auch hier Systemcharakter erkennen. Eine so große Aufgabe wie die Betreuung und eine gute Integration von so vielen Flüchtlingen würde eine große finanzielle Herausforderung darstellen. Doch das Geld ist ja da, es müsste nur etwas Kapital von den oberen und reichen Schichten unserer Gesellschaft „nach unten“ wandern, zu den einfachen Leuten genauso wie zu den Flüchtlingen. Aber die Politik hierzulande und allgemein in der EU entschließt sich lieber, die reicheren Bevölkerungsschichten unangetastet zu lassen und lieber die unteren Schichten gegeneinander auszuspielen. So heißt es also doch immer wieder: „Ihr oder die, beides geht nicht.“ Damit wird unter der einheimischen Bevölkerung Stimmung gegen Flüchtlinge gemacht, was das Feindbild des „bösen Asylanten“ kreiert und somit von der ungemeinen vorherrschenden Verteilungsungerechtigkeit ablenkt. Und obendrein ersparen es sich die feinen Damen und Herren von „da oben“ auch noch, dringend benötigte Sozialleistungen einzuführen. Denn wer braucht schon Geld von der eigenen Oberschicht, wenn angeblich eh klar ist, dass die „bösen Ausländer“ uns unser Geld wegnehmen?

Wer mit mir über meinen Beitrag ins Gespräch kommen will, ist herzlich willkommen. Wir können uns bei Veranstaltungen der KPÖ-Donaustadt treffen, oder Sie schreiben mir einfach: donaustaedter@kpoe.at