Willkommen bei KAKTUS - Online / KPÖ-Donaustadt 

Gegen Monsterbauten in der Dittelgasse!

  • Montag, 25. August 2014 @ 06:10
Ein KAKTUS-Gespräch mit der BI „Monsterprojekt Dittelgasse-Nein Danke“

Im Lobauvorland, mitten in einem ländlichen Siedlungsgebiet in Essling, soll ein neuer Wohnbau, bis zu 13,5m hoch, mit insgesamt 450 Wohnungen für rund 1000 Menschen entstehen. Obwohl laut laut Stadtentwicklungsplan STEP 05 dort eigentlich nicht gebaut werden sollte. Eigentümer der Gründe und Bauträger des umstrittenen Projekts ist der Wohnfonds Wien bzw. die Wohnbauvereinigung für Privatangestellte.

Mit einem Besuch bei der letzten Donaustädter Bezirksvertretungssitzung hat die Initiative gemeinsam mit den betroffenen Anrainern auf ihre Bedenken und Einwände aufmerksam gemacht. (Siehe dazu Kaktusbericht vom 2.Juni 2014)

Was jedoch auf den ersten Blick nicht schlimm erscheint – was soll an neuen Wohnungen schon schlecht sein?- offenbart bei genauerer Betrachtung zahlreiche Kritikpunkte. Der KAKTUS hat über den Sommer den Kontakt zu Martin Metzenbauer, dem Sprecher der Initiative, gesucht. Auf die von uns gestellten Fragen erhielten wir folgende Antworten:

Kaktus: Wie kam die BürgerInneninitiative zustande und welche Bedenken habt Ihr bezüglich des Bauprojekts?

M.M.: Das Projekt wurde den Anrainern vom Wohnfonds Wien und anderen beteiligten Institutionen im heurigen Frühjahr im Rahmen einer Informationsveranstaltung in Essling vorgestellt. Der dortige Raum war aufgrund des großen Interesses komplett überfüllt, die Stimmung in der Bevölkerung gelinde gesagt verärgert. Da viele Menschen nicht das Gefühl hatten, dass ihre Einwände wirklich ernstgenommen wurden, haben wir kurzerhand unsere Initiative gegründet.

Wir sind nicht dagegen, dass hier gebaut wird – die meisten hier verstehen, dass leistbarer Wohnraum geschaffen werden soll. Uns geht es um die Dimension und die Dichte der geplanten Bauten. Immerhin werden auf diesem relativ überschaubaren Feld mehr als 1.000 Menschen in Gebäuden, die mit bis zu fünf oberirdischen Geschoßen die umgebenden Häuser deutlich überragen, wohnen.

Kaktus: Gerade das Thema Verkehr ist, in Bezug auf das Projekt, problematisch. Gibt es von Seiten des Bauträgers oder der Bezirksvertretung Pläne wie man diese Frage lösen könnte?

M.M.: Wer die Gegend kennt, weiß wie die Verkehrssituation aussieht. Aus Mangel an echten Alternativen benutzen viele Menschen für ihre täglichen Wege das Auto. Man muss von dieser Gegend für jedes Packerl Milch rund einen Kilometer weit fahren. Dazu kommt noch der Durchzugsverkehr und Schleichwegfahrer. Radwege gibt es kaum, dafür enge Gassen, die immer wieder gerne als Rennstrecke benutzt werden. Radfahren ist also auch keine echte Alternative.

Von Vertretern der Bezirks-SPÖ wurde uns erklärt, dass man sich um eine Verbesserung des Busangebotes kümmern möchte. Nur fährt der Bus 98A bereits jetzt zu den Hauptverkehrszeiten in sehr dichtem Intervall und ist mitunter überfüllt, eine mögliche Anbindung an die Seestadt Aspern wird den meisten Menschen hier auch nichts bringen. Hier in der Gegend braucht es ein umfassenderes Verkehrskonzept – vor allem, wenn man auf relativ kleinem Raum mehr als 1.000 Menschen ansiedeln möchte.

Kaktus: Gibt es von eurer Seite Alternativkonzepte? Immerhin ist der Bau von neuen Wohnungen ja grundsätzlich nicht schlecht.

M.M.: Viele Leute in der Umgebung haben vollstes Verständnis dafür, dass gebaut wird. Nur soll dies angepasst an die Umgebung geschehen. Wenn ich eine U-Bahn, Radwege und ein halbwegs brauchbares Straßennetz vor der Türe habe, kann ich hoch und dicht bauen. Wenn dies – wie hier der Fall – nicht vorhanden ist, muss ich halt in kleinerer Dimension denken und statt 450 Wohnungen nur zum Beispiel 200 Wohneinheiten hinstellen.

Es gibt auch ein interessantes Gegenkonzept, das sich sehr gut für das Baufeld eignen würden – die „Glücksstadt“ einer Wiener Architektin, die sich vor allem an sozial benachteiligte Personen richten würde. Dies wäre zwar nicht so lukrativ wie das aktuelle Projekt, dafür aber sozial und – wir sind ja in Lobaunähe – für die Umwelt deutlich verträglicher.

Kaktus: Wurde das Gespräch mit der Bezirksvertretung gesucht? Wenn ja, waren die Gespräche konstruktiv und informativ?

M.M.: Wir haben Gespräche mit allen Parteien der Bezirksvertretung geführt. Dabei konnten wir anfangs die ÖVP, die FPÖ und die Grünen von unseren Argumenten überzeugen – diese drei Parteien haben sich dann auch im Bauausschuss des Bezirks gegen das Projekt ausgesprochen. Durch die Mehrheit der SPÖ wurde es allerdings trotzdem durchgeboxt. Bei der Bezirksvertretungssitzung sind dann allerdings die Grünen umgefallen und haben zusammen mit der SPÖ für die neue Flächenwidmung gestimmt.

Die Gespräche waren informativ und mit manchen BezirkspolitikerInnen auch konstruktiv. Ein „vielleicht“-Bus als Lösung des Verkehrsproblems in unserem Grätzel kann einfach nicht der Weisheit letzter Schluss sein.

Kaktus: Kann man schon abschätzen wie es mit dem geplanten Projekt weitergeht? Schließlich muss vor dem Start des Bauvorhabens ja noch der Flächenwidmungsplan geändert werden?

M.M.: Der Baubeginn könnte bereits nächstes Jahr erfolgen. Die Flächenwidmung soll im Herbst vom Gemeinderat bearbeitet werden. Viele Anrainer haben Stellungnahmen abgegeben, die von der MA21 für den Gemeinderat zusammengefasst werden. Zusätzlich haben wir mehr als 1.600 Unterschriften gesammelt, die vor kurzem dem Petitionsausschuss übergeben wurden.

Kaktus: Welche weiteren Aktivitäten und Schritte sind geplant bzw. wo kann man sich über Euch informieren?

M.M.: Wir werden nun versuchen, mit den Verantwortlichen aus dem Rathaus zu sprechen – ganz im Sinne der von der Stadt propagierten Bürgerbeteiligung. Leider sind Gesprächsanfragen an die zuständige Stadträtin Monika Vassilakou und Stadtrat Michael Ludwig unbeantwortet geblieben. Hier klaffen offenbar Jubel-Pressemeldungen und Wirklichkeit ziemlich weit auseinander.

Über unsere Initiative kann man sich unter www.dittelgasse.at informieren. Auf Facebook sind wir unter www.facebook.com/dittelgasse vertreten.