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Peter Matejka: Nachhilfe für ein falsches Opfer

  • Dienstag, 13. März 2012 @ 19:37
überparteiliche Gedenkkundgebung am 12.03

Aus Anlass des 74. Jahrestags des Einmarsches der Truppen Nazideutschlands in Österreich in der Donaucity, hat Peter Matejka (Autor und Mitbegründer der Grazer AutorInnenversammlung) einen literarischen Text verfasst und selbst vorgetragen .

Er nimmt den “Möchtegern-Kanzler” HC Strache, der sich immer wieder als “armes Opfer” stilisiert, aufs Korn.

Der Text im Wortlaut: Nachhilfe für ein falsches Opfer

Es war einmal ein Klubobmann, der wollte unbedingt Kanzler werden, auch wenn er auf seinem Weg zum Ballhausplatz viel erdulden mußte und deshalb von sich bei jeder Gelegenheit sagte: "Ich bin ein Opfer."

Und in der Tat: Auf einer Party, zu welcher er nicht eingeladen war, warf jemand eine Leberkässemmel in seine Richtung!

Und den Widerstand gegen den Ball der Farbstudenten in der Hofburg verglich er mit der Reichskristallnacht und sagte dann, seine Worte seien "aus dem Zusammenhang gerissen zitiert worden", weshalb er das Opfer einer linken Hetzjagd sei.

Und als auf seiner Facebook-Seite rechtsextremes Material erschien, welches Asylanten wieder einmal Sozialmißbrauch unterstellte, wollte er wieder das Opfer sein und warf den Aufdeckern von SOS Mitmensch vor, sie würden "die Faschismuskeule schwingen".

Wenn dieses selbsternannte "Opfer" tatsächlich glaubt, ein solches zu sein, so müssen wir uns große Sorgen um seinen Geisteszustand machen.

Denn dann leidet es sehr unter der ansteckenden Geisteskrankheit namens "historische Verwirrtheit" und braucht dringend eine -. Therapie, zumindest ein wenig Nachhilfe in der jüngsten Geschichte.

Der 12. März 1938 war kein Überfall aus heiterem Himmel, denn der war schon lange zusehends braun bewölkt:

  • Schon in der Monarchie hatten manche Studentenverbindungen antisemitische Satzungen, wonach Juden von der Mitgliedschaft ausgeschlossen waren.
  • Ab 1925 randalierten Nazis bei ihnen nicht genehmen Kulturveranstal- tungen, z. B. bei Filmpremieren.
  • Am 12. Juni 1933 wurde an der Adresse Meidlinger Hauptstraße 19 ein Bombenattentat auf den Juwelier Norbert Futterweit verübt.
  • Ab 1933 stand der "grüne Faschismus" im wilden Wettstreit mit Nazi- Deutschland, wo Hitler jetzt das totale Sagen hatte.
  • Dabei gab es einen rechten Kollateralschaden: Kanzler DolIfuß, den man unter vorgehaltener Hand "Milimetternich" nannte, wurde 1934 von einem Nazi ermordet. Doch zuvor konnte er noch für die Kälte des Februar sorgen. Im Anhaltelager Wöllersdorf (NÖ) trafen einander Sozialdemokraten, Kommunisten - und illegale NSDAP-Mitglieder.

    Das heutige Gedenken gibt uns aber auch Gelegenheit, die jüngste Vergangenheit und die Gegenwart einzuschätzen:

  • 1995 wurde auf Roma in Oberwart ein Bombenattentat verübt.
  • Um das Jahr 2000 wurde in Split (Kroatien) Hitlers "Mein Kampf" in kroatischer Übersetzung angeboten, und das in mehreren Buch- handlungen. Kroatien soll demnächst Mitglied der EU werden.
  • Mitglied der EU ist auch unser Nachbar Ungarn, wo die rechtsextreme Jobbik Ortschaften terrorisiert, in denen viele Roma leben.

    Und bei uns in Österreich möchte ein falsches Opfer Kanzler werden, indem es gegen Ausländer hetzt.

    Wir haben noch viel zu tun, damit wir nicht alle echte Opfer werden, wie leider schon zu viele vor uns!