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Die Alte Donau – einst das PARADIES DER KLEINEN LEUTE

  • Donnerstag, 20. Oktober 2011 @ 08:45
Erholungsgebiet Alte Donau Wär’s nicht so traurig, würde sich die Geschichte als neue Folge des „Kaisermühlen Blues“ eignen!

Über große Unzufriedenheit in den Gärten rund um die Alte Donau und das Kaiserwasser berichtete die ORF-Sendung „Am Schauplatz“ vom 23. September 2011.

Auf immer mehr Parzellen werden – unter „grenzwertiger“ Ausnutzung der Bauordnung – mehrgeschossige Einzelwohnhäuser und sogar größere Wohnhauskomplexe mit sündteuren Eigentumswohnungen errichtet. Die AnrainerInnen, die ihre Gärten und Gartenhäuser mit viel Liebe und mit oft hohem Aufwand erhalten und verschönert haben, sehen ihre Lebensqualität und die bisherige Widmung ihrer Anlage als Garten- und Erholungsgebiet massiv gefährdet. (Ein Beispiel - siehe Foto links)

Als PächterInnen besitzen sie bei Bauverhandlungen keine Parteienstellung und kein Einspruchsrecht. Da die umstrittenen „Glorit-Monsterbauten“ im Einvernehmen mit dem Grundstückseigentümer, dem Stift Klosterneuburg, errichtet werden, können die Betroffenen auch nicht auf eine Wahrnehmung ihrer Interessen durch den Verpächter zählen.

Änderungen der Flächenwidmung „ein Erfolg gegen die Monsterbauten“ (?) Jüngst wurden im Wiener Gemeinderat Änderungen des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans für das „Franz Josefs-Land“ und die stadtauswärts liegende rechte Seite der Wagramer Straße beschlossenen. Herr Bezirksvorsteher Scheed lobt diese Änderungen als „Erfolg… gegen die Monsterbauten an der Alten Donau…

…,dass künftig Privatgebäude eine maximale Höhe von 6.5m haben dürfen, die maximale Grundfläche eines Gebäudes 200m² betragen darf und die gekoppelte Bauweise unterbunden wird“, teilt er dazu weiter der Öffentlichkeit mit.

Nebelgranaten, wohin das Auge reicht!

Zweifel bleiben angebracht, ob die nun beschlossene Reduzierung der max Bauhöhe im Franz Josefs Land von bisher 7,50 auf 6,50m (gemeint ist damit die Traufenhöhe – entspricht in etwa der Höhe der Dachrinne) und jetzt die auf 200m²(!!!) begrenzte Baufläche ausreichen, um neue Monsterbauten zu verhindern. Die für Gartensiedlungen früher übliche max Bauhöhe (Traufenhöhe) lag bis in das Jahr 2003 bei 3,5m und wurde dann auf 5,5m erhöht. Dazu kommt, dass die tatsächliche Bauhöhe noch durch der vorgeschriebenen Dachneigung angepasste, nach hinten versetzte Geschosse, erheblich überschritten werden kann. Bei einer Dachneigung von 45° würde, bei einer Gebäudetiefe von 10m, die erlaubte Gebäudehöhe (Giebelhöhe= Höchster Punkt eines Daches) um 5m über der „maximalen Bauhöhe“ liegen. Zu ohnedies möglichen zwei Geschossen wäre zumindest über die halbe Baufläche ein weiteres Geschoss möglich, bei einer größeren Gebäudetiefe sogar noch mehr!

Alle bereits erteilten Baugenehmigungen bleiben weiter aufrecht. Eine Information darüber, mit wie vielen nach den alten Bestimmungen bereits bewilligten Bauvorhaben noch zu rechnen ist, bleibt der Herr Bezirksvorsteher schuldig. (Wäre die KPÖ in der Donaustädter Bezirksvertretung, würde sie dazu eine Anfrage stellen)

Bewusst übergeht der Herr Bezirksvorsteher auch das Bauvorhaben am ehemaligen Sportplatz (Eis) in der Nähe des Kaiserwassers. Dort baut die Bank Austria an einem neuen Ausbildungszentrum für 4000 MitarbeiterInnen jährlich. Im Unterschied zu allen anderen umliegenden Grundstücken gilt hier weiter eine „maximale Traufenhöhe“ von 7,5m. Die bisherige mit 25° vorgeschriebene Dachneigung wird neuerdings auf 45° erhöht. Mit den Bauarbeiten wurde bereits vor Beschlussfassung des neuen Bebauungsplanes begonnen. Dieser wurde also nachträglich den Bedürfnissen der „Bauherren“ angepasst.


Foto links: Vor der Wahl - ehemalige Sportanlage "Eis", Foto rechts: Nach der Wahl - Die Bauarbeiten für das umstrittene Ausbildunsgzentrum der Bank Austria haben bereits begonnen!

Zu seinen „Nebelgranaten“ zählt auch das Versprechen, auf der rechten Seite der Wagramer Straße direkt zur Straße angrenzend „eine „Hochhausbebauung nachhaltig zu unterbinden“. Die Fakten: Im neuen Bebauungsplan wird dort die bisherige Bauklasse2 auf Bauklasse 3 erhöht. (Traufenhöhe 16m, maximal 6 Geschoße + 1 Dachgeschoß, wobei die reale Bauhöhe auch hier erheblich überschritten werden kann.) In baurechtlicher Hinsicht handelt es sich dabei möglicherweise noch um keine Hochhäuser. Dennoch stößt auch diese Umwidmung bei den dahinter wohnenden AnrainerInnen auf Ablehnung. Das Stift Kosterneuburg und die EigentümerInnen eines Autohauses haben sich allerdings seit Jahren vehement für diese Umwidmung eingesetzt.

Wer 1+1 zusammenzählen kann…

..wird schnell dahinterkommen, dass das ehemals „Paradies der kleinen Leute“ genannte Idyll für die heutigen politischen Verantwortungsträger längst ausgedient hat. Die durch die U-Bahn gut erschlossenen Gebiete sollen einer möglichst profitbringenden Verwertung zugeführt werden. Die jetzigen PächterInnen bleiben dabei auf der Strecke.

Die Wege, möglichst viele Parzellen für eine „profitablere Verwertung“ frei zu bekommen, sind vielfältig. Wollen in die Jahre gekommene PächterInnen ihre Gärten und Häuser an ihre Kinder übertragen, wird seitens des Stifts der Pachtzins um ein Vielfaches erhöht. In einem vom ORF gezeigten Beispiel steigt die Pacht von früher 95 Euro, auf künftig 600 Euro/Monat (!!!). Das bleibt für viele unerschwinglich.

Von der etablierten Politik im Stich gelassen!

Im Bezirkparlament wurden die kritisierten Flächenwidmungsänderungen schon im Juni von der SPÖ und FPÖ(!!!) befürwortet.

Siehe auch Kaktusbericht über die Bezirksvertretungssitzung im Juni 2011

Einige von jenen, die sich von der SPÖ im Bezirk schon länger in Stich gelassen fühlen, haben auf die FPÖ gehofft, die sich vor den Wahlen lautstark auf ihre Seite gestellt hatte. Sie wurden bitter enttäuscht. FPÖ-Gemeinderat Mahdalik hat nämlich seine Bezirkspartei in der Zwischenzeit im Interesse der Grundstückseigentümer „auf Linie gebracht“.

Die Grünen stimmten zwar im Bezirk gegen die Flächenwidmungsänderung, im Gemeinderat zählen sie und insbesondere Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou aber zu den BefürworterInnen.

Wenn Sie uns zum Thema „Alte Donau und Kaiserwasser“ auch Ihre Meinung mitteilen wollen, schreiben Sie uns! Unsere Adresse: Kaktusredaktion, Wurmbrandgasse 17, 1220 Wien, e-mail: donaustaedter@kpoe.at