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Sozialmarkt ja? -"Vinci-Dorf" nein?

  • Donnerstag, 8. Januar 2009 @ 18:50
Armut und soziale Ausgrenzung Läßt die Donaustadt, obwohl FP-Resolution abgelehnt, die Vinzigemeinschaft im Regen stehen?

Es liegt noch nicht allzu lange zurück. U.a. lag der Donaustädter Bezirksvertretung in ihrer letzten Sitzung des Vorjahres ein FPÖ-Antrag vor, die Donaustädter Bezirksvertretung möge sich „gegen die Errichtung eines Obdachlosenheims in Aspern aussprechen“, dem damals von allen anderen Bezirksparteien eine Abfuhr erteilt wurde. (siehe Kaktusbericht vom 08.12.2008)

Ein Kurier-Online-Bericht vom 30.12.2008 deckt nun die wahren Hintergründe dieses FPÖ-Resolutionsantrages auf. Es geht um den Standort für ein weiteres auch für "Obdachlose ohne Chance auf Betreuung" offenes "Vinci-Dorf" Seit dem Jahr 2003 möchte die vom katholischen Pfarrer Wolfgang Pucher gegründete Vinci-Gemeinschaft auch in Wien eine Zufluchtstätte für Obdachlose ähnlich ihrem „Vinzi-Dorf" in Graz einrichten. Bei dem Grazer Vinzi-Dorf handelt es sich im Übrigen um eine jener Sozialeinrichtungen, die der Bundespräsident Fischer, wie vor seiner Wahl versprochen, als Zeichen der Wertschätzung, zum Zwecke eines Lokalaugenscheins besuchte. Es besteht aus 26 Baucontainern, die es ihren BewohnerInnen ermöglichen „ ihre Grundbedürfnisse wie Essen, Schlafen und Waschen zu befriedigen und durch Betreuung und Integration in die „Dorfgemeinschaft den Weg in ein normales Leben zu finden.“

Sozialmarkt ja? - „Vinzi-Dorf" nein?

Ein soziales Projekt für das man in Wien und auch in der Donaustadt offenbar wenig Gegenliebe entgegenbringen will. Ganz will man sich dem Problem der Armut ja nicht mehr verschließen. So wurde bei derselben Bezirksvertretungssitzung ein Antrag der Grünen– einen Sozialmarkt in der Donaustadt einzurichten - einstimmig dem Sozialauschuss zugewiesen . Auch in diesem Zusammenhang wäre die Vizigemeinschaft ein guter Gesprächspartner, schließlich hat sie ja erst vor kurzem selbst einen Sozialmarkt in Marialhilf eröffnet.

Bereits viermal abgeblitzt!

Viermal hätte man für das geplante Vinzi-Dorf schon ein Wiener Grundstück in Aussicht gehabt. Laut Kurierbericht eines davon auch in Aspern. „In Aspern drohten 1200 BürgerInnen aus der Kirche auszutreten und konnten auch durch einen Busausflug ins „geordnete“ Grazer Vinzidorf nicht überzeugt werden“ so der Kurierbericht. Ein wahrhaftes Beispiel „christlicher Nächstenliebe“ gibt unser Bezirk hier ab.

Auch dieses Beispiel stellt einmal mehr unter Beweis, dass die von der FPÖ betriebene und mit Recht kritisierte Politik der sozialen Ausgrenzung, Fremdenhetze und Menschenverachtung in einem weit größeren Kreis als ihre AnhängerInnen und WählerInnen wirkt und auf eine Vielzahl von Vorurteilen und Ängste baut.

„Das Tuch des Schweigens“

Die Causa vor einer größeren Öffentlichkeit möglichst im Verborgenen zu halten, statt sich mit dem Thema Obdachlosigkeit, ihren Ursachen und vielen hinter den Haltungen der BürgerInnen aus Aspern stehenden Vorurteilen und Ängsten offen auseinanderzusetzen, scheint für die Verantwortungsträger in der katholischen Kirche, sowie die politisch Verantwortlichen in unserem Bezirk und in der Stadt im Vordergrund gestanden zu sein. Anders ist es kaum nachvollziehbar, dass mit Ausnahme des Kurierberichts, das Thema bisher kaum Eingang in die mediale Berichterstattung, auch unserer Bezirkszeitungen fand.

„War die Empörung gegenüber der FPÖ auch deshalb so groß, weil sich die Bezirksblauen nicht daran halten wollten, die Angelegenheit unter den Tisch zu kehren und sich unter Ausnützung einer in der Bevölkerung vorher geschürten Hysterie einmal mehr profilieren wollten?" fragt sich Johann Höllisch Zuhörer bei der letzten Bezirksvertretungssitzung, heute. Nach Ansicht der KPÖ-Donaustadt zeigt auch dieses Beispiel anschaulich, wie dringend es wäre, sich nicht nur versteckt, sondern öffentlich mit dem Thema Armut und seinen Ursachen und tabulos auseinanderzusetzen. Je größer und weiter verbreitet die Angst einmal selbst von Armut betroffen zu sein, umso verbreiteter sei die Neigung, jene die sich gegenüber Armen herablassend, ausgrenzend und menschenverachtend verhalten, in ihrem Tun zu unterstützen. Die Scheinwelt unserer heutigen Gesellschaft vertrage Bilder der Armut nicht.

Aspern ist kein Einzelfall.

Auch auf ein Grundstück am ehemaligen Brigittenauer Frachtenbahnhof musste die Vinzigemeinschaft verzichten, nachdem in diesem Bezirk ein einstimmiger Beschluss herbeigeführt wurde dort irgendwann einen Park einzurichten, Schöpfwerk und Hetzendorferstraße scheiterten am Nein der Stadt…