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Die Lobau-Autobahn und das Grundwasser

  • Samstag, 29. November 2008 @ 10:46
Keine neuen Autobahnen! b>Ein Gastbeitrag von Dr. Heinz Högelsberger

Der Bau neuer Autobahnen und das Grundwasser - mit diesem Thema hat sich der Kaktus bereits mehrmals, auch im Zusammenhang mit der A23 neu, beschäftigt.

Siehe Kaktusbeiträge vom 06,04.2008 , 20.06.2008 und 19.11..2008

Am 20.November fand in Groß Enzersdorf eine Diskussion über den Einfluss der umstrittenen A1 (Lobauautobahn) auf das Grundwasser in der Region statt.

Dr. Heinz Högelsberger, Verkehrsreferent von Global 2000, neben den Bürgerinitiativen Marchfeld - Groß Enzersdorf (BIM) und “Rettet die Lobau" , Mitveranstalter berichtet über diese Veranstaltung für unsere nächste Kaktusprintausgabe. Die nächste Printausgabe des Kaktus erscheint am 04.12.2008. für die BesucherInnen unserer Kaktuswebsite stellen wir den Bericht bereits jetzt online. Verdursten oder Ertrinken?

Unter diesem plakativen Titel fand am 19. November 2008 in Groß Enzersdorf eine Podiumsdiskussion über den Einfluss der umstrittenen Lobau-Auobahn auf das Grundwasser in der Region statt. Organisiert wurde diese Veranstaltung von den BürgerInneninitiativen “Marchfeld - Groß Enzersdorf (BIM)” und “Rettet die Lobau”, sowie von GLOBAL 2000.

Generell geht es in dieser Materie um drei Problemfelder:

1. Unter der Donau und der Lobau verläuft der geplante Schnellstraßentunnel in einen alten (=tertiären) Grundwasserhorizont. Das ist die strategische Trinkwasserreserve von Wien. Worin liegen die möglichen Risiken des Tunnelbaus? Bedingt durch die komplizierte geologische Situation müssen beim Tunnelvortrieb Chemikalien zur Stabilisierung des Untergrunds verwendet werden. Sind diese möglicherweise giftig?

2. Der Tunnel soll im Bereich der Autokinos “auftauchen” und quert dabei den oberen (=quartären) Grundwasserhorizont. Da die Tunnelröhren rund 15 Meter Durchmesser haben, wirken sie wie ein riesiges Hindernis im Grundwasserstrom: Oberhalb kann der Grundwasserhorizont ansteigen, stromabwärts sinken. Was sind die geplanten Gegenmaßnahmen bzw. Risiken? Welche Gefährdung gibt es für das Gewässer des Nationalparks?

3. Durch den Bau des Tunnels kann es zu einer ungeplanten und ungewollten Verbindung der beiden genannten Grundwasserhorizonte kommen. Was sind die Probleme dabei? Was wird dagegen getan?

Detailierte Auskünfte blieb die ASFINAG schuldig

Vor rund 300 TeilnehmerInnen versuchten die Vertreter der ASFINAG – Projektleiter Andreas Fromm und der Geologe Ditmar Kreysler – zu beruhigen und zu beschwichtigen: Man habe alles unter Kontrolle, der Einfluss auf den Grundwasserspiegel liege bei einigen Zentimetern. Durch Düker – das sind kleine Tunnel, die das Grundwasser unterhalb der Straßentunnel durch leiten sollen – werde der Wasserspiegel stabilisiert. Welche Chemikalien beim Tunnelbau verwendet werden, wisse man nicht im Detail, sicherheitshalber behaupteten die ASFINAG-Leute aber, dass sie ungiftig wären. Und überdies würde alles ganz genau beim Umweltverträglichkeitsverfahren (=UVP) behandelt und festgelegt werden. Detaillierte Antworten blieben sie aber weitgehend schuldig.

Als kritische Geister fungierten der Ingenieurgeologe und beeideter Sachverständige Josef Lueger und der Universitätsprofessor und Gewässerökologe Friedrich Schiemer. Sie forderten mehr detaillierte Informationen und mehr Einbindung der Bevölkerung in die gesamte Planung. Vom Publikum kamen zahlreiche Beispiele, wie die ASFINAG bei anderen Straßenbauprojekten die Auflagen der UVP-Bescheide missachtet hatte und dass man daher kein Vertrauen in die ASFINAG haben dürfe.

Bleibt als Resümee:

Die Lobau-Autobahn ist aus Gründen der Umwelt- und Klimaschutzes, sowie aus verkehrspolitischen Erwägungen abzulehnen. Selbst bei dem überschaubaren Teilaspekt über die Gefährdung des Grundwassers, ist höchste Vorsicht geboten. Den Beschwichtigungen der ASFINAG Glauben zu schenken, wäre ein schwerer Fehler!